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Herrenberg: Peter Kiener verlässt die große Handballbühne

27.04.2016
27.04.2016 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

Herrenberg: Peter Kiener verlässt die große Handballbühne

Nach 23 Jahren gibt der sportliche Leiter der SG H2Ku Herrenberg für den männlichen Bereich seine Ämter in jüngere Hände.

Er war d a s Gesicht der SG H2Ku Herrenberg. Er war einer der Mitbegründer und treibende Kraft der Spielgemeinschaft im Gäu. Am vergangenen Samstag stand nun Peter Kiener zum letzten Male in Leitungsfunktionen in der Herrenberger Markweghalle, bevor am kommenden Samstag beim Spiel bei der SG Leutershausen der letzte Vorhang auf der sportlichen Bühne fällt. Unter Peter Kieners Leitung begann seit dem Jahre 1993 eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, die das Team 2010 bis in die 2. Handball-Bundesliga führte. Alles gute Gründe für uns, Peter Kiener zum Gespräch einzuladen.

Peter, was geht dir als erstes durch den Kopf, wenn du an dein letztes Spiel in Leutershausen denkst?

Schon als junger Handballspieler war Leutershausen für mich ein Begriff als Handballhochburg. In den 60er Jahren Deutscher Meister im Feld- und Hallenhandball. Ab 1966 spielte der Verein 40 Jahre in der Bundesliga. Aber auch einige besondere Namen von Nationalspielern wie Marc Nagel, Uli und Michael Roth, Holger Löhr und Evgeni Pevnov sind mit diesem Verein verbunden. Wenn man in Leutershausen spielt, spürt man die Tradition förmlich. Und, dass eine Gemeinde wie Hirschberg zwei Vereine in der 3.Liga „ernähren“, kann ist für mich unglaublich. Da kann man nur den Hut ziehen.

Hättest du 1993 an eine solche Entwicklung der SG H2Ku geglaubt?

Kurz nach der SG-Gründung hatten wir intern das Ziel formuliert, mit den Männern unter den Besten in Württemberg zu spielen. Diese spielten damals nicht in der Oberliga sondern in der Regionalliga und das war die dritthöchste Liga in der Bundesrepublik. Dieses Ziel wurde ziemlich konsequent verfolgt, das zeigt schon die Auswahl der Trainer, die wir in der Folge verpflichteten. Axel Ferdinand, Sergej Budanow, Wolfgang Birk, Ralf Selcho, Thilo Burkert, Axel Kromer.

Was war dein größter sportlicher oder organisatorischer Kraftakt, den Du bewältigen musstest?

Organisatorisch war der Aufstieg in die 2.Bundesliga sicher etwas sehr schwieriges. Die rechtlichen und finanziellen Vorgaben, die bei der Beantragung der Lizenz gefordert wurden, konnten ohne Rechtanwalt und Steuerberater nicht erfüllt werden. Die Zahlen, die wir zu liefern hatten mussten wir während der Saison immer wieder aktualisiert weitermelden. Auch das Spiel in der Paul-Horn-Arena in Tübingen war ein gewaltiger organisatorischer Kraftakt. Man musste die Banner in Herrenberg abhängen, nach Tübingen schaffen und dort aufhängen. Das Ganze dann wieder von Tübingen nach Herrenberg. Die Bewirtschaftung musste ganz neu organisiert werden. Damals haben sich einige SG´ler traumhaft engagiert. Wenn der harte SG-Kern in dieser Situation nicht so zusammengehalten hätten, wäre das nicht zu bewältigen gewesen. Sportlich war die 2.Liga eigentlich ganz gut zu bewältigen. Wir hatten eine Mannschaft mit guten Spielern, die alle heiß waren in der 2.Liga zu spielen. Die Mannschaft schlug sich auch hervorragend und wenn es auf Grund der Strukturänderung nicht einen verschärften Abstieg gegeben hätte, hätten wir einen guten Mittelplatz belegt und mit dem Abstieg nichts zu tun gehabt. So aber hatten wir keine Chance. Eine große Herausforderung gab es in der Saison 1994/1995, also in der zweiten Saison nach der Bildung der SG. Einige ältere Spieler hatten ihre Karriere beendet und die neu gebildete Mannschaft hatte große Probleme, die Landesliga zu halten. Nur dadurch, dass ältere Spieler wieder zurückkamen und wir zwei Spieler aus der A-Jugend, Nico Fortenbacher und Nico Kiener, vorzeitig aktivierten, gelang es die Klasse zu halten. Ein Abstieg zu diesem Zeitpunkt wäre für die Sportkameraden, die der SG-Gründung sehr skeptisch gegenüber standen natürlich Wasser auf ihre Mühlen gewesen. Da stand die sportliche Leitung schon sehr unter Druck.

Worin bestehen die größten Unterschiede im Führen eines Handballvereins damals und heute?

Es war und es ist immer die Zusammenarbeit mit Menschen die Freude am Sport haben. Eigentlich merkt man den Unterschied erst nach einigem Nachdenken, denn man ist mit der Entwicklung mitgegangen und die Veränderungen haben sich ja nicht schlagartig ergeben, sondern sie sind fließend entstanden. Das Verhalten der Menschen, mit denen ich zu tun hatte, hat sich nicht wesentlich verändert, auch heute gibt es „solche und solche“ und mit allen sollte man zurechtkommen. Mal gelingt das besser, mal weniger. Was mir am meisten auffällt; Die rasante Entwicklung der Kommunikationsmittel hat sich eindeutig auf das Zusammenleben in einem Verein ausgewirkt im Positiven wie im Negativen. Mir macht zu schaffen, dass einfach sehr viele Gespräche über E-Mail, oder über die sozialen Netzwerke geführt werde und viel zu wenig so, dass sich zwei oder mehrere Menschen gegenüber sitzen und ihre Meinungen austauschen. Ich halte das für die beste Methode Lösungen zu kreieren. Wenn es gar nicht geht dann bleibt noch das Telefon, um ein Gespräch zu führen. Andere Medien sind meines Erachtens ungeeignet für ein lösungsorientiertes Gespräch.

Welche Verpflichtung eines Spielers oder Trainers war für Dich die härteste "Nuss"?

Also, „harte Nüsse“ waren eigentlich nicht dabei. Alle Verhandlungen, ob mit Spielern oder Trainer, verliefen fast immer in einer angenehmen Atmosphäre. Die SG H2Ku hat ja einen guten Namen und für die Trainer den Ruf, dass die Verantwortlichen immer hinter dem jeweiligen Coach stehen. Natürlich hatte jeder Gesprächspartner seine Eigenheiten. Wolfgang Birk z.B. wollte alles genau wissen und ging bis ins Detail. Weil er von Beruf Steuerberater war, aber auch Diplom-Sportwissenschaftler und A-Lizenztrainer, musste man in den Gesprächen schon genau aufpassen, dass man nicht falsches sagt ;-) . Nico als Trainer zu verpflichten war eigentlich das schwierigste Unterfangen, aber das bleibt in der Familie ;-) Bei den Spielern hatten wir lange Zeit sehr gute Karten. Die größten Probleme gab es eigentlich dann, wenn die Spieler weit weg von Herrenberg wohnten. Andreas Blodig, der in Fellbach wohnte und Oliver Hess, der in Weinsberg wohnte, waren solche Fälle. Da musste man schon gute sportliche Argumente haben, um dieses Hindernis zu überwinden. Oftmals scheiterten wir dann, wenn ein Spieler seinen Lebensmittelpunkt nach Herrenberg oder Umgebung hätte verlegen müssen.

Sicher wirst Du noch die Heimspiele besuchen. Aber was macht ein Peter Kiener jetzt von Montag bis Sonntag ?

Auf die Schnelle: ;-)

Montag Haus und Hof – kam bis jetzt definitiv zu kurz –

Dienstag Vergangenheit ordnen, nachmittags Training Minihandballer

Mittwoch laufen oder Radfahren, relaxen

Donnerstag siehe Montag

Freitag Gymnastikkurs, Mini-Training, Alte-Herren-Training mit Ausklang

Samstag mal sehen

Sonntag laufen oder Radfahren

 

Wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir für die Zukunft alles Gute!