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Altlandsberg: Nach Pokalsieg toller Start ins Handball-Jahr

13.01.2015
13.01.2015 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Nord · Von: pm verein

Altlandsberg: Nach Pokalsieg toller Start ins Handball-Jahr

Ende 2014 holten sie den Landespokal – jetzt spektakulärer Start ins Handball-Jahr 2015. Die Drittliga-Frauen des MTV Altlandsberg haben einen Lauf. Am Sonnabend spielten sie in der Staffel Nord 26:26 (13:11) beim ungeschlagenen Zweiten TSG Wismar. Für die Damen aus dem Tabellen-Keller (11. Platz) ein grandioses Spiel, das mit einem gold-glänzenden Punkt veredelt wurde.

Schnell und erwartet lag der Gast zwar 0:2 hinten. Doch es kam alles ganz anders. TSG-Trainer Ronald Frank war froh, dass er auf sein komplettes Aufgebot zurückgreifen konnte. Alle Spielerinnen fit. Und dann am vorigen Wochenende in einem Kurz-Camp extra für den Start getrimmt. Dennoch warnte der Wismarer Coach: „Mit Manja Berger, Sophie Lüdtke und Viktória Várkonyi verfügt der MTV über einen schlagkräftigen Rückraum.“ Doch der existierte in dieser Form am Sonnabend gar nicht. Die erfahrenen Torjägerinnen Manja Berger (49 Saison-Treffer) und Vicktória Várkonyi (57/7) fehlen im MTV-Aufgebot von nur zehn Leuten.

Warum? Berger erholte sich in den Alpen: „Ein sehr lange geplanter Urlaub, von dem ich die Mannschaftsverantwortlichen lange vor Saisonbeginn informiert hatte.“ Várkonyi gratulierte nach dieser Partie aus ihrer Heimatstadt Budapest: „Ich war nach dem Jahreswechsel bei meiner Familie und hatte für mein Fernstudium im Reiseverkehrs-Management auch einige Prüfungen zu absolvieren.“

„Vielleicht hat uns Wismar ja doch etwas unterschätzt, als sie sahen, mit welchem Team wir angereist waren“, so Altlandsbergs Co-Trainerin Eveline Sellert. Doch dann zeigten neben der achtfachen Torschützin Sophie Lütke die resolute Christiane Wiechert (3 Treffer) und Linda Mandelkow (7), dass der MTV nicht nur über drei, sondern über fünf ganz starke Rückraum-Spielerinnen verfügt.

Besonders Linda Manandelkow erhielt für ihren Auftritt viel Anerkennung. Evi Sellert: „Sie schuftete in der Abwehr und im Angriff unglaublich. Sie warf nicht nur wichtige Tore, sondern sorgte auch für großartige Anspiele. Vor allem auf Sylvia Kalina an der Kreis-Mitte.“ Aber es war hart. Denn bis auf die drei Rechtsaußen – Lisa Schönfelder, Marion Primer und Heimkehrerin Jasmin Weise (aus Köln) – sowie Torhüterin Jenny Haß spielten ja alle anderen die 60 Minuten durch. Was für ein Kraftakt.

Nach dem 0:2-Rückstand übernahm nämlich zur allgemeinen Zuschauer-Verblüffung der MTV das Kommando – 2:2, 4:2, 8:5 (23. Minute), 16:12 (34.). Linda Mandelkow sagte schon ziemlich ausgepowert zur Halbzeit in der Kabine: „Ich bin fix und fertig." Nach der Partie meinte sie aber: "Wenn ich die Stimmung unserer Fans auf der Tribüne höre, dann weiß ich, warum ich diesen Sport betreibe. Das ist grandios.“

Favorit Wismar versuchte mit Auszeiten und taktischen Tricks wieder Herr im eigenen Haus zu werden. Organisierte sogar eine Doppel-Pressdeckung gegen Linda Mandelkow und Christiane Wiechert. Das zeigte natürlich eine gewisse Wirkung. Da agierte schließlich eine Mannschaft, die in die 2. Liga will. Und im TSG-Angriff war die fabelhafte Svea Pinkohs (10 Tore), die aus allen Lagen und von allen Positionen trifft, kaum in den Griff zu bekommen.

Da war es zwischenzeitlich schon mal ziemlich turbulent, als zwischen der 36. und der 38. Minute zweimal Sylvia Kalina und einmal Sophie Lütke auf die Strafbank geschickt wurden. Andererseits: Wismars Ex-Altlandsbergerin Vivien Erdmann (2 Tore) musste beim 18:15 für den MTV in der 39. Minute nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe ganz raus. Und der krasse Außenseiter hielt bis zum Beginn der 59. Minute (26:24) seinen schönen Vorsprung. Den ganz großen Knaller vermasselten sich die Grün-Weißen in der Schlussphase mit Flüchtigkeitsfehlern dann aber selbst.

Der MTV feierte trotzdem. Auch seine Torhüterin Kathrin Wiehle. In der 41. Minute wollte „sie mit einem langen Ball aus dem eigenen 6-Meter-Raum einen Konter einleiten. Ging aber nicht, weil alle Kolleginnen gedeckt waren. Doch Kathrin sah, dass die TSG-Torhüterin zu weit vor ihrem Kasten stand. Also nagelte sie den Ball selbst zum 19:15 ins Wismarer Tor. Noch wichtiger: Zehn Sekunden vor Schluss hielt sie wieder mal einen unhaltbaren Ball. Ausgerechnet abgefeuert von der großartigen Svea Pinkohs – und rettete damit das 26:26, den goldenen Punkt.

Das war er wirklich, weil die anderen Konkurrenten im Abstiegskampf – Schwerin, Vechta, Frankfurter HC, Berliner TSC – ihre Spiele verloren. MTV-Trainer Fabian Lüdke war von der Vorstellung seiner Mannschaft angetan: „Ehrlich gesagt, hatten wir uns kaum etwas ausgerechnet. Deshalb und weil wir den Gegner gut kannten, habe ich diesmal auf eine detaillierte taktische Vorbereitung mit Video verzichtet. Ich habe nur gesagt: Wir lassen uns hier nicht unterbuttern. Geht raus und kämpft wieder anständig. Wie sie das taten, mit welcher Leidenschaft, mit welchen spielerischen Potenzen – das sagt alles über die Qualitäten dieser Mannschaft.“

Eines hat sich der MTV damit allerdings eingebrockt, wenn am kommenden Sonnabend (17.30 Uhr) eine ganz namhafte Mannschaft in die Erlengrund-Halle kommt. Nämlich Spitzenreiter Werder Bremen. Unterschätzen wird diese Altlandsberger Damen niemand mehr.

TSG Wismar: Steiner, Borkowski; Durdic 3, Brinkies 3, Kriegsmann, Tegler 5, Passow 2, Blum, Dürl, Pinkohs 10/2, Vujica, Topp 1, Erdmann 2.

MTV Altlandsberg: Wiehle 1, Haß; Wiechert 3, Lütke 8, Mandelkow 7,Schönfelder1, Kalina 4, Fleck 2/1; Priemer, Weise.