Gegnerportrait Kap Verde
Kap Verde beim Spiel gegen Ungarn. - Foto: imago images / Bildbyran
16.01.2021 A-Männer

Gegnerportrait Kap Verde

Zum ersten Mal sind die Handballer von der afrikanischen Inselgruppe bei einer WM dabei - nach Rang fünf bei der Premiere bei Afrikameisterschaften

Ihr Spitzname lautet „die „blauen Haie“, und am Freitagabend feierten die Handballer aus Kap Verde einen historischen Moment, auch wenn sie das Feld nicht als Sieger verließen: Das 27:34 (14:19) gegen Ungarn in der Hassan-Moustafa-Arena von Gizeh war das erste Spiel bei einer Weltmeisterschaft für die Mannschaft von der Insel vor der Nordwestküste Afrikas. Am Sonntag (18 Uhr, live in der ARD und bei sportdeutschland.tv) treffen die „blauen Haie“ auf die deutsche Mannschaft - es wird das erste Duell der beiden Mannschaften überhaupt.

Allerdings wurde das Team von Trainer Jose Tomas im Vorfeld der WM in Ägypten heftig von Corona-Fällen getroffen - sowohl schon beim Trainingslager in Portugal, als auch bei den ersten Tests in Ägypten, bevor die Mannschaft in die „Bubble“ einzog. Daher standen bei der Niederlage gegen Ungarn auch nur neun Feldspieler und zwei Torhüter auf dem Spielberichtsbogen.

Dabei fehlte unter anderem der einzige kapverdische Spieler, der für einen deutschen Verein aufläuft: Ivo Santos(28) von der Oberliga-Reserve des Bergischen HC. Der Rückraumspieler spielte zunächst in Graz, dann in Leichlingen und nun bei den Bergischen Löwen. Zu gerne hätte er sein erstes WM-Spiel absolviert, befindet sich aktuell aber nicht im WM-Quartier.

Aber wie schafften es die Handballer von der Inselgruppe überhaupt nach Ägypten? Rein statistisch betrachtet, liegen die DHB-Auswahl und die Kapverden auf einem Niveau - denn beide haben ihre Kontinentalmeisterschaften jeweils als Fünfter beendet. Während Deutschland unglücklich über das verpasste Halbfinale war, feierten die Spieler von den Atlantikinseln ihren Turnierabschluss Ende Januar 2020 in Tunesien umso überschwänglicher. Denn erstmals überhaupt -   weil das Teilnehmerfeld von 12 auf 16 Teams ausgeweitet wurde und das Team einen Sponsor fand, der die Reise bezahlte - hatte sich Kap Verden für die Afrikameisterschaft qualifiziert. 

In der Vorrunde in Tunesien startete das Team des portugiesischen Trainers Jose Tomas gleich richtig durch, besiegte die früheren WM-Teilnehmer Elfenbeinküste und Kamerun und qualifizierte sich so für die obere Hälfte der Zwischenrunde. Dort gab es zwar Niederlagen gegen Halbfinalteilnehmer Algerien sowie Marokko, aber in den Platzierungsspielen gaben die Kap Verden alles: Im entscheidenden ersten Duell um das WM-Ticket gegen die Demokratische Republik Kongo gab es ein 32:30 nach Verlängerung - und im Spiel um Platz 5 dann sogar einen 37:28-Erfolg gegen Marokko.

Aus dem 20-er Kader, den Trainer Tomas ursprünglich für die WM-Vorbereitung nominierte, spielen nur vier Spieler auf den Kapverden, zehn in Portugal, drei in Spanien sowie je einer in Frankreich, Rumänien - und eben Ivo Santos. Bekanntester Legionär von denen, die gegen Ungarn auf dem Feld standen, ist Leandro Semedo, mit sechs Treffern auch bester Werfer - er spielt für den spanischen Spitzenklub und European-League-Teilnehmer Ademar Leon.

Für ihn ging mit der WM-Teilnahme ein Traum in Erfüllung: „Wir haben überhaupt keinen Druck. Wir wollen die Chance nutzen, um mit den besten Teams der Welt auf der gleichen Bühne zu stehen, die Spiele zu genießen, und vielleicht sogar einen Sieg gegen Uruguay einzufahren.“ Rückblickend ist Semedo immer noch begeistert von der Afrikameisterschaft 2020: „Es war eine einzigartige und unerklärliche Sensation mit unglaublichen Emotionen.“

„Nach dem fünften Platz waren wir zuhause plötzlich in aller Munde, alle Menschen haben uns zu dieser historischen Leistung beglückwünscht und waren unglaublich stolz“, sagt Nelson Jesus, Präsident des kapverdischen Handballverbands: „Der Stolz war vor allem deswegen so groß, weil wir als kleines Land uns quasi ohne Ressourcen für eine Weltmeisterschaft qualifiziert haben, wir haben kaum Spieler und kein Geld. Wir haben die Welt des Handballs überrascht und es war wunderbar und spektakulär.“

Dass Kap Verde stärker einzuschätzen ist als Uruguay, weiß auch DHB-Sportvorstand Axel Kromer: „Das wird eine größere sportliche Herausforderung. Alfred hat schon vor Wochen schon auf die Qualität von Kap Verde hingewiesen. Die sind stärker, als es der Name vermuten lässt. Viele Spieler laufen für Klubs in Portugal, Spanien oder Frankreich auf. Sie können Handball spielen und werden uns vor gewisse Aufgaben stellen. Ich habe einige Spieler in der Halle gesehen, die strahlen schon eine Körperlichkeit aus und haben auch handballerisch einiges drauf.“

Kapverden:

Qualifiziert für die WM in Ägypten: Fünfter der Afrikameisterschaft

Trainer: Jose Tomas

Topstars: Leandro Semedo (Rückraum), Edmilson Araujo (Linksaußen)

WM-Bilanz: erste Teilnahme

Afrikameisterschaften: 2020: 5. Platz (einzige Teilnahme)

Deutsche Bilanz gegen Kapverden:

Bisher keine Spiele

(BP)

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