Kretzschmar: "Spaß haben und frei aufspielen"
Kretzschmar: "Spaß haben und frei aufspielen"
Die U18-EM im Beachhandball in Montenegro war ein voller Erfolg für den deutschen Handball. Die männliche U18 holte die Goldmedaille, die U18 weiblich rundete mit einer Bronzemedaille ein perfektes Wochenende in Montenegro ab. Mit dabei: Lucie-Marie Kretzschmar. Die Tochter von Handball-Legende und WM-Botschafter Stefan Kretzschmar kehrte nach einer Pause zurück in den Sand zurück. Im Gespräch spricht sie über ihre Erfahrungen beim Turnier in Montenegro.
Im Jahrgang 2000 sind Sie in diesem Jahr neu in die Mannschaft gekommen, haben jedoch bereits 2015 mit der U19 in Lloret de Mar EM Bronze im Beachhandball gewonnen. Wie war es, wieder zurück im Sand zu sein?
Lucie-Marie Kretzschmar: "Für mich war es sehr ungewohnt nach längerer Pause im Sand wieder zurück zu sein, da man auch das Gefühl hatte, man hätte alles verlernt. Ich kam in ein Team mit vielen sehr guten,erfahrenen Spielerinnen und einem hohen Niveau. Die Trainer haben viel mit mir ausprobiert und geschaut, was am besten zu mir passen könnte und wo ich mich am meisten wohlfühle, deswegen haben wir meine Position als Abwehrmitte auch erst ganz spät gefunden. Aber die allgemeine Mentalität des Beachhandballs gibt einem einfach ein gutes Gefühl und nimmt einem ein wenig den Druck, dem man als Nationalspieler ausgesetzt ist, da man einfach Spaß hat sowie frei auf spielen und trainieren kann."
Wenn Sie beide EMs miteinander vergleichen. Hat sich das Niveau und der Beachhandball verändert?
Lucie-Marie Kretzschmar: "Das Niveau wird natürlich immer besser, da in vielen Nationen der Beachhandball eine immer größer werdende Rolle einnimmt und mehr gefördert wird. Außerdem hat sich die Philosophie des Shooter orientierten Spiels zum kempa-, und pirouettenlastigen Spiel entwickelt und wird somit auch für das Publikum und die Medien immer attraktiver."
Ist die Organisation einer EM von 2015 bis jetzt besser geworden? Finden Sie professionellere Bedingungen vor? Immerhin gab es zum ersten Mal Doping Kontrollen.
Lucie-Marie Kretzschmar: "Die Bedingungen waren damals schon recht gut, aber nicht so professionell ausgerichtet. Vor Montenegro wurde online viel mehr Werbung gemacht und die Größe und der Aufwand der kompletten Anlage waren ganz anders durch die Einführung des Videobeweises, der Torlinientechnik und des Livestreams zum Beispiel. Selbst hab ich eine Dopingkontrolle nicht erlebt, aber finde auch, dass es eine gute und durchaus wichtige Maßnahme ist, um den Beachhandball auch für die Medien als vollwertige Sportart zu kennzeichnen."
Ihre Trainer haben viel Wert auf Abwehr gelegt und nach der EM die gute Abwehrleistung auch als triftigen Grund für den Gewinn der Bronzemedaille angegeben. Zudem attestierten sie Ihnen als Abwehrchef „großen Wille, hohe Motivation und tolles taktisches Verständnis“. Wie war die Rolle als Abwehrchef für Sie?
Lucie-Marie Kretzschmar: "Die Rolle war sehr aufregend für mich, da sie mich in jedem Spiel vor neue Herausforderungen gestellt hat und ich dadurch viele Eindrücke sammeln konnte. Natürlich war ein gewisser Druck da, weil alle Positionen doppelt besetzt waren, also ein Backup hatten, außer ich, und man die Mannschaft leiten und stellen muss in der Abwehr, aber ich denke,dass das gut für mich war und mich angespornt hat. Die Trainer und Spieler haben sich gegenseitig voll und ganz unterstützt und Vertrauen gegeben und wir haben uns viel ausgetauscht. Das hat vieles einfacher gemacht."
Was war für Sie der ausschlaggebende Grund, den Erfolg von 2017 zu wiederholen und wieder auf dem Treppchen zu landen?
Lucie-Marie Kretzschmar: "Zu aller erst waren die Steigerung von Spiel zu Spiel und die Kommunikation der Spielerinnen und Trainer ausschlaggebend. Jeder hatte eine Aufgabe in der Mannschaft, diese erfüllt und somit zu dem großen Puzzle und dem Erfolg beigetragen. Außerdem haben unsere Emotionen gezeigt, dass wir es mehr wollten als jedes andere Team und dazu kam noch die individuelle Stärke und Torgefahr jeder Spielerin. Außerdem die Art und Weise, wie sich die Spielerinnen auf der selben Position ergänzt und unterstützt haben, anstatt sich gegenseitig auszustechen."
Ihr schönster Moment aus Montenegro?
Lucie-Marie Kretzschmar: "Spielerisch sowie emotional das Viertelfinale gegen Spanien, weil die gesamte Mannschaft qualitativ sehr hochwertig gespielt hat einen Teamspirit gezeigt hat, welchen ich selten so erlebt hab und enorm zusammengewachsen ist dadurch. Und dann natürlich die Erlösung, als Jana Epple den entscheidenden Wurf im Golden Goal verwandelt hat und somit feststand, dass wir zu den besten vier Mannschaften Europas gehörten."
Wie geht’s im Beachhandball jetzt für Sie weiter?
Lucie-Marie Kretzschmar: "Erstmal steht die deutsche Meisterschaft vom 3. bis zum 5. August in der Beach Mitte Anlage in Berlin an, wo ich mit den Minga Turtles hoffentlich um den Titel kämpfen werde. Und danach muss geschaut werden, wie es international weiter geht, nachdem jetzt die Umstrukturierung des Damenbereiches noch in vollem Gange ist. Aber natürlich werde ich, unabhängig von Mannschaft und Kulisse, weiterhin Beachhandball spielen und hoffe, dass nach den Erfolgen der Jugend in 2017 und 2018 nun die nächsten sportlichen Maßnahmen getroffen werden."