„Das Niveau ist in der Breite deutlich gestiegen“
Jens Pfänder (Mitte) bei der Eröffnung der Beach-DM in Cuxhaven. - Foto: Hartmut Adelmann
19.08.2022 Beach

„Das Niveau ist in der Breite deutlich gestiegen“

Jens Pfänder, Beachhandball-Koordinator des DHB, über einen intensiven Sommer und neue Perspektiven

Mit den Deutschen Meisterschaften der Aktiven in Cuxhaven sowie der Jugend in Verden ging Mitte August ein intensiver Beachhandball-Sommer zu Ende. Jens Pfänder, Beachhandball-Koordinator des Deutschen Handballbundes, zieht im Interview Bilanz 

Mit den Deutschen Meisterschaften in Cuxhaven und Verden ging der Beachhandball-Sommer zu Ende gegangen. Wie fällt Ihr Fazit aus? 
Jens Pfänder: Wir haben zwei sehr gute Deutsche Meisterschaften erlebt, deren Qualität ein deutliches Stück höher war als 2019. Denn man darf ja nicht vergessen, dass es die ersten regulären Deutschen Meisterschaften seit drei Jahren waren - mit einer sportlichen Qualifikation und Zuschauern. Gerade die Eindrücke von dem Event der Aktiven in Cuxhaven waren sehr prägend. 

Inwiefern? 
Jens Pfänder: Wir haben ein neues Level der Deutschen Meisterschaften erlebt. Es war ein wirklich großartiger Anblick, das Stadion so gut gefüllt zu sehen. Auch die Stadt Cuxhaven war super zufrieden mit dem Event; die Verantwortlichen haben mehrfach betont, dass es nach den Europameisterschaften 2006 das herausragende sportliche Ereignis war. Das zeigt, dass es uns gelungen ist, die Qualität anzuheben - und auch das Feedback der Teams war sehr positiv. 

Was hat Sie persönlich an dem Turnier in Cuxhaven am meisten begeistert? 
Jens Pfänder: Dass es in Deutschland möglich ist, so viele Menschen zum Beachhandball ins Stadion zu bekommen - und so eine einmalige Atmosphäre am Strand erleben zu dürfen. Auf internationaler Ebene haben wir in den vergangenen Jahren sicherlich Stadien gesehen, die ein ähnliches Niveau haben, aber nirgendwo haben wir diese Atmosphäre erlebt. Ich möchte die Gelegenheit jedoch auch nutzen, um mich bei allen Mitstreiter*innen zu bedanken, ohne die diese Entwicklung des Beachhandballs nicht möglich gewesen wäre. Die Turnierveranstalter der German Beach Open haben nach zwei Jahren Pause eine sportliche Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften ermöglicht und gemeinsam mit den Organisatoren der German Beach Open um Marc Kunz eine tolle Serie auf die Beine gestellt. Auch die Livestream-Partner sprungwurf.tv und SPONTENT sind hier zu nennen. 

Und wie fällt Ihre Bilanz zum sportlichen Niveau der Deutschen Meisterschaften aus? 
Jens Pfänder: Das Niveau ist in der Breite deutlich gestiegen - sowohl bei den Aktiven als auch in der Jugend. Man hat allerdings speziell bei den Nationalspielerinnen gesehen, dass sie nach einer sehr langen Beachhandball-Saison nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte waren. Das ist absolut verständlich, aber da müssen wir uns für die Zukunft eventuell bessere Lösungen überlegen. Es waren viele Nationalspieler*innen bei den Finalturnieren präsent, aber es gab auch zahlreiche neue Spieler*innen und Teams, die das erste Mal eine Deutsche Meisterschaft gespielt haben. Es freut uns extrem, dass frischer Wind auf die Tour kommt. Von 20 Teams bei den Aktiven waren fünf Mannschaften das erste Mal dabei; viele Teams haben sich während Corona neu gegründet. Exemplarisch möchte ich hier den BHC Beaching Bad nennen, der auf Anhieb Deutscher Vize-Meister bei den Männern geworden ist. Die neuen Teams sind wichtig, um die Qualität in der Breite weiter anzuheben. Und es freut uns natürlich auch, dass wir zahlreiche aktuelle und ehemalige Nachwuchsspieler*innen aus den Nationalmannschaften in Cuxhaven gesehen haben. 

Sprich: Mit der Entwicklung im Nachwuchs sind Sie auch zufrieden? 
Jens Pfänder: Auf jeden Fall! Wir haben einen siebten und einen achten Platz bei den U18-Weltmeisterschaften geholt, wo wir das erste Mal mit unseren Jugendnationalmannschaften vertreten waren, und haben die U16-Europameisterschaften mit einen dritten und einen fünften Platz abgeschlossen. Das ist absolut top und ich möchte der männlichen U16-Auswahl auch noch einmal zu ihrer Medaille gratulieren. Das war nach den großen Erfolgen der Frauen und dem EM-Ticket der Männer eine schöne Abrundung. 

Die Mannschaften hatten sich - gerade in der U18 - allerdings durchaus mehr erhofft… 
Jens Pfänder: Wir haben natürlich immer das Ziel, möglichst dicht an die Medaillenränge zu kommen, aber man kann nicht immer gewinnen. Die anderen Nationen investieren auch viel. Es ist für uns in erster Linie wichtig, dass wir unsere Nachwuchsspielerinnen und -spieler so ausbilden, dass sie in der Lage sind, den Schritt in die Nationalmannschaften der Frauen und Männer zu gehen - und dieses Ziel haben wir erfüllt. Ich möchte hier exemplarisch Carolin Hübner und Lauro Pichiri nennen, die von der Jugend-WM direkt zu den Frauen bzw. Männern gereist sind. Die Trainer*innen haben ihre Aufgaben zu 100 Prozent erfüllt, ich sehe unsere Nachwuchsarbeit auf einem guten Weg. 

Wo sehen Sie den Grundstein für diesen Aufschwung? 
Jens Pfänder: Unsere kontinuierliche Arbeit trägt Früchte - gerade die Anstrengungen der letzten zwei Jahre. Während der Corona-Pandemie haben wir uns eine neue Strategie für den Beachhandball überlegt. Wir hatten das Glück, dass wir eine Outdoor-Sportart sind und so konnten wir selbst 2020 unter bestmöglichen Hygienestandards in den neuen Stützpunkten arbeiten. Das Konzept hat sich bewährt und die Erfolge fahren wir jetzt ein - nicht nur sportlich, sondern auch medial. Wir waren bei Sky und im NDR Sportclub zu Gast, die Bild am Sonntag und die Deutsche Presse-Agentur sowie weitere Medien haben berichtet. Über diese Aufmerksamkeit freuen wir uns natürlich sehr. 

Zum Abschluss der Blick nach vorne: Der Beachhandball träumt von einer Aufnahme ins Olympische Programm, auch der DHB-Präsident Andreas Michelmann unterstrich die Ambitionen vor wenigen Wochen. Wie schätzen Sie die Lage ein? 
Jens Pfänder: Wir haben die Verantwortlichen der IHF bei den Weltmeisterschaften und den World Games nahezu vier Wochen live erlebt und ich kann nur sagen, dass sie alles dafür tun wollen und werden, dass Beachhandball olympisch wird. Und auch wir haben vor Ort in dem Gespräch mit IOC-Präsident Thomas Bach unseren Beitrag geleistet (lacht). 

(JUN)

News