Heuberger: „Unglaubliche Qualität in der Breite“
Die U20-Nationalmannschaft startet am Donnerstag in die EHF EURO. - Foto: Bruno Dürmüller
04.07.2022 U20/21m

Heuberger: „Unglaubliche Qualität in der Breite“

Mit dem primären Ziel Hauptrunde reist die männliche U20-Nationalmannschaft am Dienstag zur EM nach Portugal / Auftakt am Donnerstag gegen Italien

Mit der nötigen Grundnervosität, aber noch viel mehr Vorfreude reist die männliche U20-Nationalmansnchaft des Deutschen Handballbunds am Dienstag zur U20-Europameisterschaft nach Portugal. Auch wenn seine Mannschaft im Vorjahr U19-Europameister wurde, sieht Bundestrainer Martin Heuberger sein Team nicht unbedingt als Topfavorit - sondern gibt das Motto aus „erst einmal von Spiel zu Spiel zu schauen“.

Zum Auftakt geht es am Donnerstag (15.30 Uhr) in Matosinhos (bei Porto) gegen Italien, einen Tag später zur gleichen Zeit ist Serbien der Gegner und im letzten Gruppenspiel trifft die deutsche Mannschaft am Sonntag (18 Uhr) auf Island. Alle Spiele werden als Stream live auf www.ehftv.com übertragen.

Seit Samstag befindet sich die U20-Mannschaft in der Sportschule Hennef zum finalen Vorbereitungslehrgang - und es läuft gut, wie Heuberger im digitalen Medientermin des DHB am Montag sagt: „Es war zwar nicht einfach, weil die Spieler zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihr Saisonende hatten - teilweise Ende April, teilweise erst Mitte Juni. Aber die Stimmung im Team ist gut. Bei den Spielern aber auch mir ist eine Grundnervosität vorhanden, alles andere wäre auch nicht normal vor einem solchen Turnier. Aber die Mannschaft ist sehr fokussiert und willig, wir wollen bis Donnerstag eine gute Basis für einen erfolgreichen Start ins Turnier legen.“ Primäres Ziel der deutschen Mannschaft ist das Erreichen der Hauptrunde.

Die Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt war etwas problematisch, da alle im Januar und April geplanten Länderspiele und Turniere wegen Corona abgesagt werden mussten, so waren die drei Tests vergangene Woche im schweizerischen Kloten die einzigen Länderspiele seit Oktober 2021 für die U20. „Die verdiente Auftaktniederlage gegen Spanien war ein Warnschuss zur rechten Zeit. Dieses Spiel hat den Jungs gezeigt, dass man sich nicht ausruhen kann, sondern immer Vollgas geben muss. Danach haben wir uns bei den Siegen gegen Frankreich und die Schweiz gesteigert“, sagt Heuberger.

Ein Jahr nach dem EM-Titel bei der U19-EM - der vierten Goldmedaille für Heuberger mit einer DHB-Junioren-Nationalmannschaft seit 2009 - ist die Erwartungshaltung eine andere, vor allem, weil im Gegensatz zu 2021 acht neue Spieler - und damit die Hälfte der Mannschaft - integriert werden müssen. „Von dem Titel des Vorjahres kannst du dir nichts kaufen, du musst dir bei jedem Turnier alles neue erarbeiten“, sagt der Bundestrainer, ergänzt aber auch: „Ich bin für die EM dennoch guten Mutes, denn wir haben eine unglaubliche Qualität auch in der Breite, wodurch wir als Trainer auch die Qual der Wahl hatten. Ich bin zufrieden mit der Entwicklung der Spieler, aber wir sind noch lange nicht am Ende angelangt. Aber das Team arbeitet jeden Tag sehr gut - das wollen wir ab Donnerstag auf die Platte bringen.“

Was Heuberger an seiner Mannschaft sehr schätzt sind die Einstellung und der Fokus: „Die Bereitschaft für den Leistungssport ist absolut da, für die Nationalspieler gibt es nichts Größeres als den Adler auf der Brust zu tragen.“ Auch hätten viele seiner Talente in den vergangenen Jahren deutlich mehr Einsatzzeiten in der Bundesliga erhalten: „In der stärksten Liga der Welt müssen sie sich durchbeißen, Geduld mitbringen und bekommen nichts geschenkt. Natürlich spielen sie im Verein eine andere Rolle als im Nationalteam.“

Kapitän Renars Uscins ist so langsam wieder in Vollbesitz seiner Kräfte, nachdem er beim Turnier in Kloten nur sporadisch eingesetzt werden konnte: „Er macht einen guten Eindruck“, sagt Heuberger über den Linkshänder vom TSV Hannover-Burgdorf. Angetan zeigt sich der Bundestrainer auch über die Entwicklung von Mattes Langhoff, der bei den Füchsen Berlin schon Bundesligaluft schnupperte und dann großen Anteil am Zweitliga-Aufstieg des VfL Potsdam hatte. Aber mit Blick auf seine Stars sagt der Bundestrainer auch: „Wir sind als Kollektiv stark, auch wenn es für den einen oder anderen das erste internationale Turnier sein wird.“

Auch wenn der Fokus der U20 absolut auf der EM in Portugal liegt, haben Mannschaft und Trainer natürlich die U21-Heim-WM im nächsten Jahr im Hinterkopf: „Das ist eine einmalige Chance, ein absolutes Highlight für die Jungs, denn es ist die erste Heim-WM überhaupt in Deutschland, mit einer  besonderen Motivation und Herausforderung. Aber: was in einem Jahr ist, werden wir sehen, da passiert noch sehr viel Sichtungen im Herbst, alle bekommen ihre Chance.“

Für Heuberger sind in Portugal Dänemark, Frankreich und Spanien die Favoriten, eine ganz starke Rolle erwartet der Bundestrainer auch von den Gastgebern: „Portugal hat in den letzten Jahren im Nachwuchsbereich aufgeholt, sie verfügen über toll individuell ausgebildete Spieler, die teilweise schon in der Champions League und der European League gespielt haben. Gerade zuhause rechnen sie sich etwas aus, für mich zählen sie zum Favoritenkreis.“

Das sagt Martin Heuberger zu den EM-Vorrundengegnern:

Italien: „Es war schwierig an Videomaterial zu kommen, aber die Italiener hatten eine sehr lange Vorbereitungszeit, sie testeten zweimal gegen die Schweiz sowie gegen Kroatien und Portugal, dadurch sind sie sehr eingespielt. Italien stellt eine sehr spielstarke Mannschaft mit Stärken im Angriff. Sie spielen oft einem siebten Feldspieler - das birgt Risiken mit der neuen Anwurfzone, darauf sind wir vorbereitet.“

Serbien: „Sie haben Testspiele gegen Kroatien und Spanien absolviert, und haben letztes Jahr die Schweden geschlagen, das spricht für die Qualität der Serben. Auf dem Balkan gibt es traditionell individuell gut ausgebildete Spieler, die uns das Leben schwer machen wollen. Hoffentlich finden wir die richtigen Lösungen.“

Island: „Die Isländer sind  in den letzten Jahren im Nachwuchs immer auf Topniveau, die sehen wir zweimal vorher in Portugal, und können uns so gezielt vorbereiten.“

(BP)


Das Team des Deutschen Handballbundes für die U20-EM:

Tor: Lasse Ludwig (Füchse Berlin / VfL Potsdam), Mats Gruppe (Rhein-Neckar Löwen)
Feld: Nico Schöttle (SG Pforzheim/Eutingen / TVB Stuttgart), Matthes Langhoff (Füchse Berlin / VfL Potsdam), Christian Wilhelm (HC Empor Rostock), Oskar Neudeck (Frisch Auf Göppingen), Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf), Maxim Orlov (Füchse Berlin / VfL Potsdam), Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf), Leon Ciudad-Benitez (TSV Altenholz), Felix Eißing (TUSEM Essen), Stephan Seitz (HC Erlangen), Tim Freihöfer (Füchse Berlin), Sören Steinhaus (TSV Bayer Dormagen), Florian Kranzmann (TSV GWD Minden), Elias Scholtes (Rhein-Neckar Löwen)

Trainer: U20/21-Bundestrainer Martin Heuberger, Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen

Weitere Informationen


Das EM-Programm auf einen Blick:

Vorrunde:
7. Juli, 15.30 Uhr: Deutschland - Italien
8. Juli, 15.30 Uhr: Serbien - Deutschland
10. Juli, 18 Uhr: Deutschland - Island

Hauptrunde:
12. Juli
13. Juli


Livestream:
ehftv.com

Resultate, Statistiken etc.: eurohandball.com

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