Altlandsberg: Zu viele Fehler – aber immer noch Erster
Altlandsberg: Zu viele Fehler – aber immer noch Erster
Es wurde nichts mit dem erhofften Punktezuwachs beim HC Leipzig II. Im Gegenteil. Es gab für den MTV Altlandsberg eine unerwartet deutliche 18:25 (9:11)-Niederlage. Was Dr. Marion Mendel, die kleine aber unglaublich drahtige Gastgeber-Trainerin, beim Schlusszeichen zu einem Jubelsprung von gefühlt 1,50 Metern Höhe aus dem Stand veranlasste. Siege gegen den Spitzenreiter tun eben besonders gut.
Apropos Spitzenreiter in der 3. Liga Ost. Das ist der MTV trotz der zweiten Niederlage in Folge immer noch. Punktgleich (10:4) mit der SG Handball Bad Salzuflen, aber 11 Plus-Tore besser. Was aber war nach dem historischen 2:12-Pausenrückstand (Endergebnis 19:23) vor Wochenfrist bei der HSG Osterode/Harz denn diesmal los?
Auf den ersten Blick ist die 14-Minuten-Phase (17:17/46.) gegen Ende des Spiels relevant. Da sorgte Sophie Lütke, die stark getapt aufopferungsvoll trotz eines schmerzenden Daumes kämpfte, zum fünften Mal an diesem Tag für den Ausgleich. In Führung lag der MTV aus Gastgebersicht nur beim 1:2, 1:3 und 3:4. Im bereits erwähnten Abschnitt nach dem 17:17 fiel die Spielentscheidung. Entscheidend für die MTV-Niederlage war aber die komplette Spielstunde.
Der HCL II mit den beiden Ex- Altlandsbergerinnen Elaine Rode (Rechtsaußen) und Lea Guderian (Spielmacherin) sowie der überragenden Torhüterin Wiebke Detjen agierte einsatzstark, aber unaufgeregt, ausgeglichen gut und viel kaltschnäuziger als die vom Alter her erfahreneren Rivalinnen aus Märkisch-Oderland. Und dennoch war, wie vor Wochenfrist in Osterode, ein doppelter Punktgewinn drin. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre.
Im Verlauf der 60 Minuten traf der MTV, wenn richtig mitgezählt wurde, siebenmal Latte oder Pfosten. Es wurden vier Siebenmeter und zig Chancen frei vor der Leipziger Torhüterin vergeben. „So kannst du kein Spiel gewinnen“, schüttelte Coach Fabian Lüdke mit dem Kopf. „Da kannst du als Trainer ein Spiel so lange und so gewissenhaft vorbereiten wie du willst. Wenn die einfachsten Sachen, die besprochen und geübt wurden, nicht klappen, dann geht nichts.“
Frei von Fehlern war niemand an diesem Nachmittag in Sachsen. Da nahm sich Fabian Lüdke – und das ehrt ihn – nicht aus. Der Trainer: „Im Nachhinein ist klar, ich hätte in der letzten Viertelstunde, als einige von uns platt waren, früher wechseln müssen.“
Gewiss hoffte der junge Trainer noch auf Rückraum-Treffer von Kristina Domann, die immer mal in der Lage ist, einen rauszuhauen. Na klar lief es lange bei Sylvia Kalina prima, die auf der Regieposition eine gute Figur machte, nachdem Sophie Lütke pressgedeckt wurde. Genauso bei Christiane Wiechert. Die gab ja erst in Osterode nach langer Fußverletzung ihr Comeback. Und hatte am Tag vor der Leipzig-Partie beim 2. MTV-Team mitgemischt (8 Treffer in Werder), um Spielpraxis zu bekommen. „Ja, ich war am Schluss in Leipzig völlig platt“, gestand „Chrissi“. Sylvia „Kalli“ Kalina erging es ähnlich. Sie war ja erst kürzlich wegen der Personalnot auf der Kreismittelposition reaktiviert worden und hatte praktisch monatelang sportlich nichts gemacht.
Natürlich hätte man zeitiger wechseln können, wohl müssen. Aber mal ehrlich: Wer hat sich denn Fabian Lüdke, der – um das klarzustellen – eine exzellente Arbeit macht, zwingend angeboten?
„Ich beobachte schon seit einigen Wochen einen Leistungsabfall bei uns“, so Coach Fabian Lüdke. „Das ist nicht nur in den Spielen der Fall. Vor allem auch im Training, wo das Niveau sinkt, weil man nicht mehr so diszipliniert und konzentriert arbeitet, wie es noch während unserer tollen Vorbereitung und in den ersten Wettkampfwochen der Fall war.“
Was ist da los seit dem erstaunlichen und bejubelten Fünf-Siege-Start? Haben es sich einige in der Komfortzone MTV-Drittliga-Handball mit besten äußeren Bedingungen gemütlich gemacht und geglaubt, die Ergebnisse würden auch kommen, wenn man die geistigen und körperlichen Aktivitäten zurückfährt?
„Was mich besonders ärgert, ist, dass bei uns immer die Gleichen die Kastanien aus dem Feuer holen“, sagt Coach Fabian Lüdke. „Daran muss sich dringend etwas ändern. Dass unsere Mannschaft ein gewisses Potential hat, das zeigte der Saisonstart. Wir müssen das aber im täglichen Training und im Wettkampf immer wieder abfordern, dürfen nie nachlassen. Sonst haben die anderen schon gewonnen.“
Jetzt nach zwei verlorenen Spielen, die man – bei allem Respekt – hätte gewinnen können oder gar müssen, also jetzt wird sich zeigen, wer Charakter hat. Wer zupackt, wer für den anderen einspringt, wenn`s brenzlig wird. Die Probleme sind von den Verantwortlichen erkannt. Und die Möglichkeiten, sie zu beseitigen, sind vorhanden.
Am kommenden Sonntag ist erst mal Landespokal gegen unterklassige Mannschaften. Beste Gelegenheit, die Köpfe frei zu bekommen und ohne großen Druck neu durchzustarten.
HCL II: Detjen, Ihle; Uhlmann, Reißberg, Loehning 4, Funke 4, Kreibich, Theilig 2, Plate 5/1, Hurst 2, Guderian 2, E. Rode 3, Smolik, Peter 3.
MTV mit: Höft, Wiehle; Berger 2, Lütke 3, Domann 4/1, Münzer, Kalina 2, Trzczak 2; Mandelkow, Fleck 2/1, Wiechert 3, Schönfelder, Seering, Günther.