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08.07.2019

Herr Pfänder, wie fällt Ihr Fazit der EM in Polen aus?
Jens Pfänder: Ich bin mit dem Auftreten der deutschen Teams bei diesen Europameisterschaften sehr zufrieden. Es ist in der Jugend schon sehr positiv losgegangen und wurde mit dem Gewinn der Bronzemedaille durch die Mädels gekrönt. Es hat sich deutlich gezeigt, dass in den letzten Jahren im Bereich Beachhandball ein Schritt stattgefunden hat, der uns sehr positiv in die Zukunft blicken lässt. Die Aktiven-Teams haben in der vergangenen Woche ebenfalls viel für den deutschen Beachhandball getan.

Wie würden Sie dieses Resümee in einem Satz zusammenfassen?
Jens Pfänder: Wir werden im Beachhandball auf europäischer Ebene wieder wahrgenommen.

Die Männer-Nationalmannschaft hatte vor dem Turnier die WM-Qualifikation als Ziel ausgegeben - und diese nun hauchdünn verpasst. Inwiefern würden Sie trotzdem von einer erfolgreichen Europameisterschaft sprechen?
Jens Pfänder: Ich muss gestehen: In den ersten Momenten nach dem Spiel gegen Kroatien war ich wirklich niedergeschlagen, weil es maximal knapp war, wie die Männer dieses Spiel verloren haben. Sie haben das Spiel in der ersten Halbzeit in der Hand und verlieren noch mit einem Punkt; die zweite Hälfte verlieren sie gar erst im Golden Goal. Das war schon dramatisch. Es ist jetzt in Anführungsstrichen nur der sechste Platz geworden - und das ist zwar kein WM-Ticket, aber objektiv betrachtet ist es auch ein sehr gutes Ergebnis, wenn man das mit den letzten Jahren vergleicht.

Wie genau meinen Sie das?
Jens Pfänder: Es stimmt mich sehr positiv, dass die Mannschaft bereits an der Weltspitze dran ist. Sie hat sich gegen die Top-Teams stark präsentiert. Die Männer haben gegen den späteren Europameister Dänemark eine Halbzeit gewonnen und gegen Norwegen sogar beide. Auch gegen die Kroaten, die in meinen Augen spielerisch die beste Mannschaft waren, konnte unsere Mannschaft das Spiel mitbestimmen. Wir haben also ganz, ganz klar aufgeholt und unsere Hausaufgaben gemacht.

Was fehlt aus Ihrer Sicht noch, um nicht nur an der Weltspitze dran zu sein, sondern tatsächlich zu ihr aufzuschließen?
Jens Pfänder: Es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten, die im Endeffekt darauf zurückführen sind, dass wir im Vergleich zu den Top-Nationen etwas weniger Wettkampfpraxis haben. Wir haben zwei sehr junge Mannschaften an den Start geschickt. Das Risiko hat sich in größten Teilen ausgezahlt, aber im High-End-Bereich hat es eben noch nicht gelangt.

Das ist eine gute Überleitung - ein Wort noch zur Frauen-Nationalmannschaft, die noch jünger war als die Männer-Auswahl und am Ende Zehnter geworden ist…
Jens Pfänder: Wir sind wirklich mit einem sehr jungen Team an den Start gegangen, dass dennoch sehr, sehr viele Höhen im Turnier hatten. Unsere Mannschaft hat beispielsweise den späteren Europameister Dänemark im ersten Satz total dominiert. Es war faszinierend anzuschauen, welche Leistungsstärke unsere jungen Spielerinnen schon zeigen können. Es fehlen aber noch die Konstanz und die Erfahrenheit - beides ganz klar eine Sache der Wettkampfpraxis, die sie sich in den nächsten Jahren erarbeiten müssen. Die Hoffnung ist jedoch absolut da, dass wir in der Zukunft zwei erfolgreiche Teams haben werden.

Welcher Moment war für Sie das persönliche Highlight?
Jens Pfänder: Die Entwicklung der Nachwuchsspielerinnen und Nachwuchsspieler zu sehen, die sich im Turnierverlauf vollzogen hat. Die Platzierung der Jungen war mit dem neunten Platz vielleicht objektiv nicht so toll, aber Matthew Wollin ist mit 15 Jahren Topscorer geworden. Er macht ganz, ganz viel Hoffnung für die Zukunft - und gerade seine Hochball-Bilanz ist faszinierend. Er hat von 20 Hochbällen 19 gewonnen, das waren wir bei den Aktiven nicht gewohnt (lacht). Bei den Mädels war es Michelle Köbrich, die mit 15 Jahren schon ganz viel für das Spiel getan hat. Unsere Talente haben Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt.

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft der Aktiven-Teams: Wie geht es dort jetzt weiter? Wird der Verband mit den beiden Nationaltrainern weiterarbeiten?
Jens Pfänder: Wir werden uns jetzt in aller Ruhe zusammensetzen und die Europameisterschaft ausführlich analysieren. Aus meiner Sicht spricht jedoch absolut nichts dagegen. Die Trainer haben bei dieser Europameisterschaft die nächste Entwicklungsstufe gezündet und das positive Auftreten der Teams hat sicherlich auch mit den Trainern zu tun.

(jun)