Viktória Várkonyi: „Wir haben den Kopf verloren“
Viktória Várkonyi: „Wir haben den Kopf verloren“
Die Frauen des MTV Altlandsberg, monatelang Staffel-Erste in der 3. Liga Ost, rutschten durch eine 20:22 (11:7)-Heimniederlage gegen das Junior-Team des HC Leipzig vom 2. auf den 3. Rang ab. Die ersten beiden Plätze belegen jetzt die HSV Blomberg-Lippe II und des SV Germania Fritzlar.
Altlandsbergs Trainer Fabian Lüdke, den eine schwere Bindehautentzündung plagte, war in der Erlengrund-Halle schwer enttäuscht. Sagte: „In meiner Trainerzeit beim Frankfurter HC und dann in den drei Jahren hier habe ich achtmal gegen den HCL II gespielt und nie gewonnen. Aber noch nie waren wir so dicht am Sieg dran – und es hat wieder nicht geklappt. Deshalb ist es eine bittere Niederlage. Auch für mich persönlich, weil ich so viel in die Vorbereitung dieses Spiels investiert hatte. Das wird auch morgen noch wehtun.“
Die gute Vorbereitung auf diese Partie war vor allem in den ersten knapp 40 Minuten zu erkennen. Da lief beim MTV der Ball. Zwar im Angriff schon da nicht fehlerfrei, aber mit hohem Tempo. Man konnte schöne Tore beklatschen. Linksaußen Annika Fleck traf sogar zweimal per Sprungwurf aus dem Rückraum. Man staunte über Christiane Wiechert. Die steuerte nach einer heftigen Grippe-Woche zwei beherzte Treffer zum Resultat bei und sagte nach der Partie: „Jetzt bin ich platt, will nur noch ins Bett.“
Über die Stationen 0:1, 2:2, 5:2, 9:5 und 14:11 (36. Minute) beherrschten die Gastgeberinnen das Spiel zumindest ergebnismäßig recht klar. Und selbst nach dem 15:15-Ausgleich (41.) durften sich die MTV-Fans noch berechtigte Hoffnung machen. Nämlich als die Grün-Weißen zwölf Minuten vor Schluss wieder führten – 18:16. Ja, selbst in der absoluten Schlussphase (19:20/56. durch Anni Fleck) war noch alles drin. Deshalb kann man die Enttäuschung von Fabian Lüdke auch gut verstehen.
„Wir haben am Ende den Kopf verloren“, formulierte es Kreisläuferin Viktória Várkonyi. Altlandsbergs Ungarin weiter: „Wäre es uns gelungen, das Niveau der ersten Halbzeit auch in den zweiten 30 Minuten durchzuhalten, hätten wir mit acht Toren Unterschied gewonnen.“
Ja, wenn der Konjunktiv nicht wäre. Beide Teams hatten zwar je zehn Torschützinnen in ihren Reihen. Aber der MTV konnte an diesem Tag mit Ausnahme von Torhüterin Jennifer Höft, die teilweise überragend hielt, keine so entscheidende Aktive wie Michele Urbicht aufbieten. Stamm-Mannschaft der 22-Jährigen, die 2009 über die Stationen Doberlug-Kirchhain und Markranstädt zum HCL kam, ist das Leipziger Bundesliga-Team. Und das sah und spürte man. Die junge Dame mit der Nummer 7 (25 Junioren-Länderspiele) versenkte nicht nur ihre fünf Siebenmeter eiskalt, sondern noch fünf weitere Bälle.
In der zweiten Halbzeit wurde die ganze Angelegenheit zur Abnutzungsschlacht. Da häuften sich beim MTV die Konzentrations- und Angriffsfehler, die zu Kontertreffern des HCL II führten. Aber auch das Glanzstück, nämlich die Altlandsberger Abwehr, wurde zunehmend matter. Da hatten die exzellent und ausgiebig trainierten sächsischen Talente, die den 4. Tabellenplatz eroberten, das Quäntchen mehr zuzusetzen.
„Entscheidend war aber auch eine taktische Maßnahme beim Gegner“, so MTV-Teambetreuerin und Ex-Nationalspielerin Eveline Sellert. „Als Lea Guderian vom Flügel in die Regiezone zurück beordert wurde, konnte sie ihre eigentlichen Stärken einbringen und Leipzig mit ihrer klugen Spielweise in der Schlussphase entscheidend helfen.“ Den Sargnagel des Tages schlug die kleine Ex-Altlandsbergerin zwei Minuten vor Schluss mit dem Treffer zu 19:22 höchst persönlich ein. Vor den Augen ihrer zu Recht stolzen Eltern, deren Herz diesmal nicht für den MTV schlug.
„Wir waren in der zweiten Halbzeit nicht gut“, resümierte die gefasst wirkende Altlandsberger Kapitäns-Frau Sophie Lütke, die während des Spiels stark abgeschirmt wurde. „Aber wenn wir unser Saisonziel erreichen, bin ich glücklich.“ Noch ist man im Plan. Platz 3 bis 5 ist drin.
„Gut, dass es jetzt zwei Wochen Spielpause gibt. Da können wir uns noch mal für den Endspurt zusammenraufen“, so Vicky Várkonyi, die in der vorigen Woche 25 Jahre jung wurde. Und dann geht es gewiss mit voller Kraft ins letzte Heimspiel der Saison. Das steigt am 2. April gegen den Berliner TSC in der Erlengrund-Halle.
Weiterhin verzichten muss der MTV allerdings auf Rückraum-Shooterin Gloria Pavlova. Die 20-jährige Bulgarin hatte sich beim EM-Qualifikationsspiel in Österreich (27:39) an der Patella-Sehne verletzt, wurde bereits operiert und fällt mindestens drei Monate aus.