Norwegen will bei der zweiten Olympia-Teilnahme glänzen
Die norwegische Männer-Nationalmannschaft. - Foto: Bildbyran
29.07.2021 A-Männer

Norwegen will bei der zweiten Olympia-Teilnahme glänzen

Gegen Superstar Sander Sagosen & Co. hat die deutsche Mannschaft noch eine Rechnung offen

Seit 1972 haben die norwegischen Männer 49 Jahre auf ihre zweite Olympiateilnahme warten müssen. In der Zwischenzeit gewannen die norwegischen Handballerinnen zweimal Olympiagold und insgesamt sieben olympische Medaillen. Nun aber sind auch die Männer unter die fünf Ringe zurückgekehrt und sind am Freitag (14.30 Uhr, live im ZDF und auf Eurosport) der nächste Gegner der DHB-Männer. Mit 4:2 Zähler ist Norwegen aktuell Dritter der Gruppe A hinter Frankreich und Spanien (beide 6:0) und vor der Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason (2:4 Punkte, nach der unglücklichen Niederlage gegen Frankreich am Mittwoch).

Spätestens seit der EM 2016 ist Norwegen unter dem früheren Flensburger Spieler Christian Berge in der Weltspitze, seinerzeit setzte sich die DHB-Auswahl dank eines Tores von Kai Häfner in der Verlängerung des Halbfinales von Krakau 34:33 durch und gewann später Gold. 2017 und 2019 errang Norwegen jeweils WM-Silber, in Hamburg setzten sich die Nordlichter im Halbfinale von 2019 durch und beendeten den Goldtraum von Uwe Gensheimer & Co. 2020 gewannen die Norweger EM-Bronze – bei diesem Turnier stellte Sagosen zudem einen neuen Torrekord auf, im Spiel um Platz 3 schlug man Slowenien, nachdem man das Halbfinale gegen Kroatien äußerst unglücklich nach Siebenmeterwerfen verloren hatte.

Bei der WM in Ägypten im Januar 2021 zählten die Norweger somit zu den großen Favoriten – aber die Niederlage im Auftaktspiel gegen Frankreich war ein Rückschlag. Obwohl fünf weitere Siege folgten, schied man im Viertelfinale gegen den späteren WM-Dritten Spanien aus – und verpasste so das dritte WM-Finale in Serie. Dennoch war das Jahr 2021 bislang erfolgreich, denn in Montenegro buchten Sagosen & Co. das erste Olympiaticket seit 1972, als man auch gegen Deutschland spielte und zu einem 15:15 kam. Norwegen gewann Ende März alle drei Qualifikationspartien gegen Brasilien, Chile und Südkorea deutlich.

In Tokio trifft die deutsche Mannschaft auf viele Bekannte aus der Bundesliga: elf der 15 Nominierten stehen bei HBL-Klubs unter Vertrag, drei weitere liefen früher für deutsche Vereine auf. So verwundert es auch nicht, dass die drei besten norwegischen Werfer nach drei Spieltagen auch in (Nord)-Deutschland aktiv sind, beziehungsweise waren: Sagosen steuerte als aktuell zweitbester Torschütze des gesamten Olympischen Männerturniers hinter dem Flensburger Schweden Hampus Wanne 21 Treffer bei, sein Kieler Teamkollege Harald Reinkind ist Dritter mit elf Toren, dazwischen liegt mit 16 Treffern Außen Magnus Jöndal, der mit Abschluss der Saison seine Karriere bei der SG Flensburg-Handewitt beendet hatte, die mit drei Spielern auch das größte Kontingent der Norweger in Tokio stellt.

Der Start der Norweger verlief recht holprig, man lag nach wenigen Minuten im Auftaktspiel gegen Brasilien mit 1:5 hinten, gewann dann aber standesgemäß 27:24. In der zweiten Partie ereilte Sagosen & Co. das gleiche Schicksal wie das deutsche Team zwei Tage zuvor: trotz einer guten Leistung verlor man mit einem Treffer Unterschied (27:28) gegen Spanien, den Siegtreffer erzielte Aleix Gomez per Siebenmeter mit der Schlusssirene. Gegen Argentinien gewannen die Norweger schließlich 27:23, zeigten dabei eine starke Abwehr, aber einige Schwächen im Angriff, speziell, was die Chancenverwertung betrifft.

„Wir spielen guten Handball, wir müssen nur gegen Norwegen unsere Chancen konsequenter nutzen als gegen Frankreich“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer am Donnerstag, einen Tag vor der Partie gegen Norwegen. Für Bundestrainer Alfred Gislason hat „Norwegen die gleiche Qualität wie Frankreich oder Spanien. Alle diese Mannschaften liegen nahe beieinander. Wir müssen im Gegensatz zum Frankreich-Spiel von Anfang an da sein und weniger Fehler, vor allem im Angriff, produzieren.“

Dass Sagosen im norwegischen Spiel der Dreh- und Angelpunkt ist, bezweifelt auf deutscher Seite niemand: „Er ist einer der weltbesten, wenn nicht der weltbeste Handballer im Moment“, sagt sein Kieler Teamkollege Steffen Weinhold: „Es ist schwer, gegen ihn zu spielen, aber wenn wir ihn konsequent unter Druck setzen, wird er auch Fehler machen, dann müssen wir zuschlagen.“ Für Gislason ist der Torschützenkönig der EM 2020 nur ein Faktor, auf den es zu achten gilt: „Sander ist ein kompletter Spieler, aber die Norweger sind in der Breite stark besetzt, zum Beispiel im Rückraum mit Röd und Reinkind. Auch wenn Sagosen der Start der Mannschaft, müssen wir uns auf alle konzentrieren.“

Deutsche Bilanz gegen Norwegen:

insgesamt: 52 Spiele - 35 Siege - 4 Remis - 13 Niederlagen - Tordifferenz: 1115:987

davon bei Olympischen Spielen: 1 Spiel - 0 Siege - 1 Remis - 0 Niederlagen - Tordifferenz 15:15

(BP)

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