Gruppe B: Polen - Handball mit Disziplin und Freude
Gruppe B: Polen - Handball mit Disziplin und Freude
„Unser großer Traum ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020. Das hat noch keine polnische Damen-Nationalmannschaft geschafft. Bis dahin ist es aber noch ein ganz langer Weg”, meint Leszek Krowicki, Trainer des polnisches Nationalteams. Seit 2016 leitet er die Geschicke seines noch jungen Teams und ist mit deren Entwicklung durchaus zufrieden: „Bei der Europameisterschaft 2016 in Schweden habe ich mit 11 Debütantinnen gespielt. Damals haben wir mit Holland, Deutschland und Frankreich eine sehr schwere Gruppe gehabt, aber gut gespielt. Dennoch sind wir in der Vorrunde ausgeschieden. In den letzten beiden Qualifikationsspielen gegen Italien und vor allem gegen die Slowakei haben wir tollen Handball gespielt. Wenn unsere Entwicklung so weitergeht, dann bin ich zuversichtlich.”
Zuversicht ist mit Hinblick auf Gruppe B auch angebracht, spielen die Polen doch gegen Schweden, Ungarn, Norwegen, Tschechien und Argentinien. “Sicherlich ist es schwer, überhaupt ins Achtelfinale zu kommen. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir an einem guten Tag jeden schlagen können, vielleicht sogar schon Schweden in unserem Eröffnungsspiel am 2. Dezember”, so Krowicki.
Für ihn zählen aber nicht nur Ergebnisse. Der Spaß ist ein großer Faktor im Trainerleben des 59-Jährigen. „Natürlich steht an erster Stelle der Sieg und ich verlange großen Ehrgeiz von meinen Spielerinnen. Aber fast genauso wichtig ist die Freude am Handball. Ich versuche meine Liebe zu diesem Sport immer als erstes zu vermitteln und hoffe, dass meine Spielerinnen genauso denken”, sagt der A-Lizenz-Inhaber. Seit 1989 lebt Krowicki in Deutschland, war seitdem unter anderem drei Jahre Trainer der holländischen Herren-Nationalmannschaft, trainierte in den 90-ern die damals erfolgreichste deutsche Vereinsmannschaft Walle Bremen und kam über Buxtehude nach Oldenburg. “Hier haben wir ein Haus gebaut und wollen hier auch alt werden”, erklärt er.
Durch seine neue Aufgabe als Nationaltrainer hat er auf einmal viel Zeit und versucht sich darauf einzustellen. „Die letzten 13 Jahre bin ich morgens aufgestanden und habe das Training für den Tag geplant. Inzwischen muss ich das nicht mehr. Klar fehlt mir das ab und zu. Jetzt aber habe ich viel mehr Zeit zu reisen und mir die polnischen Vereinsmannschaften anzusehen. Gerade war ich in Nykøbing und habe das Europapokalspiel gegen den polnischen Meister Vista Gdynia gesehen. Dazu hatte ich früher keine Zeit”, erzählt der Pole von seinem neuen Lebensabschnitt.
Die Entwicklung in Polen sieht er im Übrigen positiv. “Handball ist in Polen populär, es gibt schöne Hallen, die Fans kommen zu den Spielen und die Spielerinnen verdienen gutes Geld. Wir haben seit Kurzem eine B-Nationalmannschaft und ein Juniorenteam, die sehr eng mit meiner Mannschaft zusammenarbeiten. Dadurch können wir in der Zukunft junge Spielerinnen noch schneller integrieren”, sagt der Pole. Viele der noch jungen Handballerinnen spielen in der Heimat. Es gibt nur wenige “europäische Stars”, wie Krowicki sie nennt. „Karolina Kudlacz-Gloc, die in Bietigheim spielt, ist wohl unser größter Star. Sie ist nach der Geburt ihres Sohnes wieder im Team. Ich habe noch einige Spielerinnen, die in Frankreich und Deutschland spielen. Ich denke, ein paar Jahre im Ausland sind gut für die Entwicklung meiner jungen Spielerinnen. Und wenn sie sich weiter so entwickeln, wie in der letzten Zeit, dann können wir vielleicht unseren Traum von Olympia wahr machen”, schmunzelt er.