Seit elf Spielen ungeschlagen - HSG Konstanz gewinnt auch intensiven Krimi von Backnang
Seit elf Spielen ungeschlagen - HSG Konstanz gewinnt auch intensiven Krimi von Backnang
Nach dem krönenden Hinrunden-Abschluss vor Wochenfrist hat sich die HSG Konstanz mit einem schwer erkämpften 24:23 (12:13)-Arbeitssieg beim HC Oppenweiler/Backnang auch im ersten Rückrundenspiel die Punkte 26 und 27 – bei nur fünf Minuspunkten – gesichert und ist jetzt vor der kurzen Weihnachtspause seit elf Spielen ungeschlagen.
Doch während es bei den Junglöwen am vergangen Samstag dank der laut HSG-Cheftrainer Daniel Eblen besten Saisonleistung im Angriff ein wahres Offensivspektakel zu bestaunen gab, waren beim jetzt seit acht Begegnungen auf ein Erfolgserlebnis wartenden Aufsteiger Oppenweiler/Backnang ganz andere Tugenden gefragt. Dem erstmals vor eigener Kulisse mit dem neuen Interimstrainergespann Jürgen Buck und Jochen Bartels angetretene HCOB war der unbedingte Wille, die Negativspirale endlich durchbrechen zu wollen, in jeder Sekunde des Spiels deutlich anzumerken.
Giftig, aggressiv und mit einer harten 5:1-Deckung machten es die Murrtäler dem Tabellenführer von Beginn an richtig schwer. Matthias Stocker, ebenso wie Junioren-Nationaltorwart Stefan Hanemann aufgrund der Herbstmeisterschaft mit wasserstoffblonder Mähne aufgelaufen, sprach davon, dass die HSG nach „einem Start nach Maß den Faden völlig verlor.“ Und in der Tat, nach drei Minuten wies die Anzeigetafel eine 3:0-Führung für die Gäste aus. Über zehneinhalb Minuten gab es auf Seiten der HSG anschließend allerdings keine Änderung des Ergebnisses. Die Drei blieb stehen, während Oppenweiler/Backnang Treffer um Treffer gelang. Acht Stück in Folge. Alexander Lauber war es schließlich, der seine Farben mit dem vierten Treffer zum 4:8 (14.) in einer ganz kritischen Phase endlich erlösen konnte.
Neben einer zupackenden und früh recht offensiv störenden 5:1-Deckung hatte Konstanz auch mit einem starken Thomas Fink im Tor des Gastgebers große Probleme, der in den ersten zwölf Minuten neben vielen Paraden auch gleich zwei Siebenmeter von Paul Kaletsch entschärfen konnte. Dazu hatte Konstanz einen weiteren Schock zu verdauen. Matthias Stocker, zuvor schon einmal im Zweikampf mit dem Knöchel umgeknickt, sank plötzlich ohne Einwirkung eines Gegenspielers im Spielaufbau zusammen und musste nach dem zweiten Umknicken des Knöchels humpelnd vom Feld.
Vor allem der siebenmal erfolgreiche Rückraumkanonier Mathias Riedel ließ sich von der sehr intensiven und körperbetonten Spielweise der Backnanger jedoch nicht beeindrucken und verschaffte seinem Team mit entschlossenen Antritten im Eins-gegen-eins und viel Wucht aus dem Rückraum mit einfachen Toren etwas Luft. 8:6 nach knapp 16 Minuten. Die HSG Konstanz konnte sich langsam aus der Umklammerung der um jeden Millimeter kämpfenden Gastgeber befreien und stellte ebenfalls ihr riesiges Kämpferherz unter Beweis, das mit dem 12:13-Anschlusstreffer von Fabian Schlaich in Unterzahl kurz vor der Halbzeit belohnt wurde.
„Es ist unglaublich schwer, bei solch einem Kampfspiel zusehen zu müssen“, gestand Matthias Stocker, „aber zum Glück hat Tim das im Spielaufbau sehr gut gemacht.“ Obwohl aufgrund der 5:1-Deckung oft unweit der Mittellinie zum Einleiten des Angriffs gezwungen, gelang es dem Schweizer U21-Nationalspieler mit seiner ganzen Cleverness immer besser, seine Nebenleute in Position zu bringen. Langsam hatte sich Konstanz freigeschwommen, das passende Rezept gegen die HCOB-Deckung gefunden und sich auf die schnelle Mitte und zweite Welle eingestellt.
Fabian Schlaich ließ sich so trotz harten Köperkontakts nicht beirren und traf fast aus dem Nullwinkel, Mathias Riedel fing einen Gegenstoßpass ab und Simon Flockerzie ging dorthin, wo es an diesem Abend richtig wehtat und tankte sich erfolgreich gegen zwei Gegenspieler durch. „Es war ein unglaublich intensives Spiel“, konstatierte Daniel Eblen, „man hat auch gesehen, dass sich der Gegner viel für uns überlegt hat.“
Trotzdem bekam sein Team im Stile einer Spitzenmannschaft langsam wieder die Oberhand, glich zum 16:16 (38.) aus und legte beim 16:17 und 17:19 (42.) nach langem Rückstand erstmals wieder selbst vor. Nun war es ein wahrer Krimi, in dem den Schwaben immer wieder der Ausgleich gelang. So auch nach dem 23:21 des Herbstmeisters (56.) zum 23:23 in Unterzahl (59.). Eine Minute vor dem Ende dann die Entscheidung: Matthias Stocker kam trotz seiner Verletzung noch einmal zurück auf das Spielfeld und sorgte, nachdem zuvor Tim Jud unglücklich um Millimeter an der Unterkante der Latte von der Siebenmetermarke gescheitert war, für den Endstand: 24:23 durch einen Strafwurf.
„Darauf habe ich mich lange genug konzentrieren können und ich hatte nur einen Gedanken: der muss rein! Wir haben uns toll zurückgekämpft und mit diesem Kampf, wo jeder für jeden eingesprungen ist, und großer Leidenschaft einen nicht unverdienten Sieg gesichert. Natürlich kann es am Ende auch Unentschieden ausgehen.“ Oppenweiler/Backnang hatte sieben Sekunden vor dem Ende in Person von Jonas Frank das Pech, das zuvor die HSG hatte: der finale Wurf knallte an die Unterkante der Latte und Konstanz sicherte sich den Abpraller, der in der ersten Halbzeit bei einem gehaltenen Siebenmeter von Konstantin Poltrum noch bei den Gastgebern gelandet war. Hatte Konstantin Poltrum gegen die verdeckten Schlagwürfe von Jonas Frank trotz Hand am Ball zuvor einige Male kein Abwehrglück, so konnte er nun die Hände zur Siegerfaust ballen.
Für Daniel Eblen war der siebte Erfolg im achten Auswärtsspiel der Saison auf eine größere Effektivität seiner Mannschaft in Durchgang zwei und „zwei Gegenstöße zurückzuführen, zwei Bonustreffer“ sowie auf „mehr Zugriff in der Abwehr, in der Michael Oehler und Kai Mittendorf ein super Spiel gemacht haben. Das Kollektiv hat wieder gut funktioniert.“ Die kurze Spielpause über die Feiertage kommt für ihn nun wie gerufen: „Die tut uns allen gut, wir alle sind jetzt doch erschöpft und merken, dass uns so langsam die Kraft ausgeht. Die Jungs haben sich diese kurze Pause auch verdient und brauchen sie zum Auskurieren einiger Blessuren.“ Abschließend wollte er noch „ein großes Lob und einen Glückwunsch“ an das Team richten. „Was alle für einen Willen und Einsatz mit harter Arbeit in jedem Spiel und Training eingebracht haben, war einfach beeindruckend. Eine richtig tolle Hinrunde mit unglaublich viel Herzblut. Wir sind stolz auf die Jungs.“
HSG Konstanz: Konstantin Poltrum, Stefan Hanemann (Tor); Fabian Schlaich (4), Marius Oßwald, Mathias Riedel (7), Kai Mittendorf, Simon Flockerzie (3), Matthias Stocker (1/1), Michael Oehler, Lukas Beck, Paul Kaletsch (4), Alexander Lauber (2), Fabian Maier-Hasselmann, Tim Jud (3/2).
Zuschauer: 600.