Vor der Beach-DM: „Der eingeschlagene Weg ist der richtige“
Vor der Beach-DM: „Der eingeschlagene Weg ist der richtige“
Die erste Beachhandball-Spielzeit unter der Kooperation zwischen dem Deutschen Handballbund und der German Beach Open ist fast vorbei. Nach den 13 Qualifikationsturnieren für die am kommenden Wochenenden unter Regie des DHB stattfindenden Deutschen Meisterschaften in Berlin, zieht GBO-Organisator ein positives Fazit.
Was genau verbirgt sich hinter der German Beach Tour?
Marc Kunz: Die German Beach Open ist eine offene deutsche Beachhandballserie, die seit 2017 auch als Qualifikationsserie für die deutschen Meisterschaften im Beachhandball fungiert. Dabei gab es 2017 insgesamt 13 Turniere. Das Novum stellten in diesem Jahr die unterschiedlichen Wertigkeiten der Turniere, die sich auch in den unterschiedlichen zu vergebenden Punktzahlen niederschlugen, dar. Es gibt Supercups mit über 300 Punkten für den Sieger und Beachcups mit 150 bis 230 Punkten. Die Punktzahl ist an bestimmte Kriterien geknüpft, die Veranstalter erfüllen können, um so ihr Turnier aufzuwerten.
Wie ist es zur Kooperation zwischen dem DHB und der GBO gekommen?
Marc Kunz: Das war eigentlich Recht unkompliziert. Nachdem der DHB in 2015 und 2016 versucht hatte eine eigene Serie selbständig auf die Beine zu stellen, haben sich Teamvertreter, GBO und DHB nach der Saison 2016 an einen Tisch gesetzt. Wir diskutierten, wie man eine Serie aufziehen kann, die Beachhandball in Breite und Spitze repräsentiert. Dies ist uns in der Nachbetrachtung meiner Ansicht nach ganz gut gelungen. Die GBO brachte ihre Erfahrung als Serienorganisator und die Nähe zu Veranstaltern und Teams ein und der DHB als Ausrichter der deutschen Meisterschaften bringt sich als Ausbilder für Schiedsrichter und Beach-Delegierte, sowie den Ressort Nationalteams ein.
Was waren die ersten gemeinsamen Schritte auf dem Weg einer sozusagen „gemeinsamen“ Turnierserie?
Marc Kunz: Der erste Schritt war natürlich erstmal alle Parteien an einen Tisch zu bekommen. Parallel dazu hatte ich damals schon mal einen Konzept-Entwurf vorbereitet, wie ich mir eine Serie vorstellen würde. Dieser wurde dann auf mehreren Treffen diskutiert und verfeinert, bis das Konzept für alle rund war. Danach ging es natürlich darum Veranstalter ins Boot zu holen sowie alle erarbeiteten Informationen im Internet zu veröffentlichen.
Welche Ziele hat man sich gemeinsam gesetzt?
Marc Kunz: Das Hauptziel war natürlich eine unbürokratische Beachserie mit einer gewissen Qualität auf die Beine zu stellen und möglichst viele Veranstalter zu überzeugen. Damit wollten wir Beachhandball in Deutschland wieder mehr in die Breite bringen, sodass auch kleine Veranstalter und Teams wieder auf den Geschmack kommen. Nur so können wir langfristig genügend Basis schaffen, um auch international konkurrenzfähig zu bleiben sowie jungen ambitionierten Teams die Chance zu geben auch in ihrer Umgebung hochwertig Beachhandball spielen zu können, ohne jedes Mal 500 Kilometer reisen zu müssen.
Gab es Hürden, die es zu Beginn dieser Kooperation zu überspringen galt?
Marc Kunz: Jede Kooperation fordert natürlich Kompromisse der beteiligten Partner. Wer Verbände kennt, weiß natürlich, dass dort immer sehr viel Wert auf Kontrolle und Details bei Regularien gelegt wird. Auf der anderen Seite haben wir als Beachserien-Organisator eher den Anspruch: ‚So wenig wie möglich so viel wie nötig. ‘ Diesen Spagat hinzubekommen war und ist auch weiterhin der Knackpunkt für eine erfolgreiche Beachserie. Ich denke aber, dass wir hier mit Andreas Jakob auf Seite des DHB einen guten Kommunikationspartner haben, der die Interessen aller Beteiligten versteht und auch mitträgt.
Wie hat die Zusammenarbeit zwischen DHB und GBO geklappt?
Marc Kunz: Bisher können wir, glaube ich, sehr zufrieden sein. Die Saison verlief vergleichsweise geräuschlos. Das werte ich als gutes Zeichen. Zudem sind wir in den Entscheidungsprozessen mit dem neuen Konstrukt sehr flexibel und schnell, was einer solchen Kooperation entgegen kommt.
Siehst Du die Kooperation auf einem guten Weg?
Marc Kunz: Wir haben schon einige Details aus 2017 aufgenommen und werden die Saison nochmal rückblickend betrachten. Demnach stehen wir auch für 2018 schon bereit. Der Beachhandball in Deutschland wächst wieder und daher denke ich, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Unabhängig von der Entscheidung des IOC geht es für uns weiter darum, die Sportart zu fördern. Wir sind also auch zukünftig davon überzeugt, dass unsere Kooperation funktionieren wird.
Es gibt für die Tour eine eigene Internetpräsenz. Was sind die nächsten Schritte, die DHB und GBO gemeinsam gehen möchten?
Marc Kunz: Die Tour ist ja bewusst in Qualifikation und Meisterschaft getrennt. Das soll auch in der Internetpräsenz so bleiben. Wir als GBO nutzen unsere eigene Plattform um die zehn besten deutschen Teams für die DM zu ermitteln. Dennoch gibt es zukünftig gemeinsame Projekte bezüglich der Digitalisierung. Gerade was das Meldewesen für die Teams, die Schiedsrichter und die Veranstalter betrifft, sehen wir hier noch Synergie-Potentiale. Das sind aber alles Projekte, die uns nur besser machen und uns nicht schaden, wenn sie nicht sofort umgesetzt werden. Das Grundsystem steht und wird fortgeführt werden.
Wo siehst Du persönlich noch Steigerungspotenzial?
Marc Kunz: Verbesserung sehe ich in verschiedenen Bereichen. Wir müssen es vor allem schaffen, mehr gute Schiedsrichter auszubilden, die nach internationalen Standards pfeifen. Nur so lernen neue Teams, die naturgemäß kleinere Turniere besuchen und wenig bis gar nicht spezifisch im Sand trainieren, wie Beachhandball richtig gespielt wird. Darüber hinaus müssen wir die Transparenz im Meldewesen der GBO-Turniere erhöhen. Bisher war nicht überall ersichtlich, welche Teams vorab für welche Turniere gemeldet haben. Zusammen damit geht natürlich auch einher, dass es Turniere mit vielen Punkten aber wenigen spielstarken Teams gibt. Das ist dieses Jahr so gewollt gewesen, um eben den Einstieg für Neulinge zu erleichtern. Eventuell wird hier in der Zukunft aber Anpassungsbedarf im Reglement nötig werden. Das hängt ganz davon ab, wie die Szene sich weiterhin entwickelt. Leider weiß man dies ja immer erst im Nachhinein und muss dann aus den Erfahrungen heraus, das System für das nächste Jahr aufsetzen.
Stichwort Professionalisierung des Beachhandball auf „Vereinsebene“. Was sind da die dringendsten Aufgaben?
Marc Kunz: Ich denke hier geht es in erster Linie darum, eine Infrastruktur für Beachhandball auch auf Vereinsebene zu schaffen. Neben Sand und Toren ist das natürlich regelmäßiges Training, gerade im Sommerloch, unter fachmännischer Anleitung. Dies sollte sowohl im Erwachsenenbereich vor allem aber im Jugendbereich als Hauptaufgabe integriert werden. Zur generellen Professionalisierung ist es natürlich wichtig, dass höherklassige Vereine Beachhandball nicht mehr nur als reinen Funsport ansehen und ihre Spieler auch für große Turniere freistellen.
Wie war die Resonanz der Turnierveranstalter auf einen unter Umständen umfangreicher gewordenen Anforderungskatalog?
Marc Kunz: Da unser System ja jedem Veranstalter, neben ein paar Muss-Kriterien, offen lässt welche Anforderung man erfüllen möchte, gab es hier ausnahmslos positives Feedback. Ich denke, unsere Philosophie greift hier am richtigen Nerv. Man darf Menschen keine beziehungsweise nicht zu viele Auflagen aufdrängen, die Auflagen müssen selbst gewählt werden.
Was fällt Dir spontan zur DM in Berlin ein?
Marc Kunz: Es war noch nie spannender als dieses Jahr. Ich freue mich auf ein qualitativ hochwertiges Event in unserer Bundeshauptstadt. Ich bin gespannt, was die Organisatoren auf die Beine stellen werden.