Jensens EURO-Fazit: „Das macht Mut für die Zukunft”
Jensens EURO-Fazit: „Das macht Mut für die Zukunft”
Ohne Guthaben in die zweite Turnierphase gestartet, mit 5:1 Punkten ungeschlagen durch die EURO-Hauptrunde gekommen und letztlich auf Platz sieben gelandet: Die Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Handballbundes erreichte das beste Resultat seit der EM-Halbfinalteilnahme 2008. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden”, sagte Horst Bredemeier, DHB-Vizepräsident Leistungssport. „Die junge Mannschaft hat die Hauptrunde erreicht, dort drei weitere Gelegenheiten bekommen, sich zu entwickeln. Dass sie dabei ungeschlagen geblieben ist, spricht eindeutig dafür, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Und wir haben noch weitere junge Spielerinnen mit Potenzial wie Luisa Schulze, Susann Müller und Franziska Mietzner in der Hinterhand.”
Im Vorfeld musste das Team von Bundestrainer Heine Jensen im rechten Rückraum den kurzfristigen Ausfall nicht nur von Susann Müller, sondern auch von Kapitänin Isabell Klein und Steffi Melbeck verkraften. Dadurch rutschte indes die 19-jährige Anne Hubinger in die Stammformationen und wurde aus deutscher Sicht zu einer der Überraschungen des Turniers.
Die Mannschaft tritt an diesem Freitag vom Belgrader Flughafen Nikola Tesla die Heimreise an und wird am frühen Nachmittag in Frankfurt landen. Jensen zog noch in Serbien eine positive Bilanz der Turniertage von Novi Sad, die eine erfolgreiche Etappe auf dem langen Weg zu den Olympischen Spielen 2016 und der Heim-Weltmeisterschaft 2017 gewesen sein sollen.
5:1 Punkte in der Hauptrunde - hat die Mannschaft Sie überrascht?
Jensen: Ja, aber im positiven Sinne. Wir haben mehrmals gezeigt, dass wir mit den Besten mithalten können, wenn wir unsere Top-Leistung bringen. Die Hoffnung war natürlich da, dass wir es für unsere in den letzten Jahren besser platzierten Gegner schwierig machen können, wenn alle voll fokussiert sind und ihre Arbeitsaufgaben umsetzen. Das haben sie sehr gut gemacht. Ich wusste, dass da ein sehr guter Wille in der Mannschaft ist. Nachdem der Ball gegen Kroatien mit der Superparade von Katja Schülke in der letzten Sekunde endlich in unseren Weg gesprungen war, haben wir viel lockerer aufgespielt. Und wir haben es geschafft, die Spiele größtenteils zu kontrollieren. Nur gegen die Russen haben wir es nicht zu Ende gebracht.
Steckt eine neue Qualität in der Mannschaft?
Jensen: Das wird sich zeigen, das hoffe ich natürlich - wir haben auf jeden Fall gut gespielt. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit dem Erreichten zufrieden sind, denn wir stehen noch immer mit leeren Händen da. Wir haben keine Medaille geholt. Wir wollen gern unter den Besten mitspielen, das soll auch weiter das Ziel sein. In der Spitze des Frauenhandballs ist es im Moment so eng - das kann schnell einen kleinen Schritt nach oben gehen. Und der Schritt nach oben wäre diesmal nicht so groß gewesen wie in den beiden letzten Turnieren.
Was heißt das?
Jensen: Wenn wir diesen Schritt machen wollen, müssen wir weiterhin hart an uns arbeiten, wissen, was Konzentration heißt, und unsere Chancen nutzen. Letztlich kann es auf Kleinigkeiten und wenige Tore ankommen. Wir sollen uns darüber freuen, dass wir uns einigermaßen zurückgemeldet haben. Aber wir müssen weiter hart daran arbeiten, dass wir dort bleiben. Und das wird mindestens genauso schwer, wie es war, uns dort hinzuarbeiten, wo wir in diesem Turnier gelandet sind.
Frust bei der WM in Brasilien, eine optimistische Grundstimmung zum Ende der EURO - was ist denn binnen eines Jahres geschehen?
Jensen: Da sind viele Dinge passiert. Das größte Lob geht an die Mädels selbst. Sie haben gezeigt, dass sie die richtigen Schlüsse aus Brasilien gezogen haben. Sie haben in ihren Vereinen täglich hart an sich gearbeitet und sind bereit zu tun, was notwendig ist, um in der Weltspitze vorn mitzuspielen.
Das Turnier war auch eine Investition in den Erfahrungsschatz junger Spielerinnen, zum Beispiel Anne Hubinger, Marlene Zapf, Kim Naidzinavicius…
Jensen: Ja, das ist klar. Wir haben immer das Fernziel 2016/17 vor Äugend. Und die drei Spielerinnen haben ihre Leistungen in der Bundesliga stabil gebracht. Deshalb haben wir sie nominiert. Alle drei haben das sogar überwiegend gut gelöst. Das freut mich sehr, denn das macht Mut für die Zukunft. Und es ist positiv für die Mannschaft, dass sich neue und junge Leute anmelden. Jetzt geht es darum, dass alle weiter hart an sich selbst arbeiten, damit sie das bestätigen können. Das betrifft die ganze Mannschaft: Der erste Schritt ist immer ein bisschen einfacher als der zweite und dritte. Und wir sind jetzt vor dem zweiten und dritten Schritt.