Brasilien testet für die Olympischen Heimspiele
Brasilien testet für die Olympischen Heimspiele
Seit 1992 hat kein Olympiagastgeber mehr eine Medaille im Handball gewonnen, die Spanier waren mit Bronze in Barcelona die letzten. Nun will Brasilien in Rio diese Serie beenden. Mit den Frauen (aktueller Weltmeister) gehören sie definitiv zu den Favoriten, aber auch die Männer und ihr spanischer Trainer Jordi Ribera wollen ein gehöriges Wort mitsprechen, Minimalziel ist das Viertelfinale.
Der Supercup am Wochenende - erster Gegner ist am Freitag ab 17.45 Uhr in Flensburg die deutsche Nationalmannschaft (Tickets) - ist ein wichtiger Teil dieser Olympiavorbereitung. Ribera hat eine Mischung aus erfahrenen Nationalspielern und ambitionierten Talenten für die Spiele in Flensburg, Hamburg und Kiel nominiert. Und alleine die Anreise nach Hamburg war für einige schon ein Abenteuer - denn die Zeiten, als alle Brasilianer ausschließlich in Brasilien spielten, gehören der Vergangenheit an.
Gerade einmal sechs der 17 für den Supercup nominierten Spieler spielen noch in der Heimat, der Rest ist bei europäischen Vereinen unter Vertrag, die Brasilianer wurden zu Exportschlagern, die Entwicklung beim Olympiagastgeber zeigt ganz klar nach oben. Und so reisten sie aus Ungarn, Spanien oder Frankreich an, oder sie haben sogar ein „Heimspiel“ wie Kiels Kreisläufer Rogerio Moraes Ferreira. Den längsten Weg nach Kiel hatten am Sonntag nicht etwa die Brasilianer, die aus Brasilien kamen, sondern Joao Pedro da Silva (Chambery). Sein Weiterflug von Amsterdam nach Hamburg wurde gestrichen, er musste seine Reise mit dem Zug nach Hamburg fortsetzen, von dort aus kam er mit dem Taxi nach Kiel.
Und einer der Topstars musste gleich nach seiner Ankunft in Kiel schon wieder abreisen: Rückraumspieler Thiagus Santos vom ungarischen Champions-League-Teilnehmer Pick Szeged laboriert an einer Leistenzerrung und ist schon wieder in Ungarn. Für ihn wurde Artur Patrianova vom slowenischen Klub Celje nachnominiert.
Ribera ist immer darauf bedacht, seiner Mannschaft die nötige Wettkampfhärte für die Olympischen Spiele zu verpassen. Das ist in Panamerika mit Ausnahme der Partien gegen den Dauerrivalen um kontinentales Gold aus Argentinien, unmöglich, zu schwach ist das übrige Leistungsniveau. Somit lässt Ribera keine Gelegenheit aus, in Europa anzutreten - wie nun beim Supercup. „Wir sind immer noch in der Testphase für Olympia, immer noch auf der Suche nach dem idealen Kader“, betont Ribera, der schon seit fast zehn Jahren die brasilianischen Männer trainiert. „Der Supercup ist ein idealer Test für uns.“
Bei der WM 2013 in Spanien spielte seine Mannschaft eine überragende Vorrunde, schied denkbar unglücklich im Achtelfinale gegen Russland aus, bei der WM 2015 in Katar musste man als Gruppenvierter im Achtelfinale gegen Kroatien ran. Bis Sekunden vor dem Abpfiff war eine Riesensensation in Reichweite, am Ende stand aber eine erneut unglückliche 25:26-Niederlage.
Wie stark die Brasilianer einzuschätzen sind, zeigte auch ihr Turniersieg in Polen im Mai, als sie zur Vorbereitung auf die PanAm-Games gegen Ägypten, Rumänien und schließlich auch den WM-Dritten und nächsten EM-Gastgeber gewannen. Im August setzte sich die Ribera-Truppe im Finale der PanAm-Games in Toronto knapp gegen Argentinien durch.