27:24 gegen Soest: Der NHV schreibt (Vereins-)Geschichte
27:24 gegen Soest: Der NHV schreibt (Vereins-)Geschichte
Mikkel Moldrup traf den Nagel nach dem Schlusspfiff auf den Kopf. „Es war nicht schön, aber Hauptsache, wir haben gewonnen“, sagte der Torhüter des Neusser HV am Samstagabend. Wenige Augenblicke zuvor hatte er mit seinen Teamkollegen durch einen hart erkämpften 27:24 (14:11)-Heimerfolg gegen den Soester TV nicht nur endgültig Platz sechs in der Tabelle der 3. Liga West gesichert, sondern dabei auch für etwas Historisches gesorgt: Der NHV spielt in der kommenden Spielzeit 2016/17 erstmals in der Vereinsgeschichte im DHB-Pokal. „Es ist natürlich schön, dass wir so etwas Tolles für den Verein schaffen konnten, was es hier bisher noch nicht gegeben hat“, erklärte NHV-Trainer Ceven Klatt: „Es freut mich für die Mannschaft, dass sie sich in der nächsten Saison mit der einen oder anderen namhaften Mannschaft messen darf. Jetzt hoffen wir auf eine gute Auslosung.“
Die Partie gegen den abstiegsgefährdeten Tabellenvorletzten begann dabei alles andere als gut für die Gastgeber: Nach drei Fehlwürfen und einem Fehlpass stand es nach fünf Minuten 0:2. Erst Niklas Weis brach eine Minute später mit einem Doppelpack zum 2:2-Ausgleich den Bann und Kreisläufer Philip Schneider sorgte in der siebten Minute für die erste Führung (3:2). Doch auch in der Folge ließen die Neusser haarsträubend viele Chancen ungenutzt. Und so konnten die keineswegs starken Gäste bis zur 20. Minute eine 6:4-Führung verteidigen. Entsprechend wurde Ceven Klatt während einer zwischenzeitlich vom STV genommenen Auszeit ein wenig lauter. „Mit den ersten 20 Minuten war ich überhaupt nicht einverstanden. Es passte ins Bild, dass wir uns 10 unserer insgesamt 17 Fehlwürfe in dieser Phase geleistet haben. Da haben Konsequenz und Konzentration gefehlt“, sagte der NHV-Übungsleiter. Im Anschluss an das Time-Out lief es in der Neusser Offensive etwas besser. Doch die Gäste, die in der Offensive immer mal wieder den Torhüter herausnahmen und die NHV-Abwehr mit sieben Feldspielern vor Probleme stellten, blieben unbequem und zunächst mit einem oder zwei Treffern in Front. Erst Christopher Klasmann brachte seinem Team mit drei Treffern in Folge erstmals wieder den Ausgleich (11:11, 28.) und dann wenig später sogar die 13:11-Führung (29.). Ein Tor von Heider Thomas über das gesamte Spielfeld ins leerstehende Soester Tor sorgte schließlich noch für die 14:11-Pausenführung für die Neusser.
Nach dem Wiederanpfiff verlief die Begegnung bis zum 16:13 (35.) zunächst ausgeglichen. Ein Zwischenspurt des NHV sorgte dann drei Minuten später erstmals in der Partie für eine Fünf-Tore-Führung (19:14), die auch eine Viertelstunde vor dem Abpfiff noch Bestand hatte – 22:17. „In dieser Phase hätten wir den Sack zumachen müssen. Das haben wir verpasst und die Partie bis zum Schluss unnötig spannend gehalten“, befand Klatt, der mit ansehen musste, wie die Gäste, die aufopferungsvoll um Platz 14 und die Abstiegsrelegation kämpfen, sich nicht abschütteln ließen und bis zur 49. Minute noch einmal auf 20:22 verkürzten. Entsprechend eng blieb es bis in die Schlussphase hinein: Der NHV lag mal mit zwei, mal mit drei Toren in Führung, konnte sich jedoch – angetrieben von den treffsicheren Christopher Klasmann und Niklas Weis – erst eine Minute vor Schluss entscheidend absetzen. Kapitän Bennet Johnen war es schließlich, der die Hammfeldhalle mit seinem Tor zum 27:23 in ein Tollhaus verwandelte. „Insgesamt können wir mit der Abwehrleistung und dem Ergebnis zufrieden sein. Zudem hat Christopher Klasmann in den entscheidenden Situationen in der Offensive Verantwortung übernommen. Insgesamt haben die Jungs eine sehr ordentliche Rückrunde gespielt“, erklärte Klatt abschließend. Und Gästetrainer Dirk Lose gestand unumwunden ein: „Gratulation an den NHV, das war heute ein verdienter Sieg – auch wenn wir lange mithalten konnten.“
Bereits vor der Partie waren mit Ivan Cosic und Markus Breuer unter dem Beifall der rund 650 Zuschauer in der Hammfeldhalle zwei verdiente Spieler verabschiedet worden, die den Verein nach der Spielzeit verlassen werden. Im Anschluss an die Partie bedankten sich die Neusser Verantwortlichen bei jeder Menge Freibier zudem mit kleinen Präsenten bei Helfern, Sponsoren und Fans. Passend dazu fand nhv1-Geschäftsführer René Witte abschließend die richtigen Worte: „Ohne die tolle Unterstützung von allen Seiten wäre das alles hier nicht möglich. Umso schöner, dass die Mannschaft nach einer tollen Rückrunde doch noch das Saisonziel erreicht und es geschafft hat, sich für den DHB-Pokal mit den besten Mannschaften Deutschlands zu qualifizieren. Das ist ein echter Meilenstein für den Neusser Handball.“
Das letzte Spiel dieser Saison bestreitet der Neusser HV am 30. April um 19 Uhr beim TuS Volmetal.
NHV gegen Soest:
Moldrup, Lyrmann (n.e.) (Tor) – Aust, Fütterer (3), Weis (5), Bahn, Thomas (1), C. Klasmann (9/5), Golec (n.e.), L. Klasmann, Handschke (2), Johnen (2), Schneider (5).
Es fehlten: Matthias Reckzeh (Beruf), Max Murawski und Ivan Cosic
Siebenmeter: NHV (5/5), Soest (3/3)
Zeitstrafen: NHV 3, Soest 3
Spielverlauf aus NHV-Sicht: 0:2, 3:2, 3:4, 4:4, 4:6, 5:6, 7:8, 9:10, 10:11, 14:11 – PAUSE – 14:12, 15:12, 16:13, 19:14, 19:16, 20:16, 22:17, 22:20, 24:21, 25:22, 27:23, 27:24 – ENDE
Bes. Vorkommnis: Felix Handschke (NHV) sieht nach der dritten Zeitstrafe die Rote Karte (53.).