„Die Chance optimal genutzt“ – Aufsteiger Jannik Kohlbacher im Interview
„Die Chance optimal genutzt“ – Aufsteiger Jannik Kohlbacher im Interview
Er ist der Aufsteiger in der Mannschaft von Dagur Sigurdsson: Mit 20 Jahren steht Jannik Kohlbacher im Kader für die EURO in Polen. Der 1,93 Meter große Kreisläufer feierte sein Debüt im Nationalteam beim Supercup im November, nachdem er mit der DHB-Jugend und den Junioren bereits Europameister und mit der Jugend zudem WM-Bronzemedaillengewinner geworden war.
Nun steht der gebürtige Bensheimer, der seine Karriere beim TV Großwallstadt begann, vor seinem ersten großen Turnier im Seniorenbereich. Kohlbacher, dessen großes Vorbild Christian Schwarzer ist, spielt seit Saisonbeginn für den Erstligisten HSG Wetzlar – und hat die wohl steilste Entwicklung aller Nationalspieler hinter sich.
Vor den finalen EM-Testspielen gegen Tunesien (heute, 20 Uhr in Stuttgart, live auf Sport1) sowie am Samstag und Sonntag in Kassel und Hannover gegen Island (jeweils ab 14.50 Uhr live auf www.sportdeutschland.tv) sprach Kohlbacher mit dhb.de über seine Entwicklung.
Wenn man Ihnen im Sommer gesagt hätte, dass Sie im Januar bei der EURO in Polen auflaufen, wie wäre Ihre Reaktion gewesen?
Jannik Kohlbacher: Es wäre irgendwie unrealistisch gewesen, dass ich nach nur einer halben Saison in der ersten Liga schon Nationalspieler werde. Ich hätte es niemals geglaubt, dass ich erst zum Supercup und dann sogar zur EURO eingeladen werden würde. Aber jetzt bin ich dabei.
Wie kam der erste Kontakt zu Dagur Sigurdsson zustande?
Jannik Kohlbacher: Ich war kurzfristig zum All-Star-Game im Januar nachnominiert worden, als Henrik Pekeler und Patrick Wiencek verletzt waren. Ich denke, ganz wichtig für meine Entwicklung war Axel Kromer, der ja das Bindeglied zwischen den Junioren und der A-Nationalmannschaft ist. Gemeinsam mit Dagur ist er für diesen Umbruch zuständig – und man muss sich ja nur unseren jungen Kader anschauen mit Finn Lemke, Simon Ernst, Rune Dahmke, Fabian Wiede und im Normalfall auch Paul Drux. Man hat heute – so denke ich – viel größere Chancen als junger Spieler in die A-Nationalmannschaft hineinzuwachsen als noch vor ein paar Jahren.
Ist es Ihnen durch diese Altersstruktur auch leichter gefallen, sich schnell in die Mannschaft zu integrieren?
Jannik Kohlbacher: Da gab es überhaupt keine Probleme. In dieser Mannschaft gibt es keine Grüppchen wie jung oder alt – und wie jung unsere Mannschaft ist, zeigt sich ja zum Beispiel daran, dass Andreas Wolff mit 24 Jahren beim Fußball schon bei den Alten spielt.
Ihr Stern ging beim Supercup auf, für den Sie ebenfalls kurzfristig nachnominiert waren, als gleich mehrere Kreisläufer ausfielen…
Jannik Kohlbacher: …und ich glaube, diese Chance habe ich optimal genutzt, gerade im Angriff, wo ich nur einen Fehlwurf bei 14 Versuchen hatte. Ich war echt überrascht, dass ich so viele Spielzeiten erhielt, das war für mich wirklich ein gelungenes Turnier. Diese Leistungen gilt es nun aber in der EM-Vorbereitung und bei der EURO zu bestätigen.
Welche Erwartungen haben Sie – auch über das Sportliche hinaus – an Ihr erstes Turnier im Seniorenbereich?
Jannik Kohlbacher: Von den Abläufen kenne ich solche Turniere ja schon aus der Jugend und den Junioren, wo ich ja das Glück hatte, in der so genannten „Goldenen Generation“ mitzuspielen. Meine Hoffnung ist, dass ich meine Chance nutzen und der Mannschaft somit helfen kann.
Und wie lautet das sportliche Ziel bei der EURO?
Jannik Kohlbacher: Ich denke, es ist jetzt noch zu früh, das ganz konkret an einer Platzierung festzumachen. Wir haben eine richtig schwere Vorrundengruppe mit Spanien, Schweden und Slowenien, da kann alles passieren. Also erst einmal wollen wir in die Hauptrunde, und dann so weit wie möglich.
Im letzten Vorrundenspiel in Breslau treffen Sie auf Slowenien – und gegen diese Mannschaft waren Sie beim Supercup mit sieben Treffern bester Torschütze. Sind sieben Kohlbacher-Tore in dieser EM-Partie erneut möglich?
Jannik Kohlbacher: Es wäre natürlich schön, wenn das nochmal klappen würde. In Kiel beim Supercup haben alle anderen für mich gespielt, sonst wäre das nicht möglich gewesen. Ich will das der Mannschaft zurückgeben, ich bin da nicht eigensinnig, was die Anzahl meiner Tore betrifft.