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Sieg in Berlin - MTV übte zwei Wochen den Match-Plan

23.11.2015
23.11.2015 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: pm verein

Sieg in Berlin - MTV übte zwei Wochen den Match-Plan

Das war er wieder – der MTV, der uns zu Beginn der Saison so begeisterte. Mit 26:21 (14:11) siegten Altlandsbergs Handball-Damen in der 3. Liga Ost beim Tabellen-Dritten Berliner TSC. Mit großem Aufwand und viel Geschick verteidigten die Altlandsbergerinnen die Spitze.

Die Partie im Velodrom der Hauptstadt begann mit einer Gedenkminute für die Terror-Opfer in Paris und Mali. Der MTV trat mit Trauerflor an. Die Gastgeberinnen spielten in schwarzen Trikots. Nicht einfach, sich in schweren Zeiten auf den geliebten Sport zu fokussieren.

Mit dem ersten Blick wurde deutlich, wie am Sonnabend der Spielaufbau der gegnerischen Mannschaften gestört werden sollte. Beide Trainer verpassten den Regisseur-Damen Sonderbewachungen. Berlins Paula Förster beschäftigte sich lange mit Sophie Lütke. MTV-Flummi Lucyna Trzczak nahm erst Franziska Chmurski aus dem Spiel. Danach TSC-Linkshänderin Anja Scheidemann. Die frühere Frankfurterin mit Erstliga-Erfahrung hatte nach ihrer Einwechslung zwischenzeitlich in der Altlandsberger halblinken Abwehrseite für Schaden gesorgt.

Wessen Rechnung unter dem Strich besser aufging – siehe Endergebnis. MTV-Coach Fabian Lüdke: „Ich wusste genau, dass sie mit einer Pressdeckung für ,Rike‘ spielen würden. Aber darauf haben wir uns zwei Wochen lang im Training eigestellt. Haben immer wieder die Laufwege geübt, an den Auslösehandlungen gearbeitet.“

Nach leichten Vorteilen der Gastgeberinnen zum Start (1:0-, 3:2-Führungen) bekam der MTV das Geschehen immer besser in den Griff, führte in der 12. Minute selbst 7:4. Ein 3-Tore-Vorsprung, der bis zur Pause (14:11) Bestand hatte.

Weil Sophie Lütke an der Kette lag, machten andere Druck. Vorrangig die an diesem Tag überragende Außen Lucyna Trzczak (neun Würfe, neun Tore) sowie die Rückraumspielerin Kristina Domann und Linda Mandelkow sowie Viktória Várkonyi am Kreis. „Das klappte bei uns ganz gut, obwohl ich mich persönlich wegen einer ziemlich starken Erkältung recht mies fühlte“, so Kritina Domann. Die steuerte viel Elan und drei Treffer zum späteren Sieg bei.

Doch nach der Halbzeit fand beim Altlandsberger Anhang, und der war zahlreich in die Seelenbinder-Halle gekommen, gut 13 Minuten lang das große Zittern statt. Der TSC holte Tor für Tor auf, kam beim 14:14 zum Ausgleich und erkämpfte sich beim 15:14 bis zum 17:16 (44. Minute) wieder Führungen.

„Ich will ja nach einem so schönen Sieg, auf den ich sehr stolz bin, nicht zu viel meckern“, sagte nach der Partie MTV-Trainer Fabian Lüdke, der immer 100 Prozent aus seinem Team herauskitzeln möchte. „Aber ich ärgere mich immer wieder über leichte Ballverluste nach einfachen Fehlern. So etwas trübt dann natürlich den guten Gesamteindruck etwas.“ Und es hatte auch ins Auge gehen können. Abspielfehler wegen unnötiger Hektik in manchen Phasen – sollte nicht sein. Einmal Schrittfehler, kann passieren. Aber dreimal hintereinander? Darf nicht sein. Zweimal Herausstellungen wegen unsauberer Abwehrarbeit (Trikot zupfen) – muss man vermeiden. Ein Glück, dass der MTV Jennifer Höft hat. Die Torhüterin blieb zwar auch nicht ganz fehlerfrei, zeigte aber einige brillante Paraden bei völlig freier TSC-Schussposition. So sorgte die 19-Jährige für ein klares Torhüter-Plus des MTV. Die für einen Monat reaktivierte Kathrin Wiehle, die die zu einem Berufspraktikum in Nordirland weilende Jenny Haß vertritt, brauchte gar nicht eingreifen.

So übernahm der MTV mit der 18:17-Führung durch Linda Mandelkow wieder das Kommando und baute diesen Vorsprung in der Schlussphase bis zum beeindruckenden 26:21-Sieg aus.

TSC-Trainer Carlo Gregarek trug die Niederlage mit Fassung: „Es handelt sich ja auch nur um zwei Punkte, die futsch sind. Es war insgesamt ein sehenswertes Spiel – und am Ende hat die Mannschaft gewonnen, die mehr aus ihren Chancen machte. Hinzu kam, dass Jenny genau wusste, wie unsere Spielerinnen werfen.“

Das aber wollte Jennifer Höft, die im Sommer 2014 vom Berliner Verein nach Altlandsberg gewechselt war, nur zum Teil gelten lassen. Die junge MTV-Keeperin: „Einige beim TSC sind ja neu, mit denen habe ich nie gespielt oder trainiert. Ich kenne sie also gar nicht.“ So oder so. Was bleibt, ist eine tolle Vorstellung von Jennifer Höft, die alle, die es mit dem MTV halten, begeisterte.

Was war ansonsten entscheidend für den Gäste-Sieg? MTV-Trainer Fabian Lüdke: „Wir haben die unmittelbare Vorbereitung in der Kabine neu gestaltet.“ Was da genau ablief, wollte uns der Coach nach kurzer Abstimmung mit seinem Kapitän Sophie Lütke aber nicht verraten, sagte nur so viel: „Es handelt sich um eine mentale Sache nach neuen sportpsychologischen Erkenntnissen.“

Scheint jedenfalls gewirkt zu haben. Die MTV-Damen traten mit einer ganz anderen Körpersprache auf, als zuletzt bei den Niederlagen in Osterode und Leipzig – in der Abwehr bissig, im Angriff über weite Strecken kontrolliert. Ist aber bei einigen Damen noch ausbaufähig.

Nichts, aber auch gar nichts zu meckern gab es allerdings an der neunmaligen Torschützin Lucyna Trzczak. Und ein Grund für die Gala der nur 1,60 m großen Polin saß auf der Tribüne. Ein junger Mann namens Bartosz Wojdak. Der Freund der 19-Jährigen, der selbst auf hohem Niveau Handball spielt. Nämlich im Junior-Team des polnischen Champion-Ligisten Wisla Plock. „Ich sah Luschka ja zum ersten Mal hier beim MTV spielen. Es war großartig“, sagte Bartosz. „Ich bin mächtig stolz auf sie!“

Natürlich strahlte auch die im Spiel obercoole Lucyna nach der Partie übers ganze Gesicht: „Das Match war für unsere Mannschaft und für mich sehr wichtig. Ich bin sehr glücklich, dass alles so gut geklappt hat und wir letztendlich über die 60 Minuten so konzentriert geblieben sind.“

Das Schlusswort gehört dem Kapitän der Sieger-Mannschaft – Sophie Lütke, die zunächst recht reserviert wirkte, dann in der Schlussphase mit ihrer Kampfkraft und den vier Treffern aber wieder wie ins besten Zeiten spielte: „Wichtig war, dass wir dem TSC in der Umsetzung der Spielweise voraus waren. Dass wir die Manndeckung verinnerlicht hatten und Lösungen fanden. Und klarer Fall ist: Lucys Freund muss jetzt öfter kommen.“

Am nächsten Sonntag geht es in der Erlengrund-Halle weiter. Da sollte dann gegen Bayreuth der schöne Sieg von Berlin veredelt werden. Machbar ist das! Auch wenn für den nächsten Match-Plan nur eine Woche zur Verfügung steht.

MTV mit: Jennifer Höft, Kathrin Wiehle; Manja Berger 1, Sophie Lütke 4, Kristina Domann 3, Lucyna Trzczak 9/3, Viktória Várkonyi 3, Annika Fleck 2; Linda Mandelkow 2, Christiane Wiechert 2, Anne Münzer, Sylvia Kalina, Monique Günther, Lisa Schönfelder.