„Fördern und neue Möglichkeiten schaffen“: Der DHB auf dem Weg zur Inklusion
Der frische Wind beim Deutschen Handballbund (DHB) ist zurzeit überall zu spüren: Nicht nur im Leistungsbereich rund um die deutschen Nationalmannschaften herrscht Aufbruchsstimmung, auch im Ressort ‚Jugend, Bildung und Schule‘ werden neue Wege beschritten. So wird in Zukunft unter anderem die Frage der Inklusion im Handball für DHB-Vizepräsident Georg Clarke und seine Jugendkommission eine größere Rolle als bisher spielen. Ein erster Austausch zu diesem Thema fand am Wochenende statt, als eine DHB-Delegation dem zweiten Spieltag der inklusiven Freiwurf Hamburg-Liga einen Besuch abstattete und dabei vielfältige Eindrücke sammeln konnte.
Doris Birkenbach, Stellvertreterin von Georg Clarke in der DHB-Jugendkommission, besuchte gemeinsam mit Steffen Greve, Referent für Kinder- und Schulhandball, den in Turnierform ausgetragenen zweiten Spieltag der inklusiven Freiwurf Hamburg-Liga. Beide zeigten sich restlos begeistert. „Es war wunderbar, und wir haben einen absolut positiven Eindruck gewonnen“, lobte Birkenbach, die zugleich Vizepräsidentin des Handballverbandes Schleswig-Holstein ist, nach dem Besuch. „Hier stand das Erlebnis Handball im Vordergrund, und es war toll zu sehen, mit welcher Faszination, Begeisterung und Leidenschaft die Spielerinnen und Spieler gemeinsam bei der Sache waren.“
Bisher hat der Bereich der Inklusion im DHB eine eher untergeordnete Rolle gespielt. „Wir haben uns dieses Themas bisher zu wenig angenommen“, übte auch Birkenbach Selbstkritik. „Das soll sich nun ändern: Wir wollen bestehende Ideen aufgreifen, diese fördern und auch neue Möglichkeiten schaffen.“ Auch eine Eingliederung inklusiver Mannschaften in den DHB sei, so Birkenbach, durchaus ein Gedanke: „Wir wollen und müssen den DHB der Inklusion öffnen, denn auch Mannschaften wie die ‚Freiwurf‘-Teams in Hamburg wollen in erster Linie Handballer sein! Dass sie Menschen mit Handicap dabei haben, steht auf einem anderen Blatt. Ich denke, wir haben am vergangenen Wochenende einen ersten wichtigen Schritt gemacht.“
Mit diesem Gefühl steht Birkenbach nicht allein da. Auch Martin Wild, der Initiator und Organisator der Initiative ‚Freiwurf Hamburg‘, zog nach dem Besuch der DHB-Delegation ein positives Fazit. „Ich bin absolut zufrieden. Es war ein sehr offener und ehrlicher Austausch“, freute sich Wild. „Wir betrachten den DHB als unseren Fachverband und freuen uns, dass wir zunehmend in der Handballfamilie ankommen.“ Welches Potenzial die Inklusion bietet, zeigt sich auch an der Entwicklung der Hamburger Initiative: 2010 war das ‚Freiwurf‘-Projekt mit einer aus zehn Spielern bestehenden Trainingsgruppe gestartet, inzwischen trainieren über 50 Sportler mit und ohne Handicap gemeinsam in vier Vereinen. In Sven Schmalfeld kommt auch der erste geistig behinderte Schiedsrichter aus der Hamburger Initiative; er wurde von Birkenbach und Greve für seine Leistung ausgezeichnet.
„Als weltgrößter Handballverband ist es unsere gesellschaftlich-soziale Pflicht, uns mit Themen wie Inklusion oder Migration eingehend zu beschäftigen“, unterstrich auch Georg Clarke am Rande seines Besuchs beim Supercup die Bedeutung der Thematik. „Im ersten Schritt möchten wir die vielfältigen Projekte, die es in den einzelnen Landesverbänden bereits gibt, kennenlernen und Ideen bündeln, um diese dann zusammen mit übergeordneten Partnern wie zum Beispiel der Deutschen Sportjugend erfolgreich weiterzuentwickeln.“
So gibt es neben der Initiative ‚Freiwurf Hamburg‘ im Norden noch weitere inklusive Gruppen wie das Lübecker Jugendprojekt ‚Handball für alle‘ oder die Mannschaft der ‚Fireballs Munkbrarup‘ aus Flensburg. Sie alle eint der Wunsch, Handball zu spielen - gemeinsam und mit viel Spaß am Sport. Dieser Eindruck war es auch, der sich Birkenbach bei ihrem Besuch in Hamburg am stärksten einprägte: „Alle Spielerinnen und Spieler haben zusammen Handball gespielt und sind unglaublich fair miteinander umgegangen. Es war faszinierend, aber wir haben angesichts ihrer Begeisterung direkt Lust bekommen, von der Tribüne aufzustehen und einfach mitzuspielen.“