Spanien dreimal in Folge mindestens im Halbfinale
Spanien dreimal in Folge mindestens im Halbfinale
Zwei Siege gegen Russland und Ungarn, zwei Niederlagen gegen Dänemark und Kroatien - so lautet die bisherige Bilanz von Spanien in der SAP Arena. Bei der WM 2007 absolvierten die Iberer mit Stars wie Torwartlegende David Barrufet ihre Hauptrundenpartien in Mannheim. „Jeder Spanier kennt diese Halle“, sagt Gedeon Guardiola, der dort wie Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und Stefan Kneer für die Rhein-Neckar Löwen spielt.
An diesem Mittwoch gibt es dort ab 18.10 Uhr das erste Aufeinandertreffen in der Qualifikation zur EHF EURO 2016. Karten sind noch an der Tageskasse erhältlich. Die ARD-Sportschau überträgt bereits ab 18 Uhr live.
Nach der Mannheimer Hauptrunde kam 2007 in einem denkwürdigen Viertelfinale in Köln vor 20.000 Fans allerdings das WM-Aus für die Spanier. Mit 25:27 unterlagen sie dem späteren Weltmeister Deutschland, wurden am Ende als Titelverteidiger der WM 2005 in Tunesien Siebter.
Zwei Jahre später und nur wenige Monate nach Olympia-Bronze in Peking folgte der zwischenzeitliche Einbruch: Durch eine 23:24-Niederlage zum Abschluss der Vorrunde gegen Südkorea verpasst der Medaillenkandidat sensationell die Hauptrunde, muss im Präsidenten-Cup weiterspielen, den die Mannschaft von Valero Rivera dann auch dank eines 28:24 im Finale gegen Rumänien gewinnt.
Trotz des Misserfolgs hält der spanische Verband am erfolgreichsten Vereins-Handballtrainer aller Zeiten fest. Rivera krempelt die Mannschaft um, baut junge Spieler ein - und schafft es bei der WM 2011 in Schweden ins Halbfinale, holt Bronze. Bei den Olympischen Spielen in London verpasst er nur hauchdünn die Runde der letzten Vier, aber wenige Monate später holt er zum großen Schlag aus. In seiner Heimatstadt Barcelona führt Rivera senior, dessen gleichnamiger Sohn 2013 ins Nationalteam aufgerückt war, sein Team zum zweiten WM-Titel und das mit 35:19 gegen Dänemark, dem bisher deutlichsten Finalsieg. Innerhalb von vier Jahren hatte Spanien also als bislang einzige Mannschaft beide Trophäen gewonnen, die es bei Handball-Weltmeisterschaften gibt: Präsidenten-Cup und den großen Titel. Zudem gelang Spanien 2013 die - ebenfalls wieder hauchdünne - Revanche für 2007: Auf dem Weg zum zweiten Gold nach 2005 wurde Deutschland (am Ende Fünfter) auf heimischem Boden im Viertelfinale besiegt.
Wie zu besten Zeiten beim FC Barcelona, mit er insgesamt 76 Titel (darunter fünfmal in Folge die Champions League) gewann, vertraute Rivera auch im Nationalteam auf bewährte Mittel: einen überragenden Torwart (Arpad Sterbik), einen baumlangen, kompromisslosen Innenblock (Viran Morros, Jorge Maqueda, Gedeon Guardiola oder Joan Canellas), schnelle Außen, die als Staubsauger vor der Abwehr agieren (Victor Tomas und Albert Rocas), wurfgewaltige Rückraumkräfte (Maqueda, Canellas) und ein bulliger, unaufhaltsamer Kreisläufer (Julen Aguinagalde). Die Mischung stimmt - allerdings setzte in der spanischen Liga ein Niedergang ein. Waren noch 2011 fast alle Nationalspieler bei Klubs der Asobal unter Vertrag, stellte bei der WM 2015 nur noch Barcelona Nationalspieler, der Rest spielt mittlerweile - aufgrund der Finanzkrise im spanischen Handball - in aller Herren Länder wie Frankreich, Deutschland, selbst Dänemark, aber auch Polen oder Mazedonien.
Vier Monate nach dem WM-Titel gab Rivera seinen Rücktritt als Nationaltrainer bekannt - und übernahm diesen Posten in Katar. Der Rest ist bekannt. Rivera führte die Mannschaft des Gastgebers als erste nicht-europäische Mannschaft ein Männer-WM-Finale und scheiterte erst an Frankreich.
Riveras Nachfolge auf der spanischen Bank übernahm einer, der früher auch schon in Barcelona auf ihn gefolgt war: Manuel Cadenas. Wie Bundestrainer Dagur Sigurdsson ist auch er in Doppelfunktion unterwegs, trainiert seit drei Jahren den polnischen Spitzenklub Wisla Plock. Cadenas hat von Rivera ein bestelltes Feld übernommen - die Mannschaft änderte sich seit 2013 kaum, die Topstars befinden sich (mit Ausnahme von Sterbik) im besten Handballalter.
Bei beiden bisherigen Turnieren unter seiner Leitung erreichten die Spanier jeweils das Halbfinale - und in beiden Fällen (EM 2014 und WM 2015) scheiterten die Iberer dort knapp am späteren Doppel-Titelträger Frankreich. Angeführt vom EM-Torschützenkönig Joan Canellas gab es in Dänemark zumindest noch Bronze, in Doha verlor man das Spiel um Platz drei nach Verlängerung gegen Polen.
Und nun streiten Spanier und Deutsche um die Vormachtstellung in Qualifikationsgruppe 7 zur EURO 2016 in Polen. Wie die DHB-Auswahl gewannen die Spanier ihre ersten beiden Spiele gegen Österreich (27:16) und in Finnland (34:27) souverän - in Mannheim und am Sonntag in Leon steht nun die Entscheidung um den Gruppensieg an. Mal sehen, in welche Richtung das spanische Statistikpendel in der SAP-Arena ausschlägt.