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Der sensationelle Aufsteiger in die 3. Liga kommt aus Hagen und heißt TuS Volmetal

01.05.2015
01.05.2015 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel West · Von: aha

Der sensationelle Aufsteiger in die 3. Liga kommt aus Hagen und heißt TuS Volmetal

Es ist eine fast schon irre Geschichte. Die einen reden von einer Sensation, die anderen von einem Wunder. "Für viele – vor allem für die, die schon einige Jahre länger im Verein tätig sind als ich und einige Spieler – ist es auch ein Märchen“, sagt Stefan Neff, der erst 28-jährige A-Lizenz-Trainer, der den TuS Volmetal vorzeitig zur Westfalenmeisterschaft und somit in die 3. Liga geführt hat. Nur zwei Jahre nach dem Aufstieg in die Oberliga und nur dreieinhalb Jahre nach dem drohenden Sturz in die sechste Klasse, in die Landesliga. Wie ist es dazu gekommen? Im Gespräch mit dhb.de erzählt der Coach, der 2009 mit der B-Jugend des VfL Gummersbach Deutscher Vizemeister war, wie es zu diesem Wunder kommen konnte.

Was hat Ihre Mannschaft so stark gemacht, dass die Meisterschaft und der Aufstieg so souverän geschafft wurden?

Stefan Neff: Wichtig war, dass wir einen guten Saisonstart hatten – mit den Spielen in Ahlen, gegen Nordhemmern, in Menden und gegen Hagen II, gegen Mannschaften, die hoch gehandelt wurden. Wenn du da drei, vier Spiele verlierst, geht es in die andere Richtung. Wir haben aber 6:2 Punkte geholt, und das hat für Euphorie und Motivation gesorgt. Wir haben von Anfang an gespürt, dass wir gegen jede Mannschaft bestehen können. Und dann ist unsere mentale Stärke hinzukommen, die uns stärker gemacht hat als andere Mannschaften. Wir waren vom Kopf her immer sehr gut vorbereitet und haben so viele enge Spiele gewonnen. Dass wir das Rückspiel gegen Menden nach unserem 23:27-Rückstand noch gedreht haben, war ein typisches Beispiel. Wir waren in der entscheidenden Phase die beste Mannschaft.

Sascha Bertow, der Trainer der Ahlener SG, hat während der Hinrunde mal vorausblickend gesagt, dass der Meister in dieser Saison mehr Minuspunkte haben werde als der 2013/14. Ist es eine Motivation, die 41:11 Punkte des Soester TV zumindest noch einzustellen?

Stefan Neff: Meine Motivation liegt nicht darin, mit Soest gleichzuziehen oder Sascha Bertows Aussage zu revidieren. Meine Motivation liegt ganz klar darin, dass wir zu Hause ungeschlagen bleiben wollen und Augustdorf die einzige Mannschaft ist, die uns in der Hinrunde geschlagen hat. Und wir haben noch ein Derby in Gevelsberg. Das Wort Derby sagt schon alles, das sollte Motivation genug sein, das Spiel erfolgreich zu gestalten.

Thomas Kersebaum wird vom SV Westerholt zurückkehren, Thimo Kirsch, den sie aus gemeinsamen Zeiten beim VfL Gummersbach kennen, kommt von der TS Großburgwedel. Wird noch mehr passieren? Es ist ja inzwischen kein Geheimnis mehr, dass sich der ehemalige Schalksmühler und Mendener Jan Stuhldreher in Volmetal fit hält beziehungsweise macht.

Stefan Neff: Ja, Jan Stuhldreher ist ein Thema. Er hält sich beziehungsweise macht sich bei uns fit, und ich bin von seiner sportlichen Qualität überzeugt. Allerdings liegen die Gehaltsvorstellungen noch weit auseinander, und ich weiß nicht, ob sich Spieler und Verein noch nähern werden. Sicher ist, dass Timon Schlipkorte aus unserer zweiten Mannschaft, die als Aufsteiger den Landesliga-Klassenerhalt geschafft hat, zu uns stoßen wird. Sollte sich nichts mehr tun, werden wir trotzdem gut aufgestellt sein. Wir sind in der guten Situation, dass wir nicht unbedingt müssen.

Am letzten August-Wochenende wird das Abenteuer 3. Liga für den TuS Volmetal beginnen. Was erwarten Sie? Gehen Sie mit Ihrer Mannschaft, die vermutlich die billigste in dieser Klasse sein wird, als Abstiegskandidat Nummer eins ins Rennen?

Stefan Neff: Ich kenne das Gehaltsgefüge der anderen Vereine nicht. Fakt ist, dass wir nicht die teuerste Mannschaft der Oberliga sind und mit einem der geringsten Budgets in die 3. Liga starten werden. Als Abstiegskandidat. Aber das Budget ist nicht alles. Sport wird auf der Handball-Platte betrieben. Wir haben eine junge, eingespielte Mannschaft mit sehr hohem Potenzial, von der ich glaube, dass sie guten Handball spielen kann. Es ist klar, dass wir kein anderes Ziel als den Klassenerhalt haben werden. Aber ich sehe uns nicht chancenlos.

Werden Sie als Drittligist bei der Arbeit mit Ihrer Mannschaft was verändern? Zum Beispiel das Trainingspensum erhöhen?

Stefan Neff: Ja. Wir spielen demnächst in einer anderen Handball-Welt. Das muss jeder Spieler verstehen und lernen. Ich werde zwar keinen zusätzlichen Trainingstag nehmen, aber ich werde die Einheiten von anderthalb auf zwei Stunden erhöhen. Wir brauchen mehr Professionalität, mehr Disziplin und mehr Konzentration. Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir das Pensum erhöhen. Alle müssen eine Schippe drauflegen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich von meiner Mannschaft noch mehr verlangen werde als bisher. Dabei werden wir alle Themenfelder angehen. Härter und intensiver.

Wünschen Sie sich eigentlich zwei Derbys gegen den VfL Eintracht Hagen?

Stefan Neff: Vorneweg: Ich wünsche dem VfL Eintracht Hagen von ganzem Herzen den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Ich glaube, es wäre auch für die Region sehr wichtig, zwei solche Aufstiege feiern zu können. Damit bekämen wir den Handball noch mehr gestärkt, was in Hagen nicht einfach ist, weil wir es mit dem Basketball ohnehin schwer genug haben. Ich würde mich riesig freuen, wenn ich fünf Minuten vor meiner Haustür 2. Bundesliga gucken könnte. Aber sollte es zum Worst Case kommen, wäre es ein schönes Trostpflaster, zwei Derbys spielen zu dürfen.

Ein anderes Derby wird es garantiert geben: das gegen die SG Schalksmühle-Halver. Kann die Sporthalle Volmetal so ein Spiel überhaupt verkraften?

Stefan Neff: Das haben wir in dieser Saison schon mehrere Male erlebt, dass die Hütte voll ist und keine Maus mehr Platz findet. Und das wird im Heimspiel gegen Schalksmühle auch so sein, dass irgendwann niemand mehr reinpasst.

Gibt es in der Klubführung Gedanken, so ein Spiel vielleicht in einer größeren Halle auszutragen? In der Enervie-Arena des VfL Eintracht Hagen?

Stefan Neff: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich bin nicht die Klubführung. Ich persönlich finde aber, dass es ein Gedanke wert wäre, ob es für ein solches Event auch eine andere Möglichkeit gibt. Die Sporthalle Volmetal ist allerdings auch ein Pfund, ich könnte auch alle 15 Partien in der neuen Saison dort spielen. Es ist eng, es ist sehr laut. Es ist für jeden Gegner unangenehm.