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Baunatals Kapitän Florian Ochmann geht von Bord

01.03.2014
01.03.2014 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Ost · Von: PM

Baunatals Kapitän Florian Ochmann geht von Bord

In der kommenden Saison wird der Drittligist GSV Eintracht Baunatal ohne seinen Kapitän Florian Ochmann dastehen. Der 31-Jährige will kürzer treten und heuert als Spielertrainer bei seinem Heimatverein TSV Korbach in der Landesliga an. Der gebürtige Korbacher kehrt nach elf Jahren an seine alte Wirkungsstätte zurück. Bei der Baunataler Eintracht war und ist der Mann mit der Nummer 77 sowohl als Abwehrspezialist als auch in der Offensive stets eine Bank und auch menschlich ein wichtiger Pfeiler im Team. Im Interview erinnert er sich noch einmal an seine Anfänge, lässt die einzelnen Stationen Revue passieren und wirft schließlich den einen oder anderen Blick in die nähere Zukunft. 

Sie wurden in Korbach geboren und hatten dort auch Ihre ersten Kontakte mit dem runden Leder. Seit Ihrem vierten Lebensjahr waren Sie dort am Ball, Ihre Jugendzeit sowie das erste Seniorjahr. Hat die Eintracht also Korbach einen maßgeblichen Pfeiler der vergangenen Jahre zu verdanken?
Florian Ochmann: „Jein. Ich habe in Korbach unter meinem Vater, der mich die gesamte Jugendzeit über trainierte, und später bei den Senioren unter Christopher Stuhlmann das Handballspielen und die richtige Einstellung zum Mannschaftssport erlernt. Für meinen Sprung in den höherklassigen Handball waren dann aber die vier Jahre in Gensungen unter Günter Böttcher und natürlich die Jahre in Baunatal unter Arnd und Ralf entscheidend. Kurzum: Ich hatte mit meinen Trainern großes Glück und habe in jeder „Station“ ganz Wesentliches dazu gelernt!“

Anschließend waren Sie beim Zweitligisten HSG Gensungen/Felsberg als Abwehrspezialist aktiv. Am Ende dieses Abschnittes wurden Sie mit „Ich wollte mal wieder die Mittellinie überqueren dürfen“ zitiert. War das der Grund, nach vier Jahren zu wechseln?
Ochmann: „Ja. Ich kam mit 20 Jahren von Korbach nach Gensungen, wo ich zuvor sowohl in der Abwehr als auch im Angriff eigentlich immer durchgespielt hatte. Bei der HSG spielte ich dann in meinem ersten Zweitligajahr fast gar nicht und konnte mich dann zwar in der Abwehr etablieren, schaffte es im Angriff aber nicht, mich in die erste Sechs zu spielen/trainieren. Da sich dann nach vier Jahren keine Veränderung der Situation abzeichnete und ich mich mit damals 24 noch etwas jung für einen „Oliver Roggisch-Part“ hielt, traf ich die Entscheidung nach Baunatal in die Oberliga zu wechseln.“

Es folgte die „rote Ära“ in Baunatal. In dieser Zeit gab es gute wie weniger erfreuliche Ereignisse. Zwei langwierige Verletzungen ließen Sie unfreiwillig lange Pausen einlegen. Pünktlich zur Vorbereitung 2013/2014 waren Sie wieder fit und wurden prompt von Ihren Mannschaftskollegen zum Kapitän wiedergewählt. Hilft eine solche Geste bei der Rückkehr zu alter Stärke?
Ochmann: „Natürlich erfüllt es einen mit Stolz, von dieser Truppe zum Kapitän gewählt zu werden! In meiner damaligen Situation war es zudem ein enormer Vertrauensbeweis bzw. -vorschuss der Jungs, der sicherlich nicht geschadet hat!“

Wie beschreiben Sie rückblickend Ihre Rolle im Team - auch als ausgebildeter Pädagoge - im Bezug auf die jüngeren Spieler?
Ochmann: „Ich würde meine Rolle im Team nicht zu hoch hängen. Die Mannschaft besteht aus tollen Jungs, die sich gut verstehen und zusammen Sport machen und Erfolg haben möchten. Natürlich habe ich versucht, den jungen Spielern die Integration in die Mannschaft zu erleichtern, aber das ist bei diesem Team, wie gesagt, überhaupt kein Problem.“

Im etwa selben Zeitraum haben Sie geheiratet und Ihre Tochter wurde geboren. Waren Ihre beiden Frauen auch ein Grund für Ihren Wechsel auf die Trainerbank?
Ochmann: „Ja. Durch Ellas Geburt haben sich die Prioritäten in meinem Leben doch deutlich verschoben. Ich möchte zukünftig einfach mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, was zu dem Schluss führte, meine Spielerkarriere in Baunatal zu beenden. Der Wunsch als Trainer zu arbeiten, entstand allerdings unabhängig von meinen beiden Frauen bereits vor einigen Jahren.“

Wann bekommt Ella ihren ersten Ball und ihre erste private Trainingseinheit mit ihrem Papa?
Ochmann: „Natürlich hat Ella bereits ihre ersten Trainingseinheiten mit Papa absolviert. Sie ist schließlich schon anderthalb Jahre alt!“

Als Spielertrainer wollen Sie künftig „nur noch spielen, wenn es sein muss“. Sicher, dass es Ihnen nicht doch wieder in den Fingern jucken wird?
Ochmann: „Nein, sicher bin ich mir da nicht. Allerdings ist der Wunsch ,nur’ noch als Trainer zu fungieren durchaus ernst gemeint, da ich mich so wirklich auf die Trainertätigkeit konzentrieren könnte, was bei der Doppelbelastung als Spielertrainer in einigen Situationen durchaus schwierig werden kann.“

Mit dem Wechsel ausgerechnet zum Heimatverein schließt sich ein Kreis. „Es war immer mein Traum, bei meinem Heimatverein tätig zu sein.“ Warum ausgerechnet der TSV Korbach?
Ochmann: „Ralf (Ralf Horstmann, Trainer der Eintracht, Anm. der Redaktion) sagt immer: ,Der Ochi ist Korbacher durch und durch.’ Es ist mein Heimatverein, ich habe dort 16 Jahre lang Handball gespielt und meine Eltern und meine Schwester mit ihrer Familie wohnen dort. Außerdem spielen in der aktuellen Korbacher Mannschaft sehr gute Freunde von mir, über die ich auch während der Jahre in Gensungen und Baunatal immer Kontakt nach Korbach gehalten habe.“

Ist der mögliche Aufstieg und somit vergebene Chance, gegebenenfalls in der kommenden Saison erneut in der 2. Liga spielen zu dürfen, ein kleiner Wehmutstropfen?
Ochmann: „Natürlich ist der Gedanke, noch einmal 2. Liga zu spielen, sportlich mehr als reizvoll. Der Abschied aus Baunatal wird mir aber - völlig unabhängig von dem Ausgang dieser Saison - sehr schwer fallen. Allerdings könnte ich mir davon ab keinen schöneren Abschied vorstellen, als mit einem Aufstieg in die 2. Liga zu gehen.“

Wie hat sich der Florian Ochmann, der 2007 zur Eintracht kam, bis heute verändert bzw. entwickelt?
Ochmann: „Mmh... Ich denke, dass ich mich in Baunatal handballerisch - vor allem im Angriff - noch einmal deutlich weiter entwickelt habe. Hier hat mir das Vertrauen von Arnd Kauffeld enorm geholfen. Des Weiteren habe ich natürlich einige Erfahrungen sammeln können, was mich etwas lockerer an einige Situationen herangehen lässt. Außerdem habe ich definitiv mehr graue Haare als früher.“ 

Das Spitzenspiel am letzten Spieltag gegen Bernburg, mit einem beeindruckenden achten Mann auf der Tribüne „war die beste Stimmung in meinen sieben Jahren hier." Wie empfanden Sie die Atmosphäre und die Aktion mit den Ballons?
Ochmann: „Die Atmosphäre am Samstag war wirklich beeindruckend und hatte einen großen Anteil an unserer Leistung! Die Aktion mit den Ballons habe ich ehrlich gesagt während des Spiels noch nicht wirklich mitbekommen. Allerdings fand Ella sie super! Nein, im Ernst: Solche Aktionen sowie die Gründung des neuen Fan-Clubs ,Szena G-Town’ findet die Mannschaft großartig!“

Welche Erinnerungen aus sieben Jahren GSV werden Sie außerdem mitnehmen?
Ochmann: „Zunächst bleiben mir natürlich die vielen sehr schönen sportlichen Momente und Erfolge, wie der Aufstieg in die Regionalliga, die Qualifikation für die 3. Liga und die Derbysiege gegen Gensungen im Gedächtnis. Neben diesen hart erarbeiteten Erfolgen gab es auch diverse - ebenfalls zum Teil recht anstrengende - Abschlussfahrten, die ich nicht so schnell vergessen werde. Am schönsten und wichtigsten sind rückblickend aber nicht die sportlichen Erfolge, sondern die netten Menschen und neuen Freunde, die ich hier in Baunatal kennen lernen durfte.“

Welche Rolle wird die Eintracht in Zukunft für Sie spielen, wird man Sie hin und wieder in der Rundsporthalle begrüßen dürfen?
Ochmann: „Selbstverständlich werde ich in der neuen Saison versuchen, häufig in der Rundsporthalle vorbeizuschauen. Und da meine Frau und ich ein Haus in Baunatal oder Umgebung suchen: Wer eines hat, soll sich bitte melden! Außerdem fühle ich mich in Baunatal und insbesondere bei der Eintracht sehr wohl fühle, ist es nicht ausgeschlossen, dass ich irgendwann wieder für die Eintracht tätig sein werde.“ 

 

Doch noch trägt der Mann mit der Rückennummer 77 rot und 480 Spielminuten trennen ihn von seinem „letzten Abpfiff“ im Eintracht-Trikot. Bis dahin heißt es in der Abwehrreihe der VW-Städter noch achtmal „Bis hier hin und keinen Schritt weiter“. Am 15. März stellt sich der SC Magdeburg II als nächster Gegner in der Rundsporthalle in Baunatal vor. Dann wird Ochmann die Mannschaft erneut als Kapitän aufs Feld führen.