Neusser HV rehabilitiert sich für den Saisonauftakt
Neusser HV rehabilitiert sich für den Saisonauftakt
In den letzten beiden Spielminuten gab es stehende Ovationen für die Schützlinge von NHV-Trainer René Witte. Und das verdientermaßen. Immerhin hatte der Neusser HV nach einer vor allem im zweiten Abschnitt überzeugenden Vorstellung wenige Augenblicke später vor rund 550 Zuschauern in der Hammfeldhalle die SG Ratingen mit 34:22 (15:13) besiegt. Eine eindrucksvolle Reaktion auf die bittere wie vermeidbare 27:30-Niederlage, die es in der Vorwoche zum Saisonauftakt bei Aufsteiger Longericher SC gesetzt hatte.
Entsprechend zufrieden zeigte sich Witte nach dem Schlusspfiff mit der Leistung seines Teams: "Ich denke, wir haben am Ende verdient gewonnen. Ratingen hat eine starke Mannschaft, aber vor allem unsere gute Abwehrleistung mit einem starken Mikkel Moldrup im Tor sowie unser Tempospiel haben am Ende den Ausschlag gegeben. Ich muss den Jungs ein großes Kompliment machen. Das war die richtige Antwort auf die Niederlage zum Start in Longerich." Auch Wittes Gegenüber, Ratingens Coach Richard Ratka stimmte mit dem NHV-Trainer überein: "Gratulation an Neuss. Der NHV hatte mehr Qualität - körperlich und in der Breite. Wir haben uns in der ersten Hälfte durch Fehler und unnötige Zeitstrafen immer wieder das kaputt gemacht, was wir uns gerade aufgebaut hatten."
Stimmt. Denn in den ersten 30 Minuten war die Begegnung keineswegs so eindeutig verlaufen, wie es das Endergebnis vermuten lässt. Im Gegenteil: Der NHV fand etwas holprig in die Partie, während die Ratinger andeuteten, warum sie in der vergangenen Spielzeit beide Spiele gegen das Witte-Team für sich entscheiden konnten. Vor allem SG-Spielmacher Simon Breuer, der mehrfach als Torschütze und Passgeber glänzte, stellte den 6:0-Defensivverband des NHV lange vor Probleme und die Hausherren hatten zuweilen etwas Glück, dass sich die Gäste mit Zeitstrafen immer wieder selbst dezimierten. "Man hat zu Beginn gemerkt, dass schon etwas Druck da war, aber wir haben heute gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind. Wir haben super verteidigt und die Abwehr hat mir sehr geholfen. Wichtig war, dass wir Simon Breuer gegen Ende der ersten Hälfte im Griff hatten", erklärte Mikkel Moldrup.
Und der starke NHV-Torhüter, der wegen seiner zahlreichen Paraden sogar ein Sonderlob von Trainer Witte einsacken konnte, lag mit seiner Einschätzung goldrichtig. Denn erst als die Neusser Simon Breuer mit einer offensiven Deckung an die kurze Leine legten, kam der "NHV-Express" auch durch mehr Konsequenz in Offensive und Defensive immer besser ins Rollen. So gingen die Gastgeber, bei denen Marcus Bouali nach Muskelfaserriss noch geschont wurde und Markus Breuer (Rücken) und Niklas Weis (Hand) ebenfalls ausfielen und die nach ausgeglichener Anfangsphase zwischenzeitlich mit 7:9 zurücklagen, doch noch mit einem 15:13-Vorsprung in die Kabine.
Während das Witte-Team bei der Auftaktpleite in Longerich noch die Anfangsphase der zweiten Hälfte komplett verschlafen hatte, geschah gegen Ratingen genau das Gegenteil. Angetrieben von den lautstarken Fans legte der NHV los wie die Feuerwehr, legte gleich drei Tore in Serie nach und ging mit 18:13 (35.) in Führung.
"Wir haben uns immer wieder darauf eingeschworen, dass wir da weitermachen müssen, wo wir am ersten Spieltag in der ersten Hälfte angefangen haben - das haben wir nach einem etwas wackligen Start geschafft - vor allem in der zweiten Halbzeit", erklärte Neuss-Kapitän Bennet Johnen. Spätestens als er mit seinen Teamkollegen etwa eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff erstmals eine Zehn-Tore-Führung bejubeln konnte (27:17), war das Nachbarschaftsduell endgültig entschieden.
Trotz des deutlichen Erfolgs und aller Zufriedenheit trat René Witte - eben ganz so, wie es sich für einen Trainer gehört - gleich nach dem Schlusspfiff auf die Euphoriebremse: "Ich habe schon nach der Niederlage zum Auftakt in Longerich nicht alles so schlecht gesehen wie manch anderer. Und ich werde genauso jetzt nach dem Sieg gegen Ratingen nicht in Euphorie ausbrechen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns und am nächsten Wochenende wartet mit der HSG Krefeld wieder ein ganz schwieriger Gegner auf uns."
NHV: Moldrup, Reckzeh (Tor) - Murawski (3), Aust (1), Klasmann (9/1), Cosic (4/3), Thomas (4), Johnen (2), Fütterer (1), Handschke (3), Bahn (1), Schneider (1).
Siebenmeter NHV 4/5 - SG 4/4
Zeitstrafen NHV 5 - SG 6
Spielverlauf aus NHV-Sicht: 1:1, 2:2, 5:5, 7:7, 7:9, 9:9, 11:11, 13:13, 15:13 - Pause - 18:13, 22:15, 24:16, 27:17, 30:19, 34:22.