Prokop: „Hunger zeigen und Vollgas geben“
Bundestrainer Christian Prokop und Uwe Gensheimer bei der PK. - Foto: Sascha Klahn
19.01.2020 A-Männer

Prokop: „Hunger zeigen und Vollgas geben“

In den letzten beiden EM-Hauptrundenspielen gegen Österreich und Tschechien will die deutsche Mannschaft in Wien nochmal ihr wahres Gesicht zeigen

Einen Tag nach der unglücklichen 24:25-Niederlage im EM-Hauptrundenspiel gegen Kroatien haben Bundestrainer Christian Prokop sowie die Nationalspieler die Partie analysiert und blicken voraus auf die bevorstehenden Aufgaben gegen Österreich (Montag, 20.30 Uhr, live in der ARD) und Tschechien (Mittwoch, 20.30 Uhr, live im ZDF). Ziel ist nun Platz fünf und somit die Reise zum Finalwochenende in Stockholm. Die wichtigsten Aussagen aus der Pressekonferenz am Sonntag:

Bundestrainer Christian Prokop über:

die Partie gegen Kroatien: "Über 50 Minuten war das eine fantastische Leistung. Der Gewinner war der Teamgeist. Wir haben bislang zwei starke Auftritte in Wien gezeigt und dabei ein ganz starkes Gefühl vermittelt und eine klare Leistungssteigerung nachgewiesen. In den letzten zehn Minuten haben wir dann aber die Kroaten zu Gegenstößen eingeladen. Das ist bitter, aber das ist eben Sport. Wir waren ganz nahe dran am Halbfinale, daher ist das jetzt eine harte Situation. Aber am Sonntagmorgen sind wir aufgewacht, und es sah schon wieder besser aus. Kroatien hat in der Schlussphase einfach die ganze Erfahrung von vielen Champions-League-Spielern in die Waagschale geworfen. Hätten wir aber ein, zwei Tore mehr aus dem Rückraum gemacht, wäre das Ding erledigt gewesen."

die neue Zielvereinbarung für den Rest der EM: "Wir haben uns am Sonntagmorgen zusammengesetzt und ich habe die Mannschaft gefragt; „Wir haben das Ziel Halbfinale verpasst, was machen wir nun mit der EM?“  Und es kam eine klare Antwort, dass wir alle weiter Hunger zeigen und zweimal Vollgas geben. Jeder Spieler muss sich aktiv einbringen, denn das Spiel am Montag ist für Österreich das Spiel des Jahres.“

den nächsten Gegner: "Ich habe großen Respekt und Anerkennung für Österreich, sie nutzen bei der Heim-EM den Heimvorteil richtig aus. Österreich zeigt mannschaftliche Geschlossenheit, hat einen starken Torwart und wird alles dransetzen, um die große Handballnation Deutschland zu ärgern und zu schlagen. Daher ist es entscheidend, welche Antwort wir geben."

Johannes Golla: "Es geht ihm deutlich besser und wir gehen davon aus, dass er gegen Österreich wieder spielen kann. Es war schade, dass es ihn gestern außer Gefecht gesetzt hatte. Er wäre eine wichtige Alternative in der Abwehr gewesen, wobei Pekeler und Wiencek einen fantastischen Job abgeliefert haben."

die Einsatzmöglichkeiten der jungen Spieler in den abschließenden Spielen: "Die Mannschaft muss funktionieren, und es gibt eine Hackordnung. Es ist zum Beispiel entscheidend, wie Uwe vorangeht, denn an ihm orientieren sich die jungen Spieler. Sie lassen sich mitziehen, und das ist gut für das gesamte Mannschaftsgefühl."

die EM als Vorbereitung auf die Olympiaqualifikation: "Wir haben vor dem Turnier in Berlin nur noch ein Testspiel im März gegen die Niederlande in Magdeburg, daher wollen wir uns hier bei der EM Selbstvertrauen für die Olympia-Qualifikation holen. Gerade die jungen Spieler wie Golla, Michalczik, Schmidt oder Kastening profitieren von der Erfahrung, die sie bei einem solchen Turnier sammeln können. Und auch Andy Wolff hat sich hier in Wien richtig reingehangen, für ihn ist der Rest des Turniers sehr wichtig."

Kapitän Uwe Gensheimer über

die Verarbeitung der Niederlage gegen Kroatien: "Es war nicht einfach einzuschlafen und zur Ruhe zu kommen, denn es war ein intensives Spiel mit vielen Emotionen und einem bitteren Ende. Wir haben länger gebraucht, um zur Ruhe zur kommen. Aber heute Morgen haben wir uns zusammengesetzt, und besprochen, wie es weitergehen soll. Wir waren mit den Auftritten in Trondheim nicht zufrieden, hier in Wien haben wir ein anderes Gesicht gezeigt. Das wollen wir nun fortführen, auch wenn das Halbfinale jetzt abgeschrieben ist. Gegen Österreich wollen wir so wie gegen Weißrussland und Kroatien auftreten."

die Motivation: "Wir sind bei einer EM, das ist das größte Turnier für uns mit dem Nationalteam. Wir haben das Ziel, jetzt erfolgreich aufzutreten."

DHB-Vizepräsident Bob Hanning

über die neuen Ziele bei der EM: "Es ist elementar wichtig für den deutschen Handball, dass wir diese EM erfolgreich zu Ende bringen. Wir wissen, dass wir jetzt leiden müssen, denn ab jetzt geht es nur noch den reinen Willem und die reine Bereitschaft nach so einer Enttäuschung. Wir investieren nochmal alles, um die Mannschaft weiterzuentwickeln. Schließlich warten schon in zehn Wochen unsere nächste große Aufgabe, die Olympiaqualifikation."

Weitere Stimmen:

Andreas Wolff: "Wir wollen jetzt alle Spiele gewinnen. Für einen fünften Platz muss man sich nicht schämen, wir gehören dann zu denen fünf besten Mannschaften der Welt und wir würden uns dann in der Weltspitze etablieren. Wir können uns weiter Respekt erarbeiten. Also gibt es jetzt noch viel, für das es sich zu kämpfen lohnt. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen, wir ziehen das jetzt als Team durch. Natürlich bin ich enttäuscht, aber wir müssen als Mannschaft jetzt das Beste aus dem Turnier machen."

Paul Drux: "Gegen Kroatien haben am Ende Kleinigkeiten entschieden. Wir haben viel Kraft gelassen und am Ende einige Bälle leichtfertig vergeben. Zudem war die letzte Zeitstrafe sehr bitter. Nun müssen wir uns für die weiteren Aufgaben nochmal richtig motivieren. Österreich wird extrem motiviert sein, schließlich geht es für die noch um das Ticket zur Olympia-Qualifikation. Wir müssen als Mannschaft zusammenstehen und wieder eine gute Stimmung ins Team bekommen und den Schwung aus den ersten Spielen mitnehmen."

Johannes Bitter: "Das Halbfinale als Ziel anzugehen, war realistisch, denn wir waren über weite Strecken auf einem Niveau mit den Kroaten. Wir haben gezeigt, dass wir zur Weltspitze gehören, und auf diesem Level geht es ganz eng zu und es entscheiden Kleinigkeiten. Gegen Spanien waren wir noch nicht so weit, aber seid wir in Wien sind, zeigen wir ein anderes Gesicht. Jetzt wollen wir gegen Österreich und Tschechien zeigen, dass wir besser sind, und ich habe keine Zweifel, dass wir auch beide Partien gewinnen."

 

Alle Informationen zur EHF EURO finden sich im EM-Spezial auf der Webseite des Deutschen Handballbundes unter dhb.de/media2020.

(BP)

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