Altlandsberg kämpft - Wismar spielt und siegt
Altlandsberg kämpft - Wismar spielt und siegt
Wieder keine Punkte fürs MTV-Konto. Aber wer aus dem Altlandsberger Lager hatte schon damit gerechnet? Die Frauen der TSG Wismar, denen nach sechs Siegen in den sieben Partien zuvor das Selbstbewusstsein aus jedem Knopfloch guckte, wurden ihrer Favoriten-Rolle gerecht. Sie gewannen diese Drittliga-Partie vor 600 Zuschauern mit 28:21 (18:10) Toren. Der MTV rutschte in der Staffel Ost auf Platz 10 ab. Und dennoch sagte MTV-Trainer Fabian Lüdke nach dieser Partie: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft.“
Denn: Wie sich die Damen in Grün-Weiß nach teilweise aussichtslosen Situationen präsentierten, wie sie kämpften, das bewies Charakter und Leidenschaft. Und das ermöglichte die erstaunliche Tatsache, dass der MTV in der Ostsee- und Hansestadt die zweite Halbzeit mit 11:10 gewann. Das ist gut fürs geschundene Gemüt nach den Duellen mit den vielen Top-Teams in den vergangenen Wochen. Gerade auch im Hinblick auf das nächste hammerharte Punktspiel am 15. März gegen die Bundesliga-Reserve das HC Leipzig.
Zurück zum Spiel in der schönen Wismarer Halle. Die Gastgeberinnen traten mit (fast) voller Kapelle an. Soll heißen - mit 13 Spielerinnen. Und darunter sind ein paar richtig Gute. Wie die sechsfache Torschützin Eva-Maria Kollecker. Sie ist TSG-Kapitän und wurde gerade in die Deutsche Polizei-Nationalmannschaft berufen, die vom 10. bis 14. April in den Niederlanden um die Europameisterschaft spielt.
Der MTV trat mit zehn wackeren Frauen an. Zwei Torhüterinnen und acht Feldspielerinnen. Die langzeitverletzten Torjägerinnen Mandy Gramattke und Kapitän Sophie Lütke (Schulter) fehlen weiterhin. Janin Hetzer (5 Tore) hielt tapfer mit einer starken Erkältung durch. Aber eine starke Substanz ist etwas anderes.
Die fehlte, das kann aber nicht den schwachen Start entschuldigen, als alle noch frisch waren. Nach gut vier Minuten lag der MTV hinten. Überrumpelt von der TSG und mit einer Abwehr, die alles andere als dicht war. Ergo - frühe Team-Auszeit, um einiges zu korrigieren. Und kaum zu glauben: Der MTV stabilisierte sich, kam auf 8:10 (17. Minute) heran. Flimmerte da sogar ein Fünkchen Hoffnung, aus Wismar etwas mitzubringen?
Nein. Was man sich vorne aufgebaut hatte, wurde bis zur 30. Minute mit dem Hintern wieder eingerissen. Aus dem schönen 8:10 baute sich ein wieder aussichtsloser 10:18-Rückstand auf. Da nutzten die cleveren Gastgeberinnen jeden Altlandsberger Angriffsfehler zu schmerzenden Konterattacken. Und wenn die TSG ihre eingeübten Ballstafetten vorführte, die mit sehenswerten Würfen aus der zweiten Reihe abschloss, sah Wismars Spiel richtig gut aus.
„In dieser Phase legten wir ein tolles Tempo vor und die Abschlüsse klappten so, wie ich mir das vorgestellt hatte“, lobte TSG-Trainer Ronald Frank. Das Merkwürdige aber in diesem Spiel: In der 51. Minute (20:24) war der MTV wieder auf vier Tore dran. Genau jene Differenz, die es nach dem Altlandsberger 0:4-Fehlstart gegeben hatte.
Was war da los? TSG-Trainer Roland Frank: „In der zweiten Halbzeit haben wir zu eigensinnig gespielt. Jede wollte ihr eigenes Ding machen. Außerdem habe ich viel gewechselt. Da ging die Linie etwas verloren…“
Mehr als die Linie allerdings nicht. Auch weil dem MTV verständlicherweise in der Schlussphase etwas die körperliche Energie flöten ging. „So wurde das Schlussergebnis noch etwas klarer, als ich es mir gewünscht hatte und es auch möglich war“, bedauerte MTV-Coach Fabian Lüdke. Der Knackpunkt war die Schlussphase allerdings nicht. Der knackte schon in der ersten Halbzeit, „als bei uns in Angriff und Abwehr vieles nicht so stattfand, wie wir das am Donnerstag trainiert hatten“, so Fabian Lüdke.
Es bleibt die Freude über eine sehr gute kämpferische Leistung - vor allem in der zweiten Halbzeit. Es bleibt die Erkenntnis, dass sich Franziska Chmurski offensichtlich immer besser mit ihrer neuen (Zwangs-)Rolle im mittleren Rückraum anfreundet. Und es bleibt der Fakt, dass Sylvia Kalina (3 Tore) praktisch auf allen Positionen klar kommt. Diesmal musste sie im Angriff auf Rechtsaußen ran - und hatte zunächst ein paar Probleme mit der Chancenverwertung. Die hatten andere auf ihren Spezialpositionen allerdings auch. Und für Rechtshänderinnen ist es auf Rechtsaußen bekanntlich nicht leicht. „Kalli“ hat aber wieder mal bewiesen, dass sie mit ihrer Cleverness in der Abwehr und ihrer Kampfkraft Akzente setzt, die sie für den MTV so wertvoll macht.
MTV 1860 Altlandsberg: Kathrin Wiehle, Juliane Schlein; Manja Berger, Franziska Chmurski 4, Janin Hetzer 5/2, Sylvia Kalina 3, Dominic Wielsch 3, Annika Fleck 3; Christiane Wiechert 3, Marion Priemer