Zwei Bundestrainer in einer Kölner Straßenbahn
Die Bundestrainer Hansi Flick und Alfred Gislason bei der Einweihung der KVB-Bahn im EURO24-Design. - Foto: Sportamt Köln / Bopp
28.02.2023 A-Männer

Zwei Bundestrainer in einer Kölner Straßenbahn

Jungfernfahrt in Sachen Heim-Europameisterschaften mit Alfred Gislason und Hansi Flick: Beide setzen auf Begeisterung und tolle Atmosphäre

2024 wird das Supersportjahr in Deutschland: vom 10. bis zum 28. Januar die Handball EHF EURO der Männer, im Sommer (14. Juni bis 14. Juli 2024) die UEFA EURO 2024 der Fußballer. Von den sechs Städten, in denen die erste Männer-Handball-Europameisterschaft auf deutschem Boden ausgetragen wird, sind fünf auch Spielorte der zweiten Fußball-EM nach 1988: München, Berlin, Düsseldorf, Hamburg – und natürlich Köln. Im RheinEnergie-Stadion finden fünf Vorrundenspiele (allerdings ohne deutsche Beteiligung) statt, in der LANXESS arena gehen Hauptrunde und Finalwochenende der Handballer über die Bühne – wie schon bei der Weltmeisterschaft 2007 wird der Titelträger in Köln gekürt, am 28. Januar 2024.

Und als Sportstadt, Heimat des 1. FC Köln und als Gastgeber vieler großer Handballspiele wirbt Köln ab sofort auch auf ganz besondere Art und Weise für die beiden Europameisterschaften in der Domstadt: mit einer Straßenbahn, die auf der einen Seite für die Handball-Europameisterschaft und auf der anderen für die Fußball-EM hinweist.

Bei der Jungfernfahrt der Bahn der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) am Dienstag –vom RheinEnergie-Stadion zur LANXESS arena – waren beide Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaften an Bord: Fußball-Bundestrainer Hansi Flick und Handball-Bundestrainer Alfred Gislason. Kölns Sportdezernent Robert Voigtsberger gab den Startschuss für die Fahrt, an der auch rund 50 Medienvertreter, darunter zahlreiche Fernseh-Teams, teilnahmen.

In lockerer Runde plauderten Gislason und Flick während der rund 30-minütigen Fahrt vom Westen Kölns auf die andere Rheinseite nach Deutz über Parallelen ihrer Mannschaften und die anstehenden Europameisterschaften. Beide hatten im Winter Weltmeisterschaften, die Handballer wurden Fünfter, die DFB-Auswahl schied nach der Vorrunde aus. Beide Trainer forcieren einen Neuaufbau ihrer Teams, beide Trainer wollen sich künftig austauschen, um über den Tellerrand zu schauen. Die DFB-Torwarttrainer lassen sich bereits von Andreas Wolff & Co. inspirieren.

Fußball-Bundestrainer Hansi Flick, der zwar schon mit Gislason telefoniert hatte, ihn in Köln aber erstmals persönlich traf, lobte nicht nur die Dynamik des Handballs, sondern auch das Fair Play: „Wenn im Handball der Schiedsrichter pfeift, ist stopp. Das ist fair. Ich würde mir wünschen, dass auch bei uns Klarheit darüber herrscht: Hier ist die Grenze und gut ist. Im Handball ist das gut. Ich weiß nicht, ob das im Fußball umsetzbar ist. Aber wenn wir uns da annähern könnten, wäre das schon gut.“ Auf jeden Fall will der Heidelberger, der sich auch öfter Spiele der Rhein-Neckar Löwen anschaut, zum Eröffnungsspiel der EHF EURO 2024 nach Düsseldorf kommen, wenn dort am 10. Januar 2024 mit über 50.000 Fans der Zuschauer-Weltrekord im Handball gebrochen werden soll.

Beide Bundestrainer haben zudem eine besondere Beziehung zu Köln: Für Hansi Flick war der FC bis 1993 die letzte Station seiner Spielerkarriere, Alfred Gislason absolvierte mit seinem früheren Klub VfL Gummersbach zahlreiche Heimspiele in der LANXESS arena, und gewann dort 2010 und 2012 mit dem THW Kiel zwei Champions-League-Titel. „Die Begeisterung und die Atmosphäre in Köln sind unbeschreiblich, da kommen Fans aus der ganzen Welt zum Champions-League-Finalturnier und feiern richtig toll. So soll das auch bei der EM im Januar sein“, sagte Gislason.

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft startet am 10. Januar mit dem Eröffnungsspiel in die EHF EURO 2024, absolviert dann die beiden folgenden Vorrundenspiele in der Mercedes-Benz-Arena Berlin. Im Falle des Weiterkommens stehen dann wie 2019 die Hauptrundenpartien in Köln an – und Kapitän Johannes Golla & Co. träumen natürlich davon, am 28. Januar 2024 auf dem Siegerpodest zu stehen. Dafür drückt auch Fußball-Bundestrainer Hansi Flick die Daumen: „Für ganz Deutschland wäre es super, wenn beide Mannschaft die Heim-Europameisterschaften erfolgreich abschließen. Die Handballer sollen vorlegen, und dann werden wir auch hoffentlich für eine ähnliche Begeisterung sorgen. Köln ist eine unglaublich sportbegeisterte Stadt, da geht es schnell mit der Euphorie.“

Beide Trainer setzen auf das besondere Flair der Heimturniere. „Eine Heim-EM ist so besonders, diese Erfahrung machen nur ganz wenige Sportler. Wenn ich an die WM 2006 zurückdenke oder bei den Handballern 2007, das war eine unglaubliche Begeisterung. Alfred und ich wollen natürlich, dass die Fans wie eins hinter unseren Mannschaften stehen, und wir mit dieser Euphorie erfolgreich sind.“

Gislason sah indes Parallelen zwischen beiden Mannschaften: „Auch die Fußballer haben viele junge Spieler eingebaut, das ist ähnlich, aber sie stehen unter einem zehnfach höheren öffentlichen Druck im Vergleich zu uns. Bei der WM haben sie richtig gut gespielt, aber sie haben die Tore vorne nicht gemacht. Schön spielen reicht nicht, wir werden an Ergebnissen gemessen. Und wie auch die Fußballer müssen wir unsere Defensive noch verbessern.“ Lob für sein Team gab es von Flick: „Die WM – und speziell der letzte Sieg gegen Norwegen – war ein wichtiger Schritt für diese Mannschaft, ein positives Zeichen für die Zukunft. Diese Mannschaft Deutschland während der WM begeistert.“

„Wir können hingegen viel vom Fußball lernen, speziell, was Dinge wie Marketing oder generell Planung und Organisation betrifft, da ist der Fußball professioneller als alle anderen Sportarten. Wir wollen unseren Status als Mannschaftsportart Nummer eins festigen, an Fußball kommt aber niemand vorbei“, sagte Gislason, der rückblickend zur WM im Januar meinte: „Insgesamt bin ich zufrieden, aber es war schade, dass wir das Halbfinale verpasst hatten. Denn die Niederlage gegen Frankreich müssen wir uns selbst zuschreiben.“

Mit Blick auf die beiden anstehenden EHF-EURO-Cup-Spiele gegen Dänemark am 9. und 12. März hofft der Isländer darauf, dass seine Mannschaft sich weiter festigt und steigert: „Natürlich wollen wir gegen den Weltmeister gute Ergebnisse einfahren, aber vorrangig geht es darum, dass sich das Team gegen einen Weltklasse-Gegner weiter entwickelt, mit Blick auf die Heim-EM.“

Und als die Straßenbahn schließlich an der LANXESS arena angekommen war, erinnerte sich Gislason noch an ein besonderes Erlebnis in Köln: „Nachdem wir die Champions League gewonnen hatten, haben die Spieler richtig toll gefeiert. Als wir am Morgen danach vom Hotel zum Flughafen fuhren, stellten wir fest, dass unser jüngster Spieler den Siegerpokal im Hotel vergessen hatte. Also mussten wir noch einmal zurück.“

(BP)

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