Michael Kraus: „Mein Herz schlägt für die Nationalmannschaft”
Michael Kraus: „Mein Herz schlägt für die Nationalmannschaft”
Michael Kraus kehrt in die deutsche Nationalmannschaft zurück. Bundestrainer Martin Heuberger nominierte ihn am Donnerstag für das 19 Spieler umfassende Aufgebot. Am 4. April in Oldenburg und tags darauf in Lingen setzt der 30-Jährige in den Testspielen gegen Ungarn seine Karriere in der Nationalmannschaft fort. Was ihn dabei auch mit Blick auf die WM-Play-offs gegen Polen bewegt, erzählt der Mittelmann des Bundesligisten Frisch Auf Göppingen im Interview.
Wie sind Sie wieder mit der Nationalmannschaft in Kontakt gekommen?
Kraus: Martin hat mich angerufen und um ein persönliches Treffen gebeten. Das hat am Dienstag stattgefunden und war sehr gut.
Mit welchem Inhalt?
Kraus: Der Bundestrainer hat mir sehr offen und detailliert seine Vorstellungen erklärt. Für den Erfolg der Mannschaft müssen alle an einem Strang ziehen.
Wie lange haben Sie über das Angebot zur Rückkehr in die Nationalmannschaft nachdenken müssen?
Kraus: Keine Sekunde. Für mich gab und gibt es da gar nichts zu überlegen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich durch und durch Nationalspieler bin.
Hat schon der Anruf des Bundestrainers Ihr Herz deshalb ein wenig höher schlagen lassen?
Kraus: Ich wusste ja erst gar nicht, was Martin wollte. Es hätte ja sein können, dass er nur hätten wissen wollen, wie fit ich bin und ob ich mir grundsätzlich eine Rückkehr vorstellen könnte.
Einen Kontakt gab es bereits im vergangenen Sommer.
Kraus: Ja, und ich hätte auch damals schon sehr gern gegen Montenegro geholfen. Dass es nicht ging, war ein unglücklicher Zufall. Ich musste mit den leider nicht verschiebbaren Abiturprüfungen die Voraussetzungen für meine private Zukunft schaffen - ich bitte mir das nachzusehen, denn mein Herz schlägt für die Nationalmannschaft.
In welcher Rolle sehen Sie sich nun?
Kraus: Einige Strukturen werden sicher anders als 2011 sein, aber ich werde kein Problem haben, mich in der Mannschaft einzufinden. Ich glaube, dass ich inzwischen viel Erfahrung mitbringe und helfen kann. Und die Frage nach der Rolle wird sich ohnehin von selbst und zügig beantworten. Jeder ist sich der Bedeutung der WM-Play-offs gegen Polen bewusst und wird alles dem Erfolg unterordnen.
Rückraum links oder auf der Mitte - wo sehen Sie sich auf dem Feld?
Kraus: Wer mich kennt, weiß, wo meine Stärken liegen. Eventuell ergeben sich auch neue Möglichkeiten. Tim Kneule, Steffen Weinhold und ich sind zum Beispiel sehr spielstark - und vielleicht könnten wir phasenweise sogar zusammen auf der Platte stehen. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking habe ich nach dem Ausfall von Pascal Hens überwiegend im linken Rückraum gespielt. Aber das sind alles Details, die sich entwickeln müssen und über die dann der Bundestrainer entscheidet.
Anfang des Jahres war es nur eine Nachricht aus der Ferne, jetzt sind Sie auf dem Weg, selbst Teilnehmer der WM-Play-offs gegen Polen zu sein. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Kraus: Das ist ein richtig großes Kaliber, aber auch Polen befindet sich trotz aller Erfahrung im Umbruch. Bei der EURO in Dänemark haben sie gezeigt, dass sie jeden Gegner schlagen können - aber trotz aller tollen Auftritte auch mal nicht so konstant sein können.
Was heißt das für die deutsche Mannschaft?
Kraus: Wir müssen in beiden Spielen ab der ersten Sekunde alles in die Waagschale werfen, was in uns steckt. Das geht schon mit dem ersten Training beim Lehrgang in Cloppenburg los. Jedem muss bewusst sein, dass wir in den WM-Play-offs gegen Polen absolut an unsere Grenzen gehen müssen.