Herrenberg: Die Hypothek aus Halbzeit eins war zu groß
Herrenberg: Die Hypothek aus Halbzeit eins war zu groß
Die SG H2Ku Herrenberg verlor am gestrigen Abend ihr Auswärtsspiel beim HC Oppenweiler/Backnang mit 29:33 (13:19). Allerdings wäre in der Oppenweiler Gemeindehalle durchaus ein Punktgewinn oder mehr möglich gewesen. Durch diese Niederlage im Württembergderby ist der Gang in Liga vier für die Kiener-Truppe wohl kaum noch aufzuhalten.
„Wir können mit erhobenem Haupt die Halle verlassen. Ich bin nach diesem Spiel stolz auf meine Mannschaft“. Auch wenn die Worte von Nico Kiener auf der abschließenden Pressekonferenz durchaus ihre Berechtigung hatten, wird der Trainer der SG H2Ku auch erkannt haben, dass in diesem Spiel gegen einen dezimierten Gegner durchaus mehr als nur eine knappe Niederlage möglich gewesen wäre. So aber erwies sich das Team aus Herrenberg das ein um das andere Mal als ein zu höflicher Gast, der den Hausherren in engen Situationen immer wieder den Vortritt ließ.
In einer sehr gut gefüllten Gemeindehalle herrschte vom Anpfiff weg Betriebstemperatur. Die über 650 Zuschauer sahen eine Partie, die anfangs von zwei extrem offensiven Deckungsreihen bestimmt wurden. Den Platz nutzten dann auch beide Teams weidlich aus. Der Tabellenletzte aus dem Gäu war dabei von Beginn an gedanklich voll auf der Höhe und fand immer wieder Lösungen, um erfolgreich zum Abschluss zu kommen. Vor allem über den Kreis mit Claudio Schneck konnten Tore oder zumindest Strafwürfe herausgeholt werden. Zudem sorgte ein glänzend aufgelegter Lukas Fischer schon in der Anfangsphase für viel Druck aus dem Rückraum. Doch schon in dieser frühen Phase verpasste es die SG H2Ku, bei eigener knapper Führung die Chancen zum Ausbau ihres Vorsprungs resolut zu nutzen. Zudem bescherten die deutlich mehr Strafzeiten der Gäste dem HC Oppenweiler/Backnang gerade in der ersten Halbzeit die Möglichkeit zu einem konsequenten Überzahlspiel.
Das muntere Spielchen mit stets wechselnden Führungen ging über etwa 20 Minuten bis zum 12:12. Was dann in den letzten acht Minuten bis zum Pausenpfiff folgte, war aber eine der Erklärungen für den momentanen Tabellenstand der SG H2Ku Herrenberg. Mit leichten Ballverlusten und leichtfertig vergebenen Chancen wurde Oppenweiler erst richtig ins Spiel gebracht. Die Hausherren ließen sich diese Einladung natürlich nicht entgehen und schraubten das Ergebnis bis zum 19:13 in die Höhe. Nach Spielende bezeichnete Nico Kiener auch diese acht Minuten als Knackpunkt. Sein Gegenüber auf Oppenweiler Seite, Jürgen Buck, wirkte ob der dünnen Personaldecke auf der Pressekonferenz sogar fast erleichtert über die Schwächephase des Gastes.
Die Halbzeitansprache von Coach Nico Kiener schien dann aber erst einmal voll eingeschlagen zu haben. Innerhalb von etwas mehr als fünf Minuten brachten neben der disziplinierten Abwehr die beiden überragenden SG- Akteure, Lukas Fischer und Christian Rau, mit fünf Treffern im Alleingang den Gast zurück in die Partie (20:18). Und auch hier gab es mehrfach Möglichkeiten, einen verunsicherten Gegner weiter ernsthaft zu bedrängen. Nicht nur dieser Phase machte sich aber ein Spieler für die Gastgeber auf, sein Team auf die Siegerstraße zu führen und an frühere glanzvolle Zweitligazeiten der Gäste zu erinnern. Tobias Hold, der frühere Spieler der SG H2Ku, führte als Denker und Lenker Regie und bewies neben einem guten Blick für den Nebenmann auch selbst Vollstreckerqualitäten.
Aber auch Hold konnte die Vorentscheidung für seine Farben erst spät erzwingen. Die Herrenberger ließen sich bis zehn Minuten vor dem Ende nicht abschütteln. Erst das 29:23 nach einem Oppenweiler Doppelschlag nach 52 Minuten ließ die Zuschauer erleichtert jubeln. Das 33:29 am Ende war dann auch in dieser Höhe völlig leistungsgerecht. Unter dem Strich bleiben zwei wichtige Erkenntnisse für die SG H2Ku Herrenberg. Zum Einen kann auch das Tabellenschlusslicht mit jedem Gegner mithalten, wenn die eigene Leistung über sechzig Minuten abgerufen werden könnte und zum Anderen beginnt wohl nun endgültig die Abschiedstour durch die Dritte Liga für die SG H2Ku.