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Sport1-Experte Daniel Stephan: „Analyse ohne Emotion des Wettkampfes”

16.12.2014
16.12.2014 · Home, Nationalteams, Frauen Nationalteam · Von: tok

Sport1-Experte Daniel Stephan: „Analyse ohne Emotion des Wettkampfes”

Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt Daniel Stephan die Hauptrundenspiele der EHF EURO 2014. Als Experte begleitet der 41-jährige Welthandballer von 1998 die Live-Übertragungen von Sport1 an der Seite von Kommentator Peter Kohl. Während des 20:27 gegen Montenegro setzte sich Stephan mit den bisherigen Auftritten der deutschen Frauen-Nationalmannschaft auseinander - und hofft in den letzten beiden Spiele auf eine Trendwende. Erste Gelegenheit dazu ist am heutigen Dienstag in der Arena Zagreb das Spiel gegen Frankreich (ab 20.10 Uhr live bei Sport1).

Wie haben Sie bisher die EHF EURO 2014 gesehen?
Stephan: Nach der Auftaktniederlage gegen die Niederlande ist die Mannschaft unter Zugzwang geraten. Das haben sich alle Beteiligten ganz anders vorgestellt. Danach gab es einen Kraftakt mit guter kämpferischer Leistung gegen Kroatien, aber das Spiel gegen Schweden war einfach ernüchternd. Im Angriff hat insgesamt die nötige Durchschlagskraft gefehlt, auch die Abwehr hat nicht so gut wie zum Beispiel 2012 gestanden. Leider war das nach zwei guten Turnieren in den vergangenen beiden Jahren kein weiterer Schritt nach vorn. Das habe ich als Sport1-Experte am Sonntag während des Spiels gegen Montenegro so auch klar angesprochen.

Und zudem?
Stephan: Natürlich gibt es weitere Aspekte, die ich wahrgenommen habe. Mit sachlicher Kritik werden alle Beteiligten auch wenig Probleme haben. Aber ich war überrascht, dass ich Heine Jensen als Bundestrainer zur Diskussion gestellt haben soll. Das war bei weitem nicht so, obwohl sich natürlich jeder hinterfragen muss. Warum sind beispielsweise so viele Spielerinnen in den vergangenen Tagen nicht an ihr Limit gekommen? DHB-Präsident Bernhard Bauer hat gesagt, dass nach der EURO das gesamte Turnier gründlich und in Ruhe analysiert werden müsse. Das ohne die Emotion des Wettkampfes zu tun, halte ich für richtig.

Welche Erwartungen haben Sie an die letzten beiden Spiele der EURO?
Stephan: Gegen Frankreich wird es heute Abend sehr schwer, denn das ist eine in der Weltspitze etablierte Top-Mannschaft. Unser Team muss versuchen, mental wieder in die Höhe zu kommen. Mit einer soliden Abwehr und guten Torfrauen ist eine Überraschung möglich. Gegen die Slowakei sieht es am Mittwoch allerdings anders aus - da sind wir ganz klar Favorit. Ich glaube zudem an die Moral der Mannschaft. Die Spielerinnen haben selbst gesagt: Das ist eine EURO, da wird nichts abgeschenkt.

Wie schätzen Sie generell das Potenzial des Frauenhandballs ein?
Stephan: Sehr hoch. Und das ist nicht nur ein Gefühl, sondern auch Ausdruck der Einschaltquoten der ersten beiden Spiele mit bis zu 620.000 Zuschauern in der Spitze. Wenn unsere Nationalmannschaften auf der Platte stehen, ist das einfach interessant für die breite Masse - und das gilt für Männer und Frauen. Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen und nur auf dieses eine Turnier schauen. In den nächsten Wochen müssen die Beteiligten die richtigen Lehren aus der EURO ziehen. Das Potenzial an jungen und dynamischen Spielerinnen ist vorhanden, aber das müssen wir einfach konsequenter nutzen.