Als Gruppensieger ins WM-Viertelfinale
Viertelfinale, wir kommen: Emma Ruwe und das DHB-Team treffen am Donnerstag auf Schweden. - Foto: IHF
28.06.2022 U19/20w

Als Gruppensieger ins WM-Viertelfinale

U20-Nationalmannschaft spielt sich beim 33:21-Sieg gegen Angola in einen Rausch / Linkshänder-Achse brilliert im zweiten Durchgang

Ich habe viele Spiele gesehen, aber dieses gehört zu meinen Top-Ten.

U20-DHB-Trainer André Fuhr

Um 22.02 Uhr kannte der Jubel in der Arena Golovec am Dienstagabend keine Grenzen mehr: Das deutsche U20-Nationalteam lag sich in den Armen, startete seinen Freudentanz und strahlte um die Wette. Mit dem Ertönen der Schlusssirene der Partie gegen Angola stand fest, dass die DHB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Slowenien den Viertelfinal-Einzug sicher hat. „Wir haben diszipliniert, kämpferisch, konzentriert und aufmerksam gespielt. Ich habe die Mannschaft in der Kabine sehr gelobt. Diese Leistung war überragend“, sagte Trainer André Fuhr nach dem tollen Erfolg.

Seine Sieben zeigte genau die richtige Antwort auf die unnötige 20:24-Niederlage am Montag gegen Tschechien. Exakt 24 Stunden später rief es eine überzeugend fokussierte und souveräne Leistung ab, und das genau zum richtigen Zeitpunkt. Im Endspiel um den Einzug in die K.o.-Runde brauchte die DHB-Auswahl gegen Angola einen Sieg - sie bekam ihn in der Höhe mit 33:21 (16:10) so wahrhaftig nicht erwartet deutlich. Der schöne Nebeneffekt als Kirsche auf die Torte: Deutschland schließt Hauptrundengruppe 3 auf Platz eins ab und trifft in der Runde der Top-Acht am Donnerstag ab 20.30 Uhr in der Arena Zlatorog in Celje auf Schweden.

Bei wechselnder Führung betrug der Abstand in den ersten 18 Minuten nie mehr als ein Tor. Dann schlug das Pendel zu Gunsten Deutschlands aus. Zunächst leicht, dann immer deutlicher. Die Abwehr und Torhüterin Alexandra Humpert stellten sich auf die angolanischen Rückraumwürfe ein und der Angriff fand peu à peu die Mittel, die zum Erfolg führten. Nina Engel traf von Halbrechts gewohnt zuverlässig und die Fuhr-Sieben verstand es, häufig auf die Rechtsaußenposition abzuräumen, wo die Verteidigung der Afrikanerinnen regelmäßig zu spät kam und sich nur noch mit Siebenmeter- sowie Zeitstrafen-würdigen Foulspielen zu helfen wusste. Schon in der ersten Halbzeit musste der Gegner fünfmal auf in Unterzahl agieren. Spielmacherin Anika Hampel verwandelte alle sechs Strafwürfe sicher.

Ein Schock dann in der 22. Minute: Nina Engel stürzte in einem Zweikampf auf den rechten Ellenbogen, blieb liegen und brauchte eine Pause. Den zwischenzeitlichen Ausfall ihrer besten Torschützin im bisherigen Turnierverlauf steckte die deutsche Mannschaft aber unerschrocken weg. Emma Hertha nahm ihre Position ein und erhöhte in dieser starken Phase auf 13:9. Marie Pfleiderer vom Kreis und zwei Hampel-Siebenmeter bauten die Führung weiter aus, sodass es zur Pause 16:10 für Fuhrs Schützlinge stand.

Die ersten Minuten nach Wiederbeginn wurden ein wildes Hin und Her mit sieben Treffern in fünf Minuten. Der DHB-Trainer setzte, als Engel wieder einsatzfähig war, auf eine Formation, die so noch nicht oft auf der Platte gestanden hatte und trotzdem prächtig funktionierte. Hampel rückte auf Halblinks, und auf der Mitte sowie im rechten Rückraum machten die beiden Linkshänderinnen Engel und Hertha so viel Betrieb, dass Angola dagegen kein Mittel mehr fand. Zwölf Tore erzielten das Duo in der zweiten Hälfte: fünf für Engel, sieben für die als beste Spielerin ausgezeichnete Hertha. Auch eine Manndeckung ab der 41. Minute gegen die künftige Waiblingerin bremste Deutschland nicht aus, weil ihre Nebenleute jetzt mehr Räume hatten und diese zielstrebig nutzten.

Deutschland spielte sich in einen Rausch und setzte sich immer weiter ab. Von 17:12 über 22:14 auf 26:16 und schließlich zum 33:21-Endstand. Das Ziel Gruppensieg trieb das Team an. Neun Tore Unterschied mussten es dafür mindestens sein, es wurden zwölf. „Das Ergebnis sagt nichts über die individuellen Qualitäten Angolas aus. Sie haben einen überragenden Rückraum und eine starke Kreisläuferin. Trotzdem waren sie chancenlos, weil wir es verstanden haben, immer wieder Sand in ihr Spiel zu streuen. Ich habe viele Spiele gesehen, aber dieses gehört zu meinen Top-Ten. Ich bin stolz auf die Mannschaft“, fasste Trainer Fuhr die Klasse-Leistung zusammen. (RW)

Angola: Mpangu, Miguel - Mario (1), Tati, Manuel (1), Rosario (9), Belo (2), Mutemeca, Lopes (1), Marcos (2), Castro (3), Salgado, Epalanga, Pascoal (2), Masseu.
Deutschland: Humpert, Krüger - Pfleiderer (3), Seidel, Hertha (8), Ziercke (1), Heider, Tietjen (3), Engel (9), E. Ruwe, L. Ruwe (1), Hampel (7/7), Schaube, Gerstweiler (1), Weyers, Bessert.
Schiedsrichterinnen: Maria Ines Paolantoni/Mariana Garcia (Argentinien).
Zeitstrafen: 6:2.
Siebenmeter: 1/0:7/7.

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