Schweden ist eine Nummer zu groß
Für Lotta Gerstweiler und den deutschen Angriff gab es gegen die starke Abwehr Schwedens vor allem in der Anfangsphase kaum ein Durchkommen. - Foto: IHF
30.06.2022 U19/20w

Schweden ist eine Nummer zu groß

Deutsche Auswahl ist im Viertelfinale gegen WM-Mitfavoriten chancenlos

Wir haben gegen einen sehr, sehr guten Gegner gespielt. Trotzdem hatten wir uns natürlich mehr vorgenommen.

U20-DHB-Trainer André Fuhr

Für die deutsche U20-Nationalmannschaft weiblich geht die Weltmeisterschaft in Slowenien ab Freitag in der Platzierungsrunde um die Ränge fünf bis acht weiter. Die DHB-Auswahl musste im Viertelfinale die Überlegenheit des Favoriten Schweden anerkennen und verlor mit 24:36 (11:21).

„Für mich zählt Schweden zu den Titelanwärtern", hatte Trainer André Fuhr vor der Begegnung gesagt. Die Skandinavierinnen bestätigten, warum er eine so hohe Meinung von ihnen hat. Sie bestimmten die Begegnung von Anfang an. Der deutsche Versuch, die Partie möglichst lange offen zu halten und den Favoriten so vielleicht ins Nachdenken zu bringen, ging nicht auf. In der Anfangsphase prallte schlichtweg alles am gelb-blauen Bollwerk ab. Die schwedische Abwehr rührte Beton an und die Würfe, die durchkamen, wurden Beute von Torhüterin Hanna Popaja. Diese Kombination schmerzte doppelt, weil das Drei-Kronen-Team Gegenstoßhandball wie aus dem Lehrbuch zelebrierte. Entweder verteilte Charité Mumbongo den Ball an die richtige Stelle oder Popaja legte das Optimum an Präzision in ihre langen Pässe. Vier von sieben Treffern zur schwedischen 7:0-Führung (11.) resultierten aus Gegenstößen oder zweiter Welle. „Wir hatten am Anfang leider nicht die allerletzte Konsequenz in unseren Aktionen gegen den überragenden schwedischen Innenblock. So haben wir sie zu Gegenstößen eingeladen und leider früh den Faden verloren", analysierte der DHB-Trainer die ersten zehn Minuten.

Erst dann war der erste deutsche Angriff von Erfolg gekrönt. Mia Ziercke brach von Linksaußen den Bann. Die Fuhr-Sieben konzentrierte sich danach auf das Spiel über die Außen. Die Flügelspielerinnen Ziercke und Judith Tietjen verkürzten zum 5:9 (15.). Deutschland schien in der Partie angekommen zu sein, doch noch ehe der Sieger der Hauptrundengruppe 3 Hoffnung schöpfen konnte, sah die Lage schon wieder entschieden anders aus. Mit sechs weiteren Gegenstoßtreffern binnen fünf Minuten enteilte Schweden auf 16:6 (22.). Kurz zuvor hatte Nina Engel nach einer gefühlten Ewigkeit von knapp 17 Minuten Deutschlands erstes Rückraumtor erzielt.

André Fuhr nahm bereits seine zweite Auszeit und brachte die Rückraumformation, die im entscheidenden Hauptrundenspiel gegen Angola das Heft in die Hand genommen hatte. Neben Anika Hampel und Nina Engel agierte nun Emma Hertha als zweite Linkshänderin. Weil es aus der Distanz weiterhin kein Durchkommen gab, versuchte es das Trio mit Wegen in die Tiefe und fand so im Eins-gegen-eins zumindest dreimal den Erfolg (11:18, 29.).

Im zweiten Durchgang tat sich die DHB-Sieben eingangs etwas leichter beim Abschluss, sie fand aber unverändert keinen Zugriff auf die messerscharfen Angriffe des Gegners. Zehn Minuten lang hielt man den Pausenrückstand ungefähr konstant, dann drückten die Nordeuropäerinnen wieder aufs Gaspedal und machten in der 46. Minute die 30 voll (30:16). Trainer Fuhr gab indes auch den Spielerinnen, die in diesem Turnier bislang weniger Einsatzzeiten bekommen hatten, ihre Minuten, um gegen einen Gegner von Weltklasse-Format Erfahrungen zu sammeln. Bei aller Deutlichkeit des Ergebnisses ließ Deutschland die Köpfe nicht hängen und gab alles, um Ergebniskorrektur zu betreiben. Mit einem 8:3-Lauf in den letzten zehn Minuten reduzierten Fuhrs Schützlinge die Lücke wenigstens noch zum 24:36-Endstand. Fuhrs Fazit: „In der zweiten Hälfte ist es uns gelungen, das Ergebnis im Rahmen zu halten. Wir haben gegen einen sehr, sehr guten Gegner gespielt. Trotzdem hatten wir uns natürlich mehr vorgenommen. Man konnte sehen, dass bei Schweden mehrere Spielerinnen in den 1. Ligen in Frankreich, Dänemark und Schweden auf höchstem Niveau schon beständig Spielzeiten haben. Das macht sich bemerkbar. Wir müssen anerkennen, dass der Gegner besser war und wir in der Höhe verdient verloren haben."

Deutschlands Gegner im ersten von zwei Platzierungsspielen wird am Freitagabend ab 20.30 Uhr Dänemark sein, das gegen Ungarn mit 26:31 verlor. (RW)

Deutschland: Humpert, Krüger  Pfleiderer, Seidel (2), Hertha (1), Ziercke (3), Heider (2), Tietjen (3), Engel (4), E. Ruwe, L. Ruwe, Hampel (6/4), Schaube, Gerstweiler, Weyers (1), Bessert (2).
Schweden: Schjött, Aseskog, Popaja - Leissner, Johansson (2), Östblom (2), Petersson Bergsten (9), Shoai Hallberg (4), Blomst (3), Axner (5/1), Mumbongo (3), Wedenby, Akesson, Nuhanovic, Lindberg Blohm (7), Heikka (1).
Schiedsrichter: Mathias Sosa/Cristian Lemes (Uruguay).
Zeitstrafen: 1:4.
Siebenmeter: 4/4:1/1.

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