Mathias Riedel über die Niederlage in Bad Neustadt, große Leistungsunterschiede und ungewöhnliche Rituale
Mathias Riedel über die Niederlage in Bad Neustadt, große Leistungsunterschiede und ungewöhnliche Rituale
Matthias Riedel kam vor der Saison vom Oberligisten TV Willstätt zur HSG Konstanz. Nachdem er dort nach seinem Wechsel von seinem Heimatverein HSG Freiburg, wo er Torschützenkönig in der Südbadenliga wurde, zwei Mal mit jeweils über 200 Treffern nur knapp am Torschützentitel vorbei schrammte, ist der 26-Jährige nun auch bei der HSG Konstanz in der 3. Liga Süd mit bislang 92 Treffern zweitbester Torschütze und sogar bester Feldtorschütze im Team der HSG.
Der 1,97 Meter große Rückraumakteur studiert BWL und ist leidenschaftlicher Poker-Spieler. Im Gespräch mit HSG-Presssprecher Andreas Joas gibt er einen Einblick in seine ungewöhnlichen Rituale vor den Spielen, nennt die Gründe für die Lust auf seine ebenso ungewöhnliche Leibspeise und schaut auf die letzten Partien zurück. Zudem blickt er auf das Spiel gegen Großsachsen am Samstag um 20 Uhr in der Konstanzer Schänzle-Sporthalle voraus.
„Helle“ ist Dein Spitzname, mit dem Dich in Konstanz jeder ruft. Wie kam es dazu?
Da „Matze“ schon als Spitzname an Matthias Faißt vergeben war, habe ich bei meiner Vorstellung meinen vollen Namen Mathias Helmut Eugen Riedel genannt und daraus wurde schnell der Name „Helmut“, kurz „Helle“, ausgewählt.
Nachdem es zuvor einige Partien gab, die einen weniger erfreulichen Spielverlauf und nicht zufriedenstellende Ergebnisse brachten: Was hat den Weg vorübergehend zurück in die Erfolgsspur mit Siegen in Rödelsee und im Derby gegen Köndringen-Teningen gebracht?
Nach den vergangenen Leistungen haben wir uns als Mannschaft zusammengesetzt und die Situation sowie unsere sportliche Leistung besprochen. Ich fand das eine tolle Reaktion der Mannschaft, denn dabei wurde klar, dass die Mannschaft mit den Leistungen auch nicht zufrieden war. Dann wurde zusammen nach einer Lösung gesucht.
Nach den guten Spielen folgte aber der schwache Auftritt in Bad Neustadt. Findest Du Worte für das Geschehene?
Das fällt mir wirklich schwer. Das ist eigentlich nicht zu erklären. Wir sind gnadenlos überrannt worden und hatten überhaupt keine Chance. Der HSC hat einen Konter nach dem anderen versenkt, weil wir nicht schnell genug zurück waren, der Rückraum zu viele Fehlversuche hatte, die Bewegung insgesamt gefehlt hat und Bad Neustadt auch noch die Klasse hat, dies gut auszuspielen. All das hat uns das Genick schon frühzeitig gebrochen. Zudem konnten wir zu keiner Zeit richtigen Druck zum Tor der Bad Neustädter aufbauen. Das war schon desaströs und abenteuerlich, so eine Niederlage mit einem derart hohen Rückstand schon zur Halbzeit habe ich noch nie erlebt.
Du kamst vor der Saison aus der Oberliga nach Konstanz. Jetzt, da sich die Saison so langsam dem Ende zuneigt: Wie sieht Dein persönliches Fazit nach Deiner ersten Drittliga-Saison aus?
Ich bin ganz zufrieden, da ich sehr viele Spielanteile bekomme und mich immer wieder neu beweisen darf.
Jeder der Dich auswärts und zu Hause hat spielen sehen, fragt sich immer wieder, woher die Leistungsunterschiede kommen. Auswärts bist Du oft kaum aufzuhalten und für sechs bis zehn Tore pro Partie gut, während es in der Schänzlehalle im Vergleich zu Deinen tollen Auftritten in der Fremde noch nicht immer ganz nach Wunsch für Dich lief. Hast Du eine Erklärung dafür?
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Vielleicht denke ich in der Fremde weniger nach oder bin „gelöster“. Gerade zu Hause vor den eigenen Fans möchte man es unbedingt in jeder Aktion, mit aller Macht, besonders gut machen.
Wie gestaltet sich eigentlich die Zusammenarbeit und Entwicklung in einem so jungen Team wie der HSG Konstanz, das im Durchschnitt nicht einmal 23 Jahre alt ist. Ist sie so verlaufen, wie Du es Dir erhofft und gewünscht hast?
Dass wir so jung sind, wusste ich gar nicht. Dadurch, dass wir uns alle sehr gut verstehen, fällt das Alter gar nicht so auf. Sowohl die Neuen als auch die Jungen wurden super in die Mannschaft aufgenommen und ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden.
Was hast Du seit dem Wechsel nach Konstanz an der Stadt bereits am meisten schätzen und lieben gelernt?
Dass man mit dem Fahrrad in Konstanz überall hinkommt und im Sommer nach dem Training in den Seerhein springen kann, ist unglaublich toll.
Und was waren für Dich die Highlights im bisherigen Saisonverlauf?
Ganz klar: Das Siegtor in allerletzter Sekunde gegen den HSC 2000 Coburg durch unseren „Kempa-Kaletsch“, als wir nach langem Rückstand eindrucksvoll zurückgekommen sind.
Noch ein Satz zum Konstanzer Publikum in der bei Gastmannschaften als „Schänzle-Hölle“ gefürchteten Schänzlehalle. Welchen Einfluss nimmt das tatsächlich auf das Spiel und die eigene Leistung?
Das Publikum fiebert immer mit und feiert nach jedem Tor. Diese Emotionen übertragen sich auf deine eigene Leistung und es pusht ungemein.
Zurück zum Tagesgeschehen, denn am Samstag um 20 Uhr kommt mit dem TVG Großsachsen sozusagen die Mannschaft der Stunde, die in der Rückrundentabelle Platz drei belegt, nach Konstanz. Eine schwere Aufgabe, die ihr wie lösen wollt?
Das ist mittlerweile auf jeden Fall eine viel stärkere Mannschaft als noch in der Hinrunde und daher wird es ein ganz schweres Spiel. Sie haben einen richtig starken Rückraum und es wird sicher eine große Herausforderung, diesen in den Griff zu bekommen. In der Abwehr wird der Grundstein für den Erfolg gelegt werden. Wir wollen die Niederlage in Bad Neustadt unbedingt vergessen und etwas gut machen, auch wenn Großsachsen sicherlich genauso motiviert in das Spiel gehen wird.
Zum Schluss, als jemand, der in Schottland auch schon Bekanntschaft mit Baked Beans machen durfte, muss ich auf Dein Leibgericht und Dein Ritual vor Spielen zu sprechen kommen, denn wie kommt es, dass Du diese als Dein absolutes Leibgericht bezeichnest? Und was hat es mit dem festen Speiseritual von Putenschnitzel und genau einer Banane vor den Spielen auf sich?
Vor fünf Jahren habe ich Baked Beans zum ersten Mal probiert und sie wurden dann gleich zu meinem Speiseplan hinzugefügt. Es ist sehr einfach und schnell gemacht, liefert ausreichend Eiweiß und es passt zu allem anderen. Und was mein Speiseritual vor Spielen anbelangt, war es so, dass mein bester Kumpel und ich einmal in irgendeiner Zeitschrift gelesen haben, dass Pute mit Nudeln und anschließend eine Banane die optimale Mahlzeit bzw. der optimale Energielieferant vor einem Spiel ist. Als wir es zum ersten Mal ausprobiert haben, sorgten wir für insgesamt 22 der 26 Tore unseres Teams – somit wurde es zu einem festen Ritual.