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MTV 1860 Altlandsberg spielt Europa-Cup - im TV-Film

27.04.2014
27.04.2014 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: PM

MTV 1860 Altlandsberg spielt Europa-Cup - im TV-Film

Am Sonnabend war einiges los in der Altlandsberger Erlengrund-Halle. Und am Ende konnten die Gastgeberinnen des MTV 1860 Altlandsberg einen 26:24 (14:12)-Sieg über den Drittliga-Nachbarn Berliner TSC verbuchen. Jenen Verein, der mit drei Europacup-Gewinnen in früheren Jahren so große Handball-Traditionen in seinem Stammbaum hat. Aber aus diesen Zeiten war nur noch die ehemalige Rechts- und Linksaußen, Ex-Nationalspielerin Eveline Sellert, dabei - als Co-Trainerin des Altlandsberger Teams. Und auf der Tribüne verfolgte ihre ehemalige Team-Kollegin Marion Lehmann (geborene Tietz), die zweimalige Weltmeisterin, das Geschehen.

Auf den Rängen gab es allerdings noch jede Menge weiterer hochinteressanter Gäste. Darunter eine Crew der „tellox Film“, angeführt vom Produktionsleiter Marcus Boehnke. Sein Team wird in wenigen Tagen beginnen, den TV-Streifen „Toleranz“ zu drehen. Es ist ein Film mit Jennifer Ulrich („Elementarteilchen“, „Die Welle“, Albert Schweizer - Ein Leben in Afrika“) in der Hauptrolle. Sie spielt einen Handball-Star, der in menschliche und politische Konflikte der Neonazi-Szene gerät.

Mit Zübeyde Bulut, die eine Kreisläuferin iranischer Abstammung spielt, und Melissa-Anne Schmidt, die die innermannschaftliche Rivalin des fiktiven Handball-Stars Karo Benzko mimt, waren auch zwei junge, sehr attraktive Schauspielerinnen vor Ort. Sie wollten sich in der „Erle“ schon mal mental auf ihre künftige Aufgabe einstellen - und waren total begeistert. „Eine kleine Halle, aber eine riesige Stimmung. Das hatte ich vorher nicht erwartet“, so Melissa-Anna Schmidt, die früher mal in Bielefeld Handball spielte. „Ich fand es auch ganz toll und könnte mit vorstellen, mal hier mit den MTV-Mädels zu trainieren, wenn es die Zeit zulässt“, sagte die Zübeyde Bulut. Sie hat kurdische Wurzeln, ist seit dem dritten Lebensjahr in Deutschland und bewegte früher in Bad Zwischenahn Handbälle.

„Die Halle war voll und die Stimmung war wie in früheren Zweitliga-Zeiten. Leider hielt da das Spielniveau nicht mit“, so Hans Moritz, stellvertretender Sportchef und Handball-Experte der „Märkische Oderzeitung“. Stimmt völlig.

Neben vielen guten Ansätzen und manchem sehenswerten Treffer - zum Beispiel von den beiden MTV-Außen Annika Fleck und Marion Priemer - gab es auch jede Menge Leerlauf. Altlandsbergs 23-jähriger Trainer Fabian Lüdke: „Am Ende hat die Mannschaft gewonnen, die ein paar Fehler weniger machte.“ Und das war zur Freude der Fans und der Film-Crew sein MTV-Team.

Die Handball-Gäste, die ohne ihre torgefährliche Rückraumspielerin Julia Fritsche („Ich habe eine Rippen-Prellung“) auskommen mussten, hatten es schlau angestellt. Sie nahmen MTV-Kapitän und Sophie Lütke per Pressdeckung aus dem Spiel und erzielten so zunächst einige Wirkung. Die Berlinerinnen führten von der 4. (2:1) bis zur 20. Minute (9:8), ehe dann die Altlandsbergerinnen begannen aufzudrehen.

Christiane Wiechert (fünf Tore) sorgte für das 9:9, Janin Hetzer für das 10:9, die zweite MTV-Führung nach dem 1:0. Bei relativ klaren Altlandsberger Vorsprüngen in der zweiten Halbzeit (14:11, 17:13, 20:16, 25:21/54.) sah alles schon entspannter aus. „Entscheidend war, dass wir im Verlauf der Partie unsere Angriffe länger ausspielten. Dadurch machten wir etwas weniger Fehler und boten dem Gegner nicht mehr so viele Konterchancen, wie in der ersten Halbzeit“, so Eveline Sellert.

Der MTV fand Lösungen gegen die Pressdeckung - mit und ohne Sophie Lütke auf dem Spielfeld. Die zweite Halbzeit sah die kleine Blonde sogar total von der Bank. Erst übernahm Sylvia Kalina die Regie-Position, dann Franziska Chmurski. Und es klappte.

Warum kam „Rike“ Lütke dann gar nicht mehr? „Ich wollte sie mit Beginn der zweiten Halbzeit auf Linksaußen bringen“, so Coach Fabian Lüdke. „Aber sie sagte mir: ,Lass mal Anni Fleck drauf, sie macht ihre Sache doch prima.`“ Ja, so geht echter Teamgeist. Und später hat man dann Sophie auf der Bank wohl vergessen…

Spaß beiseite. Wäre es echt brenzlig geworden, hätte man sich an die Torjägerin garantiert „erinnert“. Aber wenn man es sich leisten kann, eine Frau, die im bisherigen Saisonverlauf für schon 139 Treffer sorgte, so lange pausieren zu lassen, dann spricht das auch für einiges an Substanz in dieser Mannschaft. Zumal wir am Sonnabend die Nummer-1-Torhüterin Kathrin Wiehle nach einem Arbeitsunfall gar nicht auf der Platte sahen. Auch weil ihre Kollegin Juliane Schlein, die mitten in den Hochzeitsvorbereitungen steckt, teilweise spektakulär hielt. FHC-Neuzugang Antea Arndt, die nach einer längeren Verletzungspause noch nicht topfit ist, und Luisa Neumann (machte zuvor am Nachmittag ein gutes Spiel in der 2. MTV-Mannschaft gegen Angermünde) gucken ebenfalls nur zu…

Woran lag es, dass der TSC doch noch mal etwas aufkam? In der 51. Minute stand es nur noch 23:21. Die Einwechslung von Torhüterin Jennifer Höft zahlte sich für die Gäste aus und die Tatsache, dass sie nie aufsteckten. So wurde es zwar kein hochkarätiges Spiel mehr, aber zumindest ein sehr unterhaltsames. Und in der Tabelle (MTV Zehnter, TSC Zwölfter) blieb  auch alles so, wie es war.

Ist noch die Frage zu klären: Welche Rolle wird das MTV-Team im Mai in „Toleranz“ spielen? Antwort: unter anderem mehrere Europacup-Mannschaften. „Ich soll wohl einen tschechischen Trainer darstellen“, so Fabian Lüdke. 

Klingt nach ganz großem Kino…

 

MTV 1860 Altlandsberg: Juliane Schlein, Kathrin Wiehle; Manja Berger 2, Sophie Lütke 4/1, Christiane Wiechert 5, Lisa Schönfelder 1, Sylvia Kalina, Annika Fleck 3; Marion Priemer 2, Janin Hetzer 4, Franziska Chmurski 3, Dominic Wielsch 2, Antea Arndt, Luisa Neumann