OHC im Freudentaumel - Später Sieg gegen Potsdam
OHC im Freudentaumel - Später Sieg gegen Potsdam
Die ausverkaufte MBS-Arena glich am Samstagabend einem Tollhaus. Nach einem spektakulären und mitreißenden Spiel gewannen die Handballer des Oranienburger HC in der 3. Liga Nord gegen den 1. VfL Potsdam mit 27:26. „Das war Derby pur“, jubelte Torwart Ivan Szabo. Seinem Team gelang vier Sekunden vor der Schlusssirene der Siegtreffer. Dominic Kehl traf vom Punkt – und verschwand Sekunden später in einer Spielertraube. Das Spiel war aus, Akteure und Funktionäre des OHC lagen sich in den Armen.
Eine knappe halbe Stunde zuvor hatten nur noch die Wenigsten an einen Sieg der Hausherren geglaubt, die bei Halbzeit mit 10:14 in Rückstand waren. „Wenn ich zur Pause hätte Wetten müssen, hätte ich den Einsatz runtergezogen“, räumte Teammanager Michael Freund ein – und ernannte Szabo umgehend zum „Handballgott oder Superstar“. Der Schlussmann (kam in der 21. Minute beim Stand von 8:11) zeigte eine überragende Leistung, verhinderte Sekunden vor der Pause mit einer Glanzparade das vielleicht vorentscheidende 10:15 und war auch in der zweiten Hälfte ein sicherer Rückhalt.
„Es war von der Abwehr eine ganz starke Leistung. So wurde es mir leicht gemacht“, bemerkte der Keeper. Ausgelassen bejubelte er auf dem Feld jede gelungene Aktion und war nach dem Abpfiff überhaupt nicht mehr zu halten. „Ich bin sehr glücklich. Es ist unglaublich, wie wir im Spiel mit der Aufgabe gewachsen sind. Im ersten Abschnitt haben wir uns schwer getan. Nach der Pause standen wir stabil, haben die Dominanz übernommen.“
„Mit der ersten Halbzeit war ich nicht zufrieden vom Auftreten her“, betonte denn auch Trainer Christian Pahl. Er stellte seine Spiele während der Pause vor die Frage, wovor sie Angst hätten. „Ich hatte schon vor dem Spiel das Gefühl, dass einige ängstlich sind. Und das hat sich dann durch die erste Halbzeit gezogen.“ Der OHC präsentierte sich schwach. „Die Abstände waren zu groß. Wir haben Standhandball gespielt“, bemängelte der Coch. In der Abwehr sei nicht agiert worden, im Spiel nach vorn sah Pahl „Fehler und einfachste Ballverluste wie lange nicht mehr“.
Dennoch glaubte die Mannschaft vor dem zweiten Abschnitt weiter an ihre Chance. „Dass Potsdam führte, lag ja eher an uns. In der ersten Halbzeit haben wir einfach zu viele einfache Fehler gemacht, zu viele Bälle weggeschmissen“, betonte Kehl. In der Kabine habe man sich vorgenommen, „wir holen uns das Spiel zurück“.
Pahl erfreute sich auch umgehend an einer anderen Körpersprache seiner Schützlinge. Und Potsdam? „Wir haben nicht mehr so kompakt gestanden wie in der ersten Halbzeit“, räumte Trainer Jens Deffke (betreute bis vor zwei Jahren den OHC) ein. „Wir haben einen Schritt weniger gemacht, die einen halben Schritt mehr.“ In der 43. Minute glichen die Oranienburger erstmals seit dem 5:5 wieder aus. Sekunden später gelang sogar die erstmalige Führung (19:18). „Das Spiel ging hin und her, aber wir waren da“, bemerkte Pahl. Wie seine Mannschaft – die sich aufgrund der personellen Probleme einmal mehr allein aufstellte – die Aufgabe löst, sei phänomenal gewesen. Ein Schlüssel sei auch das einfache Spiel im Angriff gewesen. „Wir haben immer mit der gleichen Auslösehandlung agiert.“ Nutznießer war oft Kehl, der auf elf Treffer kam.
Fünf davon machte er vom Punkt. Den letzten beim Stand von 26:26, vier Sekunden vor Schluss vor fast 900 Fans. „Das war schon kein normaler Siebenmeter“, räumte Kehl ein. „Ich habe versucht, den Kopf auszumachen; wollte das machen, was ich immer mache.“ Der Wurf saß. Was blieb, war grenzenloser Jubel. „Es war über 60 Minuten knüppelhart. Wir haben alles reingeworfen und sind dementsprechend fertig“, so Kehl.
„Wir sind über uns hinaus gewachsen“, meinte Szabo. Im Freudentaumel fand er auch mahnende Worte. „Wir dürfen aus diesem Spiel keine falschen Schlüsse ziehen. Der Sieg war sehr glücklich.“ Dass das Spiel auch anders hätte ausgehen können, wusste auch Pahl. „Es wäre auch für Potsdam nicht unverdient gewesen.“