Mit Geduld und Druck nach vorne
Philipp Weber beim Spiel gegen Österreich. - Foto: Sascha Klahn
14.01.2021 A-Männer

Mit Geduld und Druck nach vorne

Jetzt geht’s los! Bundestrainer Alfred Gislason und Spielmacher Philipp Weber freuen sich auf den WM-Start gegen Uruguay am Freitag

„Auch wenn ich seit 30 Jahren Trainer bin, bin ich vor jedem Spiel angespannt. Aber ich freue mich auch riesig, dass es endlich losgeht.“ Alfred Gislason ist beim digitalen Medientermin am Donnerstagvormittag die Vorfreude auf sein erstes WM-Spiel als Bundestrainer deutlich anzumerken. Auch Spielmacher Philipp Weber verspürt „ein schönes Gefühl“ vor seinem ersten Spiel bei einer Weltmeisterschaft. Am Freitag um 18 Uhr deutscher Zeit (live in der ARD) trifft die DHB-Auswahl in der Hassan-Moustafa-Arena in Gizeh auf den WM-Debütanten Uruguay - es ist auch das erste Spiel überhaupt gegen den Dritten der Südamerikameisterschaft.

Den Gegner kennt Gislason nur vom Videostudium besagter Meisterschaft aus dem Jahr 2020: „Uruguay spielt einen etwas anderen Handball, als wir es gewöhnt sind, mit einer robusten und beweglichen 6:0-Abwehr, einem guten Torhüter und mit extrem langen Angriffen so wie Bosnien im November. Wir schauen auf unser Spiel, müssen vor allem geduldig im Angriff sein und dürfen uns nicht ärgern lassen, sondern mit viel Druck nach vorne spielen wie zuletzt gegen Österreich.“

Auf welche 16 Spieler er sich für sein WM-Debüt festlegen wird, gibt Gislason der Mannschaft beim Abschlusstraining am Donnerstagnachmittag bekannt. Unter den 20 Spielern, die in Ägypten sind, befinden sich nur neun - darunter alle drei Torhüter, die schon eine Weltmeisterschaft absolviert haben. Die größte WM-Erfahrung bringt Silvio Heinevetter mit 41 Spielen bei fünf WM-Turnieren (2011, 2013, 2015, 2017, 2019), gefolgt von seinem Torwartkollegen Johannes Bitter (37 Spiele bei vier Turnieren/2005, 2007, 2009, 2011) und Kapitän Uwe Gensheimer (34 Spiele bei vier WM-Turnieren). Welche beiden Torhüter gegen Uruguay im Kader stehen werden, „habe ich im Kopf, gebe ich aber auch erst heute Mittag“ bekannt, sagt Gislason, der aber weiß, dass er sich auf alle drei verlassen kann: „Es wird keine Probleme geben. Alle sind sehr erfahrene Torhüter, sie sind ein Team innerhalb eines Teams, müssen so funktionieren und sich damit abfinden, dass jeweils einer nicht spielen wird.“

Nach der Partie am Freitag geht es am Sonntag in Vorrundengruppe A um 18 Uhr weiter gegen Kap Verde (Live in der ARD) und dann am kommenden Dienstag (20.15 Uhr, ZDF) gegen Ungarn. Die Mannschaften auf den Plätzen eins bis drei jeder Gruppe ziehen in die Hauptrunde ein. Gislason sieht die Spiele gegen die beiden WM-Neulinge Uruguay und Kap Verde als ähnliche Aufgaben: „Das sind zwei Spiele, die wir gewinnen müssen und die wir nutzen müssen, um uns besser einzuspielen und taktische Varianten auszubauen. Man weiß auch nach den beiden Siegen gegen Österreich vergangene Woche noch nicht ganz genau, wo wir stehen. Erst gegen Ungarn treffen wir auf einen starken Gegner, danach wissen wir mehr.“

Gislason und Philipp Weber (SC DHfK Leipzig) wollen für Freitag den kompletten Fokus auf das Sportliche richten und nicht auf Corona-Diskussionen: „Das sollen andere kommentieren, ich werde alle Nebenkriegsschauplätze ausblenden“, sagte der Spielmacher. „Ich bin froh, dass es keinen Coronafall bei uns gab und auch, dass jetzt feststeht, dass Kap Verde unser zweiter Gegner sein wird. Die Corona-Diskussion hängt über der WM, ob man will oder nicht. Wir hoffen, dass die Blase hält, jetzt sieht es gut aus, nachdem die Teams hier sind und alle negativ getestet wurden.“

Auf Weber als „Mittelmann Nummer eins“ hat sich Gislason schon festgelegt, auch auf den Außenpositionen sieht der Isländer „eine Qual der Wahl mit höchster Qualität“.  Größtes Lob erhält auch der neue Abwehrchef Johannes Golla, der mit Sebastian Firnhaber den Mittelblock bilden soll: „Das funktioniert schon sehr gut mit den beiden im Innenblock und als Dirigenten der 5:1-Abwehr. Sie haben sich in kurzer Zeit sehr gut eingearbeitet, Johannes Golla ist ein extrem wichtiger Spieler für uns in diesem Turnier und für die Zukunft, sowohl in Angriff und Abwehr. Wir müssen aber aufpassen, dass er nicht immer spielen muss, denn auch er ist erst seit zwei Monaten wieder im Training nach seiner Verletzung.“

Philipp Weber, der 2018 und 2020 bereits zweimal bei Europameisterschaften auf dem Feld stand, will diese Erfahrungen nun auch bei seiner ersten WM einbringen: „Ich freue mich riesig auf die Aufgaben und bin gespannt wie das erste WM-Spiel sein wird. Ich habe mich bei den Europameisterschaften aber weiterentwickelt, bin mehrere Schritte weiter.“

Wie im Verein wird Weber auch in der Nationalmannschaft als Spielmacher eingesetzt: „Ich habe mich mit der Position angefreundet, es macht mir riesig Spaß. Ich versuche der Mannschaft Sicherheit zu geben, das Spiel zu leiten und will dabei eigene Stärken einbringen wie Schnelligkeit und Torgefahr.“

Von Uruguay erwartet Weber vor allem eine robuste Gangart: „Wir dürfen uns nicht von deren Härte beeindrucken lassen, sondern müssen unseren Plan durchziehen, im Angriff wenig Fehler machen und gut ins Turnier reinkommen.“

(BP)

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