Angekommen in der Weltspitze des Beachhandball
Ganz oben und überglücklich: Die Frauen-Nationalmannschaft ist Europa- und Weltmeister. - Foto: kolektiff images
28.06.2022 Beach

Angekommen in der Weltspitze des Beachhandball

Frauen leisten Historisches / Pfänder blickt zuversichtlich in die sportliche Zukunft

Auch am Montag war das Gefühl noch nicht ganz greifbar. Ein wenig stärker schon, aber doch noch nicht ganz real: Weltmeister. Die deutsche Beachhandball-Nationalmannschaft der Frauen hatte am Vorabend Historisches geschafft. Mit dem ersten WM-Titel und mit der Art und Weise, wie er zustande kam.

In den Beach-Bars am Strand von Heraklion konnte die DHB-Auswahl auf den Erfolg anstoßen. „Wir als Staff waren in einer, die Mädels hatten sich mit Spielerinnen aus anderen Teams in der Nähe verabredet“, lässt DHB-Beachkoordinator Jens Pfänder den Sonntagabend Revue passieren. Denn aus deutscher Sicht hätte die zweite Teilnahme an einer Weltmeisterschaft nach dem Vize-Titel 2006 nicht besser laufen können. Neun Spiele, neun Siege – und kein einziger Satzverlust. Alle Partien endeten 2:0 für die deutschen Frauen, die Krönung gelang mit zwei Golden Goals im Finale gegen Spanien.

„So etwas gab es noch nie, das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit“, schildert auch Trainer Alexander Novakovic. Vor elf Monaten erst stürmte sein Team an die kontinentale Spitze, feierte in Bulgarien den Gewinn der Europameisterschaft. Nun, ein Jahr reifer, thront die DHB-Auswahl an der Weltspitze. „Von Anfang an hat man diese starke Fokussierung gespürt, diese Einheit innerhalb der Mannschaft“, sagt Pfänder. „Erst im Endspiel hatten wir einen Gegner, der dem so richtig etwas entgegenzusetzen hatte.“

Doch Novakovic und Co-Trainer Hendrik Sander waren auf den finalen Schritt bestens vorbereitet: „Wir wussten, der erste Ball ist die große Waffe der Spanierinnen. Den mussten wir verhindern.“ Mit einer Ausnahme gelang das auch – es entwickelten sich 20 packende Minuten auf Augenhöhe. „Vor der Leistung des Gegners muss man großen Respekt haben, sie waren noch einmal stärker als bei der EM im Vorjahr“, so Novakovic. „Und dass uns in beiden Sätzen das Golden Goal gelingt – dazu gehört dann auch ein wenig das nötige Quäntchen Glück.“

Der erfolgreiche Weg der deutschen Beachhandballerinnen hat indes wenig mit Glück zu tun. Er ist das Resultat strukturierter, leistungsorientierter Arbeit mit einem jungen Team, das lernwillig und hungrig auf Siege ist. Dass nach EM- und WM-Sieg keine vorzeitige Sättigung eintritt, daran arbeitet das Trainerteam nun. „Unsere Aufgabe ist es nun, dafür zu sorgen, dass es erfolgreich weitergeht“, erklärt Novakovic. „Jedes Turnier startet bei Null, aber diese Mannschaft hat den nötigen Charakter, um das auch zu verinnerlichen.“ Zunächst aber darf die Freude überwiegen: „Ich möchte mich beim gesamten Team und dem Team drumherum bedanken. Das sind alles nicht bloß tolle Sportler, sondern unglaublich wertvolle Menschen. Das macht diesen Titel so besonders.“

Auch für die Strahlkraft der Sportart waren die zwei Wochen in Griechenland – vor den Frauen spielten sich bereits die beiden U20-Nationalteams bis ins Viertelfinale – aus Sicht Pfänders ein voller Erfolg. „Durch die Qualifikation der Frauen für die WM 2024 und die ANOC World Beach Games auf Bali im August 2023 sowie die EM 2023 im Mai erwarten uns weitere tolle Ereignisse. Außerdem konnten wir wichtige Kontakte knüpfen, um künftig an internationalen Turnieren partizipieren zu können“, erklärt Pfänder. „Auch deshalb war diese Weltmeisterschaft ein absoluter Meilenstein.“

Bei den Jugendteams reichte es wie erwähnt nicht zum ganz großen Wurf, doch für die Zukunft sieht sich der DHB-Beachkoordinator auch im Nachwuchs auf dem richtigen Weg. „K.o.-Spiele sind immer etwas Besonderes, das hat man den jungen Sportlern angemerkt“, blickt Pfänder auf die Viertelfinal-Niederlagen. „Aber so ist das im Sport, wir ziehen daraus wichtige Schlüsse und sind froh, dass der Nachwuchs in diesen Duellen auf hohem Niveau bereits viel lernen kann.“ Denn das Wichtigste bleibt: die Erfahrung. „Vielleicht hat ein wenig die Cleverness gefehlt, aber mit solchen Erlebnissen kann die Karriere erst richtig Fahrt aufnehmen.“

Ohnehin: Groß durchatmen kann kaum jemand in diesem Beachhandball-Sommer. Bereits am 1./2. Juli reisen die Teams der Männer und Frauen für ein Vier-Nationen-Turnier zur IHF Global Tour nach Danzig. Eine Woche später folgt die EHF Beach EURO der U16-Mannschaften, ehe am 11. Juli die World Games im US-amerikanischen Birmingham auf die frischgebackenen Weltmeisterinnen warten.

(ENI)

News