09a60c077e3ce1d.jpg

Jens Schöngarth: „Persönliches muss hier hintenanstehen”

15.01.2015
15.01.2015 · Home, Nationalteams, Männer Nationalteam · Von: CB

Jens Schöngarth: „Persönliches muss hier hintenanstehen”

Er ist mit 26 Jahren nicht mehr der Jüngste, aber doch einer der Neuen im Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Jens Schöngarth, Linkshänder des TuS N-Lübbecke, zählt zu den Männern für den rechten Rückraum und war 2009 in Ägypten U21-Weltmeister. In Doha spricht Schöngarth vor dem Auftakt gegen Polen (Freitag, 17 Uhr deutscher Zeit) über seine erste Weltmeisterschaft.

Mit den Junioren sind Sie Weltmeister geworden. Wo liegt der Unterschied zwischen zwischen einem Männer- und einem Juniorenturnier?
Schöngarth: Bei der A-Nationalmannschaft wird im athletischen Bereich noch einmal intensiver gearbeitet. Bei uns war das um Beispiel in Frankfurt der Fall, wo wir im Kraft- und Konditionsbereich wichtige Grundlagen gelegt haben. Ein ganz großer Unterschied ist natürlich die Medienpräsenz und das ganze Drumherum. An jedem Hochhaus hängt hier ein Werbebanner, und in jeder Shopping-Mall gibt es einen WM-Fanshop. Und Medientage gab es bei den Junioren natürlich auch nicht. Aber ich finde es umso schöner, je mehr Leute da sind.

Sie haben einen kleinen Ausflug in einer der großen Malls unternommen. Nehmen Euch die Menschen auch wahr?
Schöngarth: Ich spüre schon, dass man hier wahrgenommen wird. Ist ja auch klar, wenn 20 Zwei-Meter-Männer auf einen Haufen unterwegs sind (lacht). Aber im Ernst, ich glaube nicht, dass hier ein Desinteresse an der WM herrscht.

Sie sind nicht der einzige Debütant bei dieser WM im deutschen Team.
Schöngarth: Richtig. Es gibt viele neue Gesichter. Die müssen alle eingebaut werden. Aber ich denke, dass wir in den vier Testspielen gezeigt haben, dass wir uns schon ganz gut gefunden haben.

Wie würden Sie als Novize bei so einem großen Turnier die Stimmung in der Mannschaft beschreiben?
Schöngarth: Auf Island und bei den Spielen gegen Tschechien war es natürlich schon noch lockerer. Jetzt ist es eindeutig fokussierter. Das ist ein gutes Zeichen. Es ist aber weiterhin so, dass wir über Sprüche oder Witze lachen. Das soll auch so bleiben. Nichtsdestotrotz beginnt nun eine Phase, in der man sich auf die Arbeit, auf seine persönliche Aufgabe konzentrieren muss. Wir haben hier einen Job zu erledigen, und wir dürfen uns nicht vom Meer, den schönen Hotels, tollen Buffets oder sonst irgendetwas blenden lassen. Das weiß auch jeder. Wir wollen der Handballwelt zeigen, dass wir sportlich hier hingehören. Auch wenn wir eine Wildcard bekommen haben.

Sie haben gerade die einzelnen Rollen der Spieler angesprochen. Wie sieht Ihre Rolle aus?
Schöngarth: Der Bundestrainer hat ja schon oft betont, dass er jeden Spieler braucht und jeder seine Stärken einbringen muss. Meine Stärke ist vielleicht, dass ich aus elf bis zwölf Metern treffen kann. Wir haben so drei verschiedene Spielertypen auf der halbrechten Position. Wenn die Mannschaft mich braucht, will ich da sein. Ich mache mir da auch nicht so einen großen Druck. Im Verein spiele ich 50 bis 55 Minuten. Hier ist meine Rolle eine andere. Vielleicht so ein bisschen die des Jokers.

In Ihrem ersten A-Länderspiel auf Island hat das ja hervorragend geklappt. Vier Würfe, vier Tore.
Schöngarth: Das war super. Sicher war ich angespannt, aber kurioserweise weniger als vorher erwartet. Meine Stärke ist, dass ich mir keinen großartigen Kopf darüber mache, was andere Leute über mich denken. Es ist wirklich super für mich gelaufen. Und die Isländer sind ja auch keine B- oder C-Mannschaft. Die gehören zur Weltklasse.

Abschließende Frage: Was haben Sie sich für diese WM vorgenommen?
Schöngarth: Persönliches muss hier einfach hintenanstehen. Entscheidend ist, dass wir als Team das für uns Beste aus dem Turnier herausholen.