Gegnerportrait Uruguay
Die Nationalmannschaft aus Uruguay. - Foto: Argentinischer Handballverband
14.01.2021 A-Männer

Gegnerportrait Uruguay

Die Südamerikaner starten mit der Partie gegen Deutschland am Freitag in ihre erste WM - Qualifiziert als Dritter in Südamerika - Training unter freiem Himmel

Wenn die deutsche Männernationalmannschaft am Freitag (18 Uhr, live in der ARD) zum WM-Auftakt in Gizeh zum ersten Mal überhaupt gegen Uruguay antritt, treffen zwei Welten aufeinander: Hier der dreifache Weltmeister, der zum 26. Mal bei einer Weltmeisterschaft am Start ist, dort der Debütant, der mit riesiger Vorfreude nach Ägypten gereist ist.

Uruguay feiert sein WM-Debüt als Dritter der Südamerikameisterschaft 2020 in Brasilien - als man immerhin die Chilenen hinter sich ließ, die sich dann aber per IHF-Wildcard für Ägypten qualifizierten. Gleich der erste Spieltag der ersten Süd- und Zentralamerikanischen Meisterschaften im brasilianischen Maringa sollte für Uruguay der entscheidende sein. Denn mit dem 28:25 (15:13) über den Erzrivalen Chile sicherte sich die Mannschaft von Trainer Jorge Botejara die wichtigen Punkte, um dieses Turnier am Ende als Dritter hinter Argentinien und Brasilien zu beenden - und sich somit das dritte und letzte WM-Ticket bei dieser Veranstaltung zu sichern.

Erwartungsgemäß war Uruguay gegen Turniersieger Argentinien (17:33) und den Zweiten aus Brasilien (14:31) chancenlos, hielt sich gegen Paraguay beim 32:20 schadlos und legte gegen Bolivien ein fast perfektes Spiel hin - nach einer 24:0-Halbzeitführung hieß es nach 60 Minuten 55:1. Mit diesem dritten Rang feierte Uruguay den größten Erfolg der Verbandsgeschichte, nachdem man zuvor dreimal die Qualifikation zu einer Weltmeisterschaft hauchdünn verpasst hatte, jeweils als Vierter der Panamerika-Qualifikation 2012, 2014 und 2016.

Trainer Jorge Botejara bezeichnete dieses WM-Ticket als einen „lange herbei gesehnten Schritt für den uruguayischen Handball“, Innerhalb eines Jahres qualifizierten sich sowohl die Junioren als auch die Männer für Weltmeisterschaften - nicht schlecht für ein Land mit nur 3,5 Millionen Einwohnern und rund 1950 registrierten Handballern.

Botejara ist seit 1987 im uruguayischen Verband tätig und führte gleich im ersten Jahr die Frauen zur WM. Mit dem Ticket nach Ägypten hat er also Sportgeschichte in seinem Heimatland geschrieben - als erster Trainer, der Männer und Frauen zu WM-Turnieren führte. Wichtigster Spieler seines Teams ist Kapitän Nicolas Fabra, der sich freut, sich auf der größten Handballbühne der Welt zu beweisen. „Uruguay wird gerade gegen Deutschland und Ungarn viel Erfahrung sammeln, beide Teams sind die großen Favoriten, aber wir wollen ja auch lernen. Nur solche Spiele sorgen dafür, dein Niveau zu erhöhen. Wir werden mit der WM-Teilnahme wachsen und unsere Träume erfüllen, gegen die Besten der Welt zu spielen.“

Die Vorbereitung in der Heimat lief Corona-bedingt ganz anders als geplant: Denn weil kein Hallensport erlaubt war, wurde draußen trainiert. Wir konnten keine Testspiele bestreiten, und wir hatten von März bis August überhaupt keine Chance auf Handball. Von September bis November spielte zumindest unsere Liga wieder, dann erfolgte der nächste Abbruch“, sagt Botejara.

Nichtdestotrotz ist die Mannschaft heiß auf die WM - und speziell das Duell mit Deutschland. Fabra bezeichnet seine Mannschaft als „toller Haufen mit viel Hunger auf Erfolg. Wir wollen uns ständig verbessern und weiter Geschichte zu schreiben. Für uns alle ist der größte Stolz, unser kleines Land zu repräsentieren und dieses Trikot zu tragen. Wir alle sind sehr bescheidener Menschen, die ihre Grenzen kennen uns aber auch hohe Ziele setzen.“

Trainer Botejara hofft, dass Uruguay „die Chancen, die uns die WM in Ägypten bietet, optimal nutzen wird, denn wir brauchen neue Talente. Die WM ist eine trolle Bühne, um Jugendliche anzusprechen, die dann sehen, wie toll es ist Nationalspieler zu sein. Unser Talentpool ist recht klein. Zudem wollen wir bei der WM auch deswegen einen tollen Eindruck hinterlassen, damit mehr Spieler einen Klub in Europa finden und in der Topligen dazulernen können - denn um konkurrenzfähig zu sein, brauchen wir mehr individuelle Qualität.“

Zu den aktuellen Europa-Legionären zählen Maximo Cancio, Diego Morandeira, Gabriel Chaparro und Santiago Ancheta in Spanien und Italien, andere haben internationale Erfahrung mit dem uruguayische Beach-Handball-Team bei den World Games gesammelt, als man just den WM-Vorrundengegner Ungarn besiegte. Zu den Beach- und Hallen-Nationalspielern zählen Rechtsaußen Alejandro Velazco, Andrés Miranda und Felipe Gonzalez.

Botejara jedenfalls freut sich in der Vorrunde vor allem auf ein Spiel: „Die Auslosung für unsere Gruppe hat zwei verschiedene Ebenen für uns. Deutschland und Ungarn liegen außerhalb unserer Möglichkeiten, aber wir hoffen, dass wir gegen Kap Verde eine Chance haben, uns für die Hauptrunde zu qualifizieren. Der dritte Platz in unserer Gruppe wäre großartig für uns, und danach hängt alles von der Entwicklung unserer Mannschaft ab.“

Für den Verband ist jedenfalls das Ticket nach Ägypten schon wie ein Sechser im Lotto: „Das ist die Belohnung nach einem langen Weg und eine tolle Gelegenheit für eine nationale Bekanntheit des Handballs zu sorgen. Deswegen ist die WM ein Zeichen für die Zukunft“, sagt Alejandro Acosta, Generalsekretär des Uruguayischen Handballverbandes.

Uruguay:

Qualifiziert für die WM in Ägypten: Dritter der Südamerikameisterschaften

Trainer: Jorge Botejara

Topstars: Maximo Cancio (Rückraum), Gabriel Chaparro (Kreis), Alejandro Velazco (Linksaußen), Felipe Gonzalez (Torwart)

WM-Bilanz: erste Teilnahme

Beste Platzierungen Panamerika-Meisterschaft:

  1. Platz 2012, 2014, 2016, 5. Platz 2010

Beste Platzierung PanAm-Games:

  1. Platz 2007, 2015, 6. Platz 1999

Deutsche Bilanz gegen Uruguay:

Bisher keine Spiele

(BP)

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