Rostocker-Dolphins kapern Salzland-Kabine und entführen die Punkte
Rostocker-Dolphins kapern Salzland-Kabine und entführen die Punkte
Da dürften die gastgebenden Damen vom HC Salzland 06 bereits vor dem Anpfiff der Partie gegen den Rostocker HC recht sparsam geguckt haben: Als die Mannschaft von Trainer Nils Lässing zu ihrer Besprechung vor Spielbeginn in die Kabine gehen wollte, fand sie diese nicht nur besetzt, sondern auch am Eingang von Rostocks Co-Trainer Norbert Werth „bewacht“ vor. Die Dolphins von der Ostsee hatten kurzerhand ihre Besprechung in eine größere Umkleide verlegt, da man selbst in zwei (zu) kleine einquartiert wurde, ohne zu wissen, das Domizil der „Wildgänse“ dabei erwischt zu haben. Objektiv betrachtet resultierte der Verlauf der folgenden Partie in der 3. Liga Ost allerdings nicht aus dieser Mecklenburger Okkupation des heimischen Umkleideraums, vielmehr durfte das Team von Ute Lemmel einen aufgrund der Leistung verdienten 31:25 (14:11)-Auswärtssieg feiern und sorgte so auch nach Spielende für lange Gesichter bei den Gastgeberinnen.
Die Begegnung in der Staßfurter Paul-Merkewitz-Sporthalle begann ausgeglichen. Der RHC, der mit Victoria Schlegel auf seine erfolgreichste Schützin verzichten musste, legte vor, der HCS zog nach. Erneut wurde von den Rostock Dolphins, wie bereits in den vorangegangenen Partien, ein großes defensives Engagement an den Tag gelegt, und in Annelie Freitag hatte man einen sicheren Rückhalt im Tor. Als die Lemmel-Sieben nach der ersten Auszeit begann, auch im Angriff an Tempo zuzulegen, schlug sich die Einsatzbereitschaft auch auf den Zwischenstand aus. Nach dem 6:6 (17.) durch Salzlands erfolgreichste Werferin an diesem Nachmittag, Stephanie Jäger (elf Tore), legten die Gäste los. Immer wieder stellte man die gegnerische Offensive vor Probleme und war im Gegenzug selbst erfolgreich.
Die Szene, die zum 12:6 durch Katja Wahl in der 23. Minute führte, war dann auch ein Beispiel dafür, wie der geneigte Rostocker Fan seine Spielerinnen im Abstiegskampf sehen möchte: Isabell Duwe, die als Kapitän einmal mehr ihre Mannschaft anführte und sich nach dem Spiel ein Lob von Ute Lemmel abholen durfte, erkämpfte den Ball, spielte schnell weiter auf Janine Lenke, welche schlussendlich die Rostocker Kreisspielerin mustergültig bediente. Zwar konnten die Gastgeberinnen bis zum Halbzeitpfiff den Rückstand auf drei Tore reduzieren, dennoch gingen die RHC-Ladies mit einer 14:11-Führung in die (nun wieder eigene) Kabine.
Auch der Auftakt nach dem Pausentee war für die Gäste aus Rostock vielversprechend und richtungsweisend. Rückkehrerin Nicole Baier traf doppelt, und der erfolgreichste Delfin an diesem Nachmittag, Neele Spiekermann (9 Tore), netzte ebenso erneut ein - 18:13 (34.). Beide sorgten über die gesamte Spielzeit für viel Gefahr aus dem Rückraum. Der krankheitsbedingte Wechsel im Tor der „Wildgänse“, auf Josephine Klauß folgte Vicky Weiß, hatte dabei keine negativen Auswirkungen auf das Angriffsspiel des RHC. Hatten die Zuschauer bereits im ersten Durchgang einen Vorteil des Rostocker HC auf der Torhüterposition gesehen, so war dieser in der zweiten Halbzeit noch gravierender. Annelie Freitag im Kasten zeigte eine bärenstarke Leistung und hielt ihrem Team den Rücken frei. Zwar bekamen ihre Vorderleute die Salzländerinnen Stephanie Jäger auf Halbrechts und Victoria Göpel auf Rechtsaußen nie vollends in den Griff, doch die 25-Jährige im Dolphins- Tor vereitelte mehrmals glänzende Salzländer Möglichkeiten, u.a. einen Siebenmeter (46.). Nach einer Auszeit beim Stand von 23:19 (48.) zog der RHC noch einmal das Tempo an und den Gastgeberinnen den Zahn. Binnen sechs Minuten erhöhten die Mecklenburgerinnen auf 28:21 (Janine Lenke) und sorgten für die Vorentscheidung. Als Neele Spiekermann in Unterzahl das 30. Rostocker Tor markierte, waren bereits gelöstere Mienen auf der Gästebank zu sehen. Selbst eine offensivere Ausrichtung der Abwehr des HC Salzland konnte am Spielausgang nichts mehr ändern, so dass Katja Wahl mit dem Schlusspfiff das Tor zum 31:25-Endstand erzielte.
Zufrieden zeigte sich Ute Lemmel nach dem Spiel, hob aber auch mahnend den Zeigefinger. „Zunächst einmal bin ich froh, dass meine Spielerinnen sich endlich einmal für ihre Einsatzbereitschaft selbst belohnt haben“, so die Rostocker Trainerin. „Wir haben in der Abwehr gut zugefasst und vorne effektiver agiert als in den Spielen zuvor. Wir haben jetzt zwei schwere Heimspiele vor der Brust, die wir mit der gleichen Konzentration angehen müssen, wie die Mannschaft sie heute gezeigt hat.“
Am kommenden Samstag (22. Februar) erwartet der Rostocker HC (13. Platz bei 6:28 Punkten) um 16 Uhr den Tabellenelften SHV Oschatz (12:24 Punkte) in der OSPA|Arena, bevor man am darauffolgenden Wochenende (Sonnabend, 1. März um 17.30 Uhr) an gleicher Stelle auf den Berliner TSC (12. Rang bei 11:23 Punkten) trifft. Erst dann wird sich zeigen, wie viel der erste Rostocker Auswärtssieg seit dem 3. März 2013 (damals in Neustadt-Sebnitz) wert ist.
HC Salzland 06 - Rostocker HC 25:31 (11:14)
Rostocker HC: A. Freitag, S. Stutz; J. Lenke (3), I. Duwe (2/2), K. Wahl (6/1), A. Schultz (3), N. Baier (8/1), L. Goldschmidt, J. Schüring, J. Schulz, J. Deinert, S. Kordt, N. Spiekermann (9), S. Johannisson