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Konstanz ohne Chance in Pforzheim

23.02.2014
23.02.2014 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: PM

Konstanz ohne Chance in Pforzheim

Er ist ein Meister seines Fachs, wurde beim „Wintermärchen 2007“ Weltmeister mit Deutschland im eigenen Land. Andrej Klimovets kann auf unzählige Erfolge als Spieler zurückblicken. Nun, als Trainer, ist ihm seine riesige Erfahrung nicht minder nützlich. Und doch benötigte er diese im Spiel der von ihm gecoachten TGS Pforzheim gegen die HSG Konstanz dieses Mal gar nicht. Nach der 23:34-Niederlage seiner Mannschaft am letzten Wochenende beim Nachwuchs der Rhein-Neckar Löwen und dem Hinspiel, das den TGS-Spielern noch lebhaft in Erinnerung ist, musste er sein Team nicht weiter motivieren. Denn auch der Stachel der 18:19-Niederlage aus dem Hinspiel in Konstanz, als Pforzheim mit einer Sechs-Tore-Führung lange wie der sichere Sieger aussah, sich in den letzten 15 Minuten nach einer furiosen Konstanzer Aufholjagd aber dennoch noch den Sieg aus den Händen nehmen ließ, saß tief. Im Rückspiel gelang den Goldstädtern nun mit einem 29:18 (15:9)-Sieg eine eindrucksvolle Revanche, bei der Konstanz über weite Strecken des Spiels völlig chancenlos war und die höchste Saisonniederlage kassierte. Die HSG Konstanz erwischte auf der anderen Seite einen rabenschwarzen Tag und präsentierte sich völlig indisponiert. Bei Pforzheim funktionierte an diesem Abend (fast) alles, bei der HSG Konstanz hingegen fast nichts.

„So etwas wie letzte Woche darf uns nicht passieren“, meinte Andrej Klimovets dann auch unmissverständlich. Seine Spieler hatten den 1,97-Meter-Mann verstanden und gingen von der ersten Sekunde des Spiels an bis in die Haarspitzen motiviert zur Sache. Pforzheim legte von Beginn an vor, doch Konstanz konnte in den Anfangsminuten noch mithalten und die Begegnung offen gestalten. Das erste Tor erzielte mit Florian Taafel erst in der vierten Spielminute auch der Top-Torschütze der Partie, der mit insgesamt neun Treffern glänzte und von Konstanz zu keiner Zeit in den Griff zu bekommen war. Die ohne den an einem dreifachen Rippenbruch laborierenden Simon Flockerzie angereisten Konstanzer konnten nach einigen Startschwierigkeiten, waren sie doch ähnlich langsam in die Partie gekommen, wie die letzten Kilometer durch den Pforzheimer Stau, beim 5:5 (14.) durch Matthias Faißt erstmals ausgleichen. Zuvor waren sie bis zur siebten Minute ohne eigenen Torerfolg geblieben.

Nach 20 Minuten war dann allerdings endgültig nur noch die TGS am Drücker. Zwar spielten sie ihre Angriffe oftmals lange aus, fanden dann aber im letzten Moment, mitunter auch erst bei angezeigtem Zeitspiel, doch noch den Weg zum erfolgreichen Torabschluss. Mit einem guten Torhüter, der Ex-Konstanzer Jonathan Binder machte ein souveränes Spiel, und einer aggressiven Deckung sowie einem sehr körperbetonten Agieren kaufte die TGS der HSG nun völlig den Schneid ab. Es gibt sie, diese Tage wo nichts funktionieren will und dem Gegner (fast) alles gelingt. Diese bittere Erfahrung musste Konstanz nun machen, denn aus einem 7:9-Rückstand waren bis zur Pause beim 9:15 schon satte sechs Tore Rückstand geworden.

Die HSG agierte hektisch, nervös und wirkte fast ratlos. Es machte sich eine zunehmende Verunsicherung breit, sodass nicht einmal einfache Pässe oder Ballannahmen klappen wollten. Und auch bei einigen Abprallern, sei es im Angriff oder in der Abwehr, waren die Pforzheimer meist einen Schritt schneller und hatten das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite. So zum Beispiel, als der eingewechselte Max Folchert einen Siebenmeter parieren konnte, der Ball aber wieder bei Pforzheim und nach einem neuen Spielzug doch wieder im HSG-Tor landete. Gegen eine gut eingestellte TGS-Defensive war mit zu statischem Spiel ohne Tempo, Konsequenz und Ideen kein Durchkommen. Es gelang der HSG nicht, den Abwehrriegel der Gastgeber auseinander zu ziehen und sich die Lücken zu erspielen - oder es wurde der kurze Moment mit der sich bietenden Chance verpasst. Die Würfe der Konstanzer waren daher - oftmals notgedrungen aus ungünstigen und nicht richtig vorbereiteten Situationen abgebeben - oftmals nicht druckvoll und platziert genug, um an Jonathan Binder vorbei zu kommen. Der TGS-Rückraum konnte dagegen oftmals durch leichte Treffer - selbst immer wieder aus der Hüfte - für Torerfolge sorgen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit stellte sich die Frage, ob Konstanz auch auswärts zu solch einer furiosen Aufholjagd wie im Hinspiel, als ein Sechs-Tore-Rückstand auch keine unlösbare Hypothek darstellte und innerhalb von 15 Minuten aufgeholt war, in der Lage ist. Die Antwort darauf war schnell klar: Nein, nicht an diesem Abend, an dem so gar nichts zusammen laufen wollte. Hatten in der ersten Hälfte die Tempogegenstoßversuche der TGS fast immer noch nicht den Weg zum freien Mitspieler gefunden, so änderte sich dies im zweiten Abschnitt der Partie. Kikillus besorgte durch solch einen Tempogegenstoß zum 18:10 (36.) die frühe Vorentscheidung. „Pforzheim hat überzeugt“, meinte Cheftrainer Daniel Eblen nach dem Spiel, „bei uns war dagegen niemand richtig auf dem Platz. Wir haben die richtige Gegenwehr vermissen und es einfach geschehen lassen. Wir haben nie das richtige Mittel gefunden.“ Gerade in den verbleibenden Minuten wurde dies immer deutlicher. Egal was Konstanz auch versuchte, um den Negativlauf zu stoppen, es gelang einfach nicht die Negativspirale aufzuhalten. So verpufften auch die offensiven Manndeckungen gegen Valentin Hörer und Nils Brandt weitgehend wirkungslos. „War waren total unterlegen, einfach nicht gut und hatten keine Chance“, musste ein enttäuschter Daniel Eblen feststellen.

Am Ende war es ein Schaulaufen der Gastgeber, bei dem Konstanz fast sieben Minuten torlos blieb und schon in der 40. Minute mit zehn Treffern zurück lag. Schließlich musste sich die HSG mit 18:29 geschlagen geben. Dabei hatte man lediglich einen Treffer weniger als beim 19:18-Heimsieg geworfen, allerdings auch ganze elf Tore mehr kassiert. Andrey Klimovets war dementsprechend zufrieden mit der geglückten Wiedergutmachung seines Teams: „Heute war alles besser als im letzten Spiel.“

In der Fastnachtspause hat das junge Konstanzer Team die Gelegenheit, die gute Laune und die Leichtigkeit wieder zu finden. Doch bevor am Samstag, 8. März, um 20 Uhr Zweibrücken in der Schänzlehalle zu Gast sein wird, „werde ich meine Spieler im Training sehen - und zwar durchgehend“, kündigte Daniel Eblen an. „Es ist schwer, jetzt schon auf das nächste Spiel zu schauen, aber dort müssen wir auf jeden Fall wieder mit einer anderen Körperspannung und Aggressivität agieren, alles das wieder zeigen, was zum Handball gehört und vor unseren eigenen Fans gewinnen.“

HSG Konstanz: Glatt, Folchert; Kaletsch, Mittendorf, Oesterle, Groh (7), Riedel (1), Hafner (2), Schlaich, Faißt (3), Schatz (1/1), Krüger (1), Lauber, Bruderhofer (3).

Zuschauer: 500