Kastening: „Wir müssen dreimal voll da sein“
Timo Kastening. - Foto: Sascha Klahn
07.03.2021 A-Männer

Kastening: „Wir müssen dreimal voll da sein“

Der Handballer des Jahres 2019 von der MT Melsungen im Interview vor dem Start der Vorbereitung auf die Olympiaqualifikation in Berlin

Vor ziemlich genau zwei Jahren hat Timo Kastening in einem Testspiel gegen die Schweiz sein Debüt im DHB-Männer-Nationalteam gegeben. Danach ging es steil bergauf: Bei der EM 2020 war der Rechtsaußen bester deutscher Werfer, kurz darauf wurde er zum Handballer des Jahres gewählt, im Januar folgte die erste WM - und nun träumt der 25-Jährige von der MT Melsungen von seiner ersten Olympia-Teilnahme. Um in Tokio dabei zu sein, muss die deutsche Mannschaft als Gastgeber am kommenden Wochenende mindestens Zweiter beim Olympia-Qualifikationsturnier in Berlin werden, wo man auf Vizeweltmeister Schweden, den EM-Vierten Slowenien und Algerien (Dritter der Afrikameisterschaft 2020) trifft.

Beim ersten virtuellen Medientermin des DHB zum Start der Vorbereitung auf das Turnier in Berlin äußerte sich Timo Kastening am Sonntag.

Wie große ist Ihre Vorfreude auf das Turnier?
Timo Kastening: Bei der Anreise nach Berlin habe ich mich unglaublich gefreut, dass es losgeht. Die  Olympiaqualifikation ist ein unglaublich wichtiges Ereignis. Ich hoffe, dass wir aus den Fehlern der WM gelernt haben, es bei der Quali besser machen und die Qualifikation auch schaffen.

Gleich zum Start am Freitag geht es gegen Vize-Weltmeister Schweden - wie hoch ist die Hürde?
Timo Kastening: Im Endeffekt müssen wir gegen jeden Gegner spielen und wollen auch gegen jeden gewinnen, daher ist die Reihenfolge egal. Als wir 2020 erfuhren, gegen wen es geht, war Slowenien grade EM-Vierter geworden, da dachten wir wow, jetzt ist  Schweden als Zweiter bei der WM das Team der Stunde, brandgefährlich und mit Weltklasseleuten. Das werden alles Spiele auf Topniveau und ich hoffe, wir werden die nächsten Schritte machen. Bei der WM haben wir nicht die ganze Qualität abgerufen, die wir haben, aber jetzt sind wir mit den Rückkehren besser besetzt, können mehr durchwechseln. Und wir wissen, dass wir selbst gegen Algerien alles geben müssen, die haben bei der WM nur mit drei Toren gegen Frankreich verloren. Wir brauchen am Wochenende den richtigen Flow, denn die Tagesform wird entscheiden. Wir müssen dreimal voll da sein, jeder Einzelne ist gefragt.

Wie sehen Sie Ihre Entwicklung im Nationalteam in den vergangenen beiden Jahren?
Timo Kastening: Der Start gegen die Schweiz war schlecht, das war eines meiner schwächsten Länderspiele, deswegen bin ich froh, dass ich noch dabei bin. Ich habe immer noch Potenzial nach oben, auch wenn die EM 2020 gut gelaufen ist. Im Januar habe ich eine durchwachsene WM gespielt, das hat gezeigt, dass ich mindestens mein Grundniveau im Nationalteam bringen muss, wenn ich noch länger dabei sein will. Wenn ich dieses Niveau nicht halte, bin ich schneller weg als ich gekommen bin. Ich bin jedes Mal froh, bei der Nationalmannschaft zu sein.

Wie sehr sind Ihre Leistungen im DHB-Trikot abhängig von Leistungen im Verein?
Timo Kastening: Verein und Nationalmannschaft kann man schlecht vergleichen, das eine hat mit dem anderen heute nichts zu tun, siehe im Fußball der Bayernblock. Im Nationalteam geht es darum, schnell wieder zusammenzufinden, egal, was im Verein passiert. Das Nationalteam hat eine andere Struktur, und eine Auszeit vom Verein zu bekommen ist super.

Wie sehen Sie die Rückkehr des Innenblocks nach deren WM-Verzicht?
Timo Kastening: Als Außen habe ich wenig mit dem Innenblock zu tun, aber insgesamt ist es ein gutes Gefühl zwei Weltklassespieler wie Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler im Innenblock zu haben, dazu spielen beide seit vielen Jahren auch mit Steffen Weinhold beim THW Kiel zusammen. Das gibt unserer Mannschaft die nötige Grundsicherheit, und stärkt uns den Rücken.

In Berlin teilen Sie sich nun die Rechtsaußen-Position mit Patrick Groetzki - ist das anders als mit Ihrem Klubkameraden Tobias Reichmann?
Timo Kastening: Beide sind fantastische Außen, wir verstehen uns alle gut. Für Tobi tut es mir wegen seiner Verletzung leid, dass er nicht dabei sein kann, aber es ändert sich nicht viel, ich muss auf mich selbst schauen und selbst Gas geben. Wir spielen beide für das große Ziel Olympia - und wenn du schlecht spielst, bist du auf der Bank, wenn du gut spielst, geht es weiter auf dem Feld.

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