Drittliga-Review #Spieltag18
Drittliga-Review #Spieltag18
Die ganz großen Überraschungen blieben aus. Doch es gibt sie, die Überraschungsteams. Unter anderem zählt der HC Erlangen II dazu. Der spielte sich inzwischen bis in die Spitzengruppe vor und sorgt weiter für Furore. Und im Süden gibt es nach neun Spieltagen wieder einen neuen Spitzenreiter. Der musste aber hart für die Tabellenführung kämpfen und war auf Schützenhilfe angewiesen.
Staffel Nord: Abstiegszone beginnt auf Platz neun
Während sich die beiden Dickschiffe HSV Hamburg und TSV Altenholz keine Blöße gaben, spitzt sich die Lage im Abstiegskampf immer weiter zu, auch weil sowohl der HSV aus auch die Wölfe keine Probleme hatte, bei den Kellerkindern Hannover-Burgwedel und Hamburg-Barmbeck zu gewinnen. Der Aufsteiger hatte die TSV-Sieben zu Gast und war ohne Chance. Zu souverän spulte das Team von Trainer Mirko Baltic sein Pensum ab und verließ mit 35:25 die Platte als Sieger. Zu Beginn hielt das Schlusslicht noch mit, bekam dann aber vom amtierenden Meiser die Grenzen aufgezeigt. „Meine Glückwünsche an den TSV Altenholz. Das war heute eine Lehrstunde in Sachen Power und Effektivität. Wir haben gegen die Topmannschaften der Liga unter Wettkampfbedingungen einiges probieren dürfen. Das wird uns wieder einen Schritt weiter bringen, denn die beiden letzten Niederlagen sind weitere Entwicklungshelfer. Wir haben Dennis Tretow und Henning Mauer noch geschont, da beide angeschlagen sind. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Spiele gegen die Mannschaften, die mit uns um die Plätze über dem Strich kämpfen. Nur das macht Sinn und meine Mannschaft wird sich in den nächsten Spielen zerreißen, davon bin ich überzeugt“, so HGHB-Coach Holger Bockelmann nach der Partie.
Auch für Empor Rostock, punktgleich mit der HGHB am Tabellenende gab es keine Punkte. Beim Oranienburger HC hoffte der Zweitliga-Absteiger auf Punkte. Doch der 10:17-Rückstand in der 37. Minute erwies sich als zu große Hypothek. Die Empor-Handballer kämpften sich zwar verbissen wieder zurück, doch näher als bis auf zwei Treffer kam man nie heran. Am Ende gelang noch Ergebniskosmetik. Stefan Genilke, der seit August 2015 eine unfassbare Leidenszeit mit einer Sprunggelenksverletzung, einem Kreuzbandriss und einem Mittelhandbruch hinter sich hat, war bei seinem ersten Spiel überglücklich. „Ich habe nur dreimal trainiert und war selber überrascht, dass ich gesielt habe. Aber wir hätten es auch souveräner zu Ende spielen können.“ Sein Trainer Christian Pahl war nach dem ersten Sieg seit dem 9. Dezember vor allem mit der Leistung in der ersten Halbzeit zufrieden. „Dann“, bemängelte Pahl, „haben wir zu früh das Tempospiel eingestellt und vorne viele falsche Entscheidungen getroffen“ Empor-Trainer Till Wiechers stellte die positiven Dinge heraus. „Wir haben schon in der ersten Halbzeit überragend verteidigt. Aber leider vorne zu viele Fehler gemacht und viele Gegentore aus der der ersten und zweiten Welle kassiert. In Oranienburg einen Sechs-Tore-Rückstand aufzuholen ist unmöglich.“
Was war sonst noch so los?
Nach zwei Siegen nach der Winterpause hatte Hannover-Burgwedel gegen den HSV keine Chance. HHB-Coach Jürgen Bätjer nutzte die Gelegenheit, um vielen Akteuren Spielzeit zu ermöglichen. Linksaußen Timo Paternoga nutze die Gelegenheit zu fünf Treffern aus fünf Versuchen. Auf der anderen Seite komplettierte Artjom Antonevitch mit elf Toren die torgefährliche Außenzange.
Die Abstiegszone beginnt im Norden mit dem DHK Flensborg auf Platz neun. Mittendrin im Getümmel ist auch die SG Flensburg-Handewitt II. Am 19. Spieltag kommt es mit zum Spannung erwarteten Stadtderby an der Förde. Im Hinspiel hatte der Bundesliga-Nachwuchs klar die Nase vorne.
Die TSV Burgdorf II ist derzeit richtig gut drauf. Aus den letzten sieben Spielen holten die Jungrecken satte 13:1 Zähler. Zuletzt schlug man zu Hause mit 29:25 den DHK, der erst 45 Minuten vor Spielbeginn in der Pausewang-Halle eintraf.
Staffel Ost: Vorentscheidung im Aufstiegskampf?
War es das für den TV Großwallstadt. Auch der wieder aufstrebende TV Gelnhausen konnte dem Spitzenreiter im Derby vor mehr als 1500 Zuschauern am Ende nicht gefährlich werden. Doch die Gäste legten einen furiosen 5:1-Start hin und konnten bis zum 10:9 die Führung behaupten. Vor allem, weil im Motor des Großwallstädter Angriffsspiels aufgrund zahlreicher Ausfälle noch nicht viel zusammenlief. Mi zunehmender Spieldauer setzte sich jedoch die individuelle Klasse des auch ohne die vielen Verletzten immer noch sehr starken Kaders des Klassenprimus durch. Es war der zehnte Sieg in Folge.
Derweil ließ Verfolger SG Leutershausen im Spitzenspiel bei der Erstliga-Reserve des HC Erlangen Federn. Ohne den spanischen Beachhandball-Europameister Manel Cirac und Abwehrchef aber dafür erstmals mit dem von französischen Zweitligisten Cavigal Nice HB nachverpflichteten Philipp Jäger hieß es am Ende 24:28. Der Rückstand auf Großwallstadt ist somit auf sechs Punkte angewachsen. Die Hausherren mogelten sich bei einer ausgetragenen Partie mehr an den Roten Teufeln vorbei auf Platz zwei. „Die haben hier schon alles reingehängt", meinte Erlangens Spielertrainer Tobias Wannenmacher, der sich nach langer Zeit erstmals wieder für einen Einsatz bereit hielt, gegenüber den Erlanger Nachrichten. Zwei Rote Karten, die gegen Niklas Ruß und jene gegen Alexander Kubitschek belegen das. Auch die schnelle 4:0-Führung konnte den HCE-Express nicht stoppen. Beim 5:5 war der Ausgleich geschafft. Anschließend spielte fast nur noch der HCE. Auch die neun Treffer des SGL-Neuzugangs Jäger konnten daran nichts ändern. Übrigens liefen der und sein Bruder Felix erstmals gemeinsam für die SGL auf.
Was war sonst noch so los?
In Hanau können die Kinos eigentlich zumachen. Denn die selbsternannte Dramaqueen HSG bietet in den Heimspielen seinen Fans eigentlich fast immer „großes Kino“ und Spannung bis in die Schlusssekunden. Mal mit einem guten, mal mit einem weniger guten Ausgang. Gegen den SV Anhalt Bernburg war ein weniger guter Ausgang. Die bis dahin sieben Mal in Folge sieglosen Gäste kamen zehn Sekunden vor dem Ende durch Nico Richter zum vielumjubelten Ausgleich und zum ersten Punktgewinn seit dem 28. Oktober zu einem Erfolgserlebnis.
Der HSV Bad Blankenburg schöpft derweil neue Hoffnung im Abstiegskampf. Der 26:22-Auswärtssieg bei der MSG Groß-Bieberau Modau brachte nicht nur die Saisonpunkte zehn und elf ein, sondern macht den Abstiegskampf noch spanender. Dabei ging der HSV durch ein Wechselbad der Gefühle, führte erst 5:2 um dann in der 36. Minute 12:16 im Hintertreffen zu liegen. Doch die Leistungen von Neuzugang Hannes Iffert und der erstmals wieder auflaufende Ladislav Brykner veranlassten Trainer Igor Ardan dazu, die Qualität im Rückraum als „deutlich gestiegen“ zu bezeichnen.
Staffel West: Mitreißendes Spitzenspiel in Halver
Volle Halle, Liveübertragung und zwei Mannschaften, die zu den absoluten Schwergewichten der Liga zu zählen sind. Was will man mehr. Und so lieferten sich die SG Schalksmühle-Halver und die HSG Krefeld einen erbitterten Kampf. Am Schluss hatten die Hausherren das bessere Ende mit 27:25 für sich. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit setzten sich die Gastgeber vom 11:10 bis auf 18:11 ab. Krefeld war nun unter Zugzwang und kämpfte sich tatsächlich beim 22:24 wieder in Sichtweite. Und als SGSH-Akteur Todor Ruskov die Rote Karte sah, schien der Vorteil bei den Gästen zu liegen. Doch durch eine Energieleistung schafften die Sauerländer durch einen Doppelschlag das entscheidende 26:22. „Die Stimmung brannte heute in der halle und hat uns getragen“, sagte SG-Trainer Stefan Neff nach dem Spiel. Krefelds Trainer Dusko Bilanovic erklärte nach der intensiven Partie: „Nicht alle Spieler hatten ihren besten Tag und ich bin natürlich enttäuscht über die Niederlage. Dennoch muss ich unsere Moral loben, nach einem Sieben-Tore-Rückstand sich nochmal zurück zu kämpfen und heranzukommen.
Durchatmen bei der Ahlener SG. Die ASG-Fans durchlebten am Samstagabend in der Friedrich-Ebert-Halle eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Der Drittligist hatte Ligaschlusslicht ATSV Habenhausen zu Gast und tat sich sichtlich schwer. Am Ende stand ein mit Mühe und Not erspielter 30:28-Sieg. Auch wenn der Bremer Vorortclub seit September die rote Laterne trägt, so hatte Sascha Bertow dennoch eindringlich vor diesem Gegner gewarnt – zurecht wie seine Mannschaft über 60 Minuten erfahren musste. Nach zehn Minuten lagen die Gäste aus dem Norden nämlich mit 6:3 in Führung. Bertow nahm die Auszeit und rückte seine Mannschaft noch einmal zurecht. Erfolgreich. Mit einem fünf-Tore-Laufe drehte die ASG das Spiel zu ihren Gunsten auf 8:7 in der 18. Minute – mit 16:14 ging es in die Halbzeit. Nach der scheinbar sicheren 25:19-Führung wurden den Westfalen zu viele technische Fehler beinahe zum Verhängnis. Habenhausen schaffte beim 27:27 den Ausgleich und konnte vom ersten Saisonsieg träumen. Andreas Tesch sorgte im ersten Schritt mit einem entschärften Siebenmeter dafür, dass die Gastgeber doch noch im Rennen blieben. Felix Harbaum markierte Sekunden vor Schluss den 30. Treffer und machte somit auch den ersten Sieg des Jahres klar.
Was war sonst noch so los?
An der Reihenfolge der ersten acht Teams hat sich an diesem Spieltag nichts geändert. Zu groß sind die Punktunterscheiden zwischen einzelnen Mannschaften. Bei den aktuellen Punkteständen mit TuS Ferndorf (36:0), Bayer Dormagen (29:5), HSG Krefeld (26:10), SG Schalksmühle-Halver (24:10), Leichlinger TV (24:9/ein Spiel weniger), Longericher SC (21:13), Bergische Panther (18:14) und GWD Minden II (18:18) ist erst an den kommenden Spieltagen mit Verschiebungen zu rechnen. Eine starke Serie von fünf Siegen in Folge legten die Leichlinger hin. Und bei dem Programm in den kommenden Wochen mit den Gegnern Menden, Korschenbroich und Aurich ist zu erwarten, dass die Mannschaft von Trainer Frank Lorenzet noch ein wenig klettern wird.
Der TuS Volmetal muss im Kampf um den Klassenerhalt vorerst auf Kreisläufer Philipp Dommermuth verzichten. Der schied bei der 29:41-Niederlage beim Leichlinger TV verletzt aus. Die Platzwunde, die im Krankenhaus versorgt werden sollte, stellte sich dann jedoch als Bruch der Augenhöhle heraus.
Stafel Süd: Neuer Tabellenführer und verpasste Big Points
Rund drei Minuten vor dem Ende gelang dem Abstiegskandidaten HC Oppenweiler/Backnang durch Philipp Maurer der 23:22-Führungstreffer. Sollte der Abstiegskandidat die Überraschung gegen den SG Nußloch tatsächlich schaffen? Der Titelverteidiger war gekommen, um mit einem Sieg im Kampf um die Tabellenspitze seine Hausaufgaben zu machen. Machte er dann auch, weil Lars Crocoll mit seinen Treffern sieben und acht die Partie zum 24:23 wendete und Nicolas Herrmann den Deckel zum 25:23-Auswärtssieg draufmachte. Im Lager der der Hausherren haderte man vor allem mit der Chancenverwertung und um die Big Points im Abstiegskampf. „Ein Punkt wäre heute riesig gewesen. So bleibt uns nur die Erkenntnis, dass wir weiter im Aufwärtstrend sind, dass wir eine super Abwehr gestellt haben, dass der Teamgeist stimmt und dass uns die Zuschauer tragen“, meinte HCOB-Trainer Matthias Heinecke. Sein Gegenüber war einfach nur glücklich: „Ich bin super glücklich. Mir fehlen die Worte. Was die Mannschaft im kämpferischen Bereich leistet, macht mich wirklich stolz“, so Christian Job, dessen Team die Rückreise tatsächlich als Spitzenreiter antreten konnte.
Denn im parallel stattfindenden Spitzenspiel Kornwestheim gegen Rhein-Neckar Löwen II setzte sich die Bundesliga-Reserve durch und klettert nach dem 29:24-Auswärtssieg ihrerseits auf Platz zwei. Für den Aufsteiger Kornwestheim ist die Welt trotz des Verlustes der Tabellenführung weiterhin in Ordnung. „Das ist ja ohnehin nicht unser Anspruch, unbedingt Erster zu werden“, sagte SVK-Trainer Alexander Schurr den Kornwestheimer Zeitung. Sein Team, das mit einem 10:12 in die Kabine gegangen war, wollte das Spiel unbedingt noch drehen, agierte in einigen Szenen aber zu kopflos. Zudem erwischte Gästekeeper Lukas Bauer schon im ersten Durchgang einen Sahnetag und entschärfte 14 Bälle.
Was war sonst noch so los?
Auch beim HBW Balingen-Weilstetten konnte der TV Neuhausen das Ruder nicht rumreißen und unterlag mit 22:29. Der Abstand zum ersten Abstiegsrang beträgt immer noch nur ein Pünktchen. Auf der anderen Seite freuten sich die Jung-Gallier über den Ausbau der Heimserie auf 20:0 Punkte.
Der VfL Pfullingen kommt immer besser in Fahrt. Der 32:31-Heimsieg über die TGS Pforzheim war bereits der siebte in Folge in eigener Halle. Der VfL hat sich somit erst einmal aus dem Dunstkreis der Abstiegszone entfernt und freut sich über Vertragsverlängerungen des Quartetts Axel Goller, Paul Prinz sowie den Routiniers Marc Breckel und Christian Jabot. Für die Geste des Abends aber sorgte Pforzheims Florian Taafel. Nach einem Foul überzeugte der Rückraumspieler die Schiedsrichter in der 33. Minute davon, dass Gegenspieler Robin Keupp nicht auf die Strafbank musste. Die 600 Zuschauer bedachten die Aktion mit tosenden Beifall. Zudem bedeute der 26:20-Heimsieg des TuS Fürstenfeldbruck den Ausbau der aktuellen Serie auf 13:1 Zähler. Die Panther haben sich inzwischen bis auf Platz sechs vorgeschlichen.