Ein bescheidener Matchwinner beim dreckigen OHC-Sieg
Ein bescheidener Matchwinner beim dreckigen OHC-Sieg
Sekunden vor dem Ende der Drittliga-Partie atmete Ehrenpräsident Werner Siegler tief durch. Sein Oranienburger HC hatte den 24:23 (14:12)-Heimsieg gegen den HSV Hannover sicher, die 879 Zuschauer in der MBS-Arena gingen in den Feiermodus über. „Die Mannschaft hat es sich selber schwer gemacht“, bemerkte der langjährige Vereinsboss.
Am Samstagabend durchlebte auch er ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst lief es im richtungsweisenden Match nach Plan. Die Hausherren, die aus den letzten sechs Spielen nur einen Punkt geholt hatten, begannen gegen den um einen Punkt schlechteren Tabellennachbarn stark und schienen sich in einen Rausch zu spielen. Nach 13 Minuten hieß es 9:3. „In dieser Phase haben wir es nicht so schlecht gespielt“, bemerkte Trainer Christian Pahl. Dann habe es aber einen kleinen Knick im Spiel gegeben. „Wenn du sechs Spiele keinen Sieg gelandet hast, spielst du das nicht mit breiter Brust weiter. Nach zwei negativen Aktionen fängst du an, darüber nachzudenken.“
Folge: Hannover verkürzte den Rückstand und ging beim 17:16 (38.) erstmals in Führung. Der OHC lief dann zwischenzeitlich einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher, lag ab dem 22:21 (51.) aber wieder vorn. Pahl: „Dass wird das Spiel dann nicht früher entschieden haben, liegt an fehlender Cleverness.“ Während sich der Gegner bei jedem Angriff Grenzwerten viel Zeit gelassen habe, hätten seine Schützlinge in der Schlussphase vier Bälle leichtfertig weggeschmissen.
So blieb es bis in die Schlussminute spannend. Da hatte Dominic Kehl die Riesenchance zum 25:23, warf aber den gegnerischen Keeper an. 41 Sekunden vor Ultimo gab es Siebenmeter für den HSV. Keeper Simon Herold blieb gegen Jannis Pille Sieger.
Die emotionale Woche des Simon Herold: „Keiner wird allein zur Legende“
Als Matchwinner wird Simon Herold nicht gern bezeichnet. „Ich rede nicht gern gut und positiv über mich.“ Viel Grund habe es dazu in den letzten Wochen auch nicht gegeben. Für den Torwart keine leichte Phase. „Es ist nicht schön, wenn du eine Flaute hast und der Mannschaft nicht helfen kannst.“ Nun habe er gegen Hannover lediglich seinen Teil zum Erfolg beigetragen. „Das wird von mir auch erwartet. Und ohne eine vernünftige Abwehr könnte auch ein Thierry Omeyer nichts ausrichten. Keiner wird allein zur Legende.“
Simon Herold betont: „Wir sind sehr erleichtert. Wir standen vor diesem Spiel unter Druck, nun ist allen eine Last abgefallen.“ Die Woche sei sehr emotional, aufregend und hart gewesen. „Ich habe mir am Abend vor dem Spiel viele Presseberichte aus der Vergangenheit durchgelesen. Der Verein hat viele tolle Spieler geholt und in die Erwartungen gesetzt. Wir sind gefordert, diesen Kredit zurückzuzahlen. Auch dem tollen Publikum können wir gerade in solchen Spielen etwas zurückgeben.“ Dafür macht man Sport, um in solchen Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen. Darius Krai zur spannenden Schlussphase:
"Wir haben gut angefangen, ließen gut den Ball laufen. Dann machte sich die Unsicherheit der letzten Wochen bemerkbar und ein Spiel entwickelt sich zu dem, wie es letztendlich gelaufen ist. In unserem Spiel war zu wenig Bewegung, wir haben zu früh geworfen. Am Ende muss man dann zusehen, kühlen Kopf zu bewahren. Wie das immer wieder gelingt, kann ich auch nicht sagen. Dafür macht man Sport, um in solchen Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen"
Dominic Kehl:
"In derartig engen Spielen profitieren wir mittlerweile von unserer Erfahrung. Wir hatten in der Vergangenheit kaum Spiel, die wir deutlich mit sechs Toren oder mehr gewonnen haben. Wir haben phänomenal angefangen. Das Publikum ging mit, wir waren emotional da. Dann war ein Bruch im Spiel. Die Emotionen würden weniger, die Sicherheit war nicht mehr da. Wir bekamen keinen Zugriff mehr. Hannover ist aber auch unbequem zu bespielen. Wenn ich den Ball eine Minute vor Schluss reinmache, ersparen wir uns die hektische Schlussphase. Mir ging dabei nichts anderes durch den Kopf als in anderen Szenen. Ich bin abgesprungen und wollte den Ball reinknallen."