„Ich will nicht irgendwelche Cracks in meinem Kader“
„Ich will nicht irgendwelche Cracks in meinem Kader“
Im Drittliga-Norden ist vieles beim alten geblieben. Wirklich neu ist neben dem Zweitliga-Absteiger die HG Hamburg-Barmbeck. Die fegte in der abgelaufenen Spielzeit mit 51:1-Zählern durch die Oberliga Schleswig-Holstein und geht trotz der überragenden Ausbeute im Haifischbecken 3. Liga als Underdog ins Rennen. Um im Bild zu bleiben: Am morgigen Samstag empfängt der Underdog einen dieser Haifische der Liga. Und zwar den HSV Hamburg. Der hat sich den Zweitliga-Aufstieg auf die Fahnen geschrieben. Auf dem Weg dorthin will die HGHB aber kein kleiner Happen sein.
Die Euphorie ist naturgemäß riesig, weiß HG-Coach Holger Bockelmann zu berichten. 300 Dauerkarten gingen über die Ladentheke. Zum mit Spannung erwarteten Stadtderby werden 1.400 Zuschauer in der Sporthalle Barmbeck sein. „Ich habe so ein bisschen Angst, dass zwei bis drei Jungs aus meinem Kader nicht einlaufen werden“, sagt Bockelmann mit einem deutlich hörbaren, schallenden Lachen. Seit einigen Wochen schon trichtert der Coach seinen Mannen ein, dieses Spiel einfach zu genießen. „Es ist für uns einer überragende Sache, dass wir gegen den großen HSV spielen dürfen“, will Bockelmann mit gutem Beispiel voran gehen.
Im Prinzip gehe es ohnehin nur um eines: „Meine Jungs sollen nach dem Spiel in der Kabine in den Spiegel schauen und von sich sagen können, dass sie das beste gegeben haben. Dann haben wir schon viel erreicht.“ Und ein wenig Hoffnung hat man im Barmbecker Lager schon, den großen Favoriten zumindest ein wenig auf der Nase herumtanzen zu können. „Wir haben im Training natürlich so zwei, drei taktische Dinge erarbeitet, von denen ich glaube, dass die der HSV nicht so gerne bespielen wird.“ Denn trotzdem in Reihen der Gastgeber mit Dennis Tretow und Christoph Wischnewski Spieler stehen, die bereits Bundesliga-Luft schnupperten, wollen die kleinen Hamburger die großen Hamburger mit ihren individuell überragenden Spielern zumindest mächtig fordern. Bockelmann zählt mit Blick auf den HSV-Kader auf: „Die hatten schon einen sehr starken Kader und haben nun noch einmal Blacenko Lackovic und vom HSV Norderstedt Jan Peveling geholt. Der ist für mich der beste Keeper der Liga.“
Im gleichen Atemzug erläutert der Unternehmer seine Philosophie bei der Kaderzusammenstellung. „Sicher haben wir Dennis Tretow. Den habe ich aufgrund guter Kontakte nach Bad Schwartau damals holen können. Der fand es aber super, mit dem Fahrrad zum Training zu kommen und nicht stundenlang zum Training über die Autobahn zu gondeln.“ Ohnehin dürfe sein Kader keinen Star haben. „Was nutzt mir ein Crack, der sein Einzelspiel übertreibt. Für den Drittligaaufstieg hätte das dann vielleicht gereicht. Aber in der 3. Liga kommt damit nicht weit. Meine Jungs müssen keine Kumpels sein, aber zumindest auf dem Feld zusammen gut Handball spielen können.“
Zum Saisonauftakt beim MTV Braunschweig funktionierte das über weite Strecken schon sehr gut. Bockelmanns Erkenntnis aus der 25:26-Niederlage lautet: „Wenn man am Schluss zwei bis drei Fehler zu viel macht, wird das in dieser Liga knallhart bestraft.“
Knallhart bestrafen wird sicher auch der HSV Hamburg die Barmbecker Fehler. Dafür steckt in dieser Truppe um den Welt- und Europameister Torsten Jansen einfach zu viel Qualität. Auf die leichte Schulter nehmen die Jansen-Schützlinge das Stadtderby nicht: „Wichtig wird sein, dass wir uns von Anfang an auf einen intensiven Kampf einstellen“, betont der 40-jährige Jansen.