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Bob Hanning: „Wir bewegen das Thema Handball auf allen Ebenen”

06.03.2014
06.03.2014 · Home, Nationalteams, Männer Nationalteam, Frauen Nationalteam, Verband · Von: tok

Bob Hanning: „Wir bewegen das Thema Handball auf allen Ebenen”

Samstag noch Präsidiumssitzung in Hamburg, Dienstag das Länderspiel in Wien und in zwei Wochen auch den Länderpokal der männlichen Jugend auf der Agenda: Bob Hanning, DHB-Vizepräsident Leistungssport, ist mit großem Programm auf allen Ebenen des Handballs unterwegs. Das neue Präsidium des Deutschen Handballbundes ist seit September vergangenen Jahres im Amt, und die Liste der bereits in die Tat umgesetzten Vorhaben wächst. Hanning ist das nur recht. „Wer mich kennt, weiß, dass ich möglichst schnell Ergebnisse sehen möchte - aber ich bin kein Freund von Aktionismus”, sagt der 46-jährige Berliner. Im Interview bilanziert er die ersten Monate und blickt voraus auf die WM-Play-offs der Nationalmannschaft gegen Polen und weitere Umbauarbeiten im Verband: „Dass wir das Thema Handball auf allen Ebenen bewegen, ist auch ein klares Zeichen an alle, sich im Sinn der Sache zu positionieren.”

 

Wie haben Sie den Play-off-Test gegen Österreich gesehen?
Hanning: Definitiv war da mehr Licht als Schatten, obwohl die ersten 20 Minuten im Angriff mit der Vielzahl technischer Fehler nicht den Ansprüchen einer deutschen Nationalmannschaft genügt haben. In der Folge haben wir jedoch, aufbauend auf einer über 60 Minuten sehr guten Abwehr mit guten Torhütern, das Spiel dominiert und verdient gewonnen. Kritisch bleibt jedoch anzumerken, dass wir gleich zwei Mal unsere Chance, die Partie vorzeitig zu entscheiden, nicht genutzt haben.

Wie bewerten Sie die Gesamtsituation rund um die Mannschaft?
Hanning: Wir haben in den vergangenen Monaten viele junge Spieler wie zum Beispiel Finn Lemke und Fabian Wiede über die Teilnahme an Lehrgängen an die Nationalmannschaft herangeführt. Natürlich haben wir mit der WM-Qualifikation in den Play-offs gegen Polen eine kurzfristige Zielsetzung, aber wir müssen immer offen für neue Spieler sein, denn wir verfolgen auch eine mittel- und langfristige Strategie. Das klare Ziel ist es, unsere Nationalmannschaften wieder unter die besten der Welt zu bringen und damit auch die Position des Handballs in Deutschland zu stärken.

Mit welcher Mannschaft wird Deutschland gegen Polen antreten?
Hanning: Der Bundestrainer schafft zurzeit Konkurrenz, und das ist gut und richtig so. Kein Spieler ist sicher. Nur wer im Juni topfit ist, wird Teil der Mannschaft sein. Spieler wie Allendorf, Fäth, Danner und Wiede haben gezeigt, dass sie echte Alternativen sein können. Es müssen einfach die Besten spielen, ohne auf Verdienste Rücksicht zu nehmen. Martin Heuberger hat den Spielern in seinen Ansprachen da einen klaren Fingerzeig gegeben.

Sie selbst sind jedoch nicht allein auf den Sport konzentriert.
Hanning: Natürlich nicht, denn unsere Nationalmannschaften existieren nicht im luftleeren Raum. Deshalb bewegen wir das Thema Handball auf allen Ebenen. Mit Oliver Roggisch, der nach dieser Saison seine Spielerkarriere beendet, werden wir uns im Umfeld des Teams breiter aufstellen. Oliver als Persönlichkeit weiter bei uns zu haben, wird uns nach innen und außen sehr helfen. Sein genaues Aufgabenprofil wird nah an der Mannschaft, aber auch im Sponsorenumfeld liegen, aber in jedem Fall wird er für uns auch ein Türöffner sein. Roggisch ist eine Marke des deutschen Handballs.

Was bewegt sich rund um die Frauen-Nationalmannschaft?
Hanning: Wir wollen das Team fraulicher machen - bei der mit dem Viertelfinale sportlich erfolgreichen Weltmeisterschaft im Dezember habe ich mich ein wenig erschrocken, dass wir gar keine weibliche Betreuung der Mannschaft hatten. Ich bin völlig gegen Quotenfrauen, aber wir haben genügend Potenzial, das wir hier aktivieren müssen. Mit Dorle Gassert als Teambetreuerin haben wir auch hier einen ersten Schritt getan. Zudem werden wir uns verstärkt darum bemühen, Trainerinnen aufzubauen. Da stehe ich in einem engen Kontakt mit Bundestrainer Heine Jensen, dessen Vertrag wir übrigens langfristig bis 2017 verlängert haben, und dem für unseren weiblichen Nachwuchs zuständigen Leistungssportkoordinator Maik Nowak.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit der Frauen-Bundesliga?
Hanning: Sehr kooperativ und lösungsorientiert. Da wird ergebnisoffen über die Gestaltung des Spielplans zu Gunsten der Nationalmannschaft diskutiert. Freie Termine im Vorfeld der WM 2017 werden ermöglicht, und auch eine Umstrukturierung der Ligen ist ein Denkmodell.

Und bei den Männern?
Hanning: Mit den Verantwortlichen der HBL befinden wir uns ebenfalls in einem engen Dialog, aber da gestaltet es sich aufgrund des sehr engen internationalen Terminkalenders ungleich schwieriger, Lösungen zu finden. Trotzdem müssen wir verstärkt Freiräume für Länderspiele unserer Nationalmannschaft schaffen. Obwohl wir die Teilnahme an der EURO 2014 verpasst haben, ist noch immer nicht allen trotz diverser Bekenntnisse bewusst, was ein Scheitern unserer Nationalmannschaft bedeutet und welche Probleme damit für den gesamten Handball verbunden sind.

Auf welchen anderen Ebenen waren Sie in den vergangenen Wochen aktiv?
Hanning: Mit Michael Neuhaus haben wir einen neuen Bundeslehrwart installiert. Für das Amt haben wir damit einen Experten gewonnen, der zugleich auch Präsident des HV Westfalen ist. Das verstehe ich auch als Zeichen: Wir wissen, wie viel fachliche Kompetenz in den Landesverbänden steckt, und wollen diese für den gesamten deutschen Handball nutzen. Es geht darum, mit den vorhandenen Mitteln optimale Ergebnisse zu erreichen.

Wo wird sich der DHB im Leistungssport personell verstärken?
Hanning: Wir brauchen zum Beispiel mehr Hauptamtlichkeit im Trainerstab des männlichen Nachwuchses. Auch hier haben wir erste Schritte zurückgelegt: Jochen Beppler verstärkt das Trainerteam der männlichen Jugend, Wolgang Sommerfeld ist als Nachwuchskoordinator der Taktgeber.

Thema Nachwuchs und Landesverbände: Wie verbessert der DHB hier die Kooperation?
Hanning: Da kann ich als ein Beispiel das Sichtungssystem nennen. Wir binden die Landestrainer inzwischen verstärkt ein und sichten breiter, weil wir vom großen Potenzial überzeugt sind. Und um das zu nutzen, brauchen wir den Dialog mit den Landestrainern. Hier gilt es auch, persönliche Interessen zu Gunsten der Spieler hintenanzustellen.

Sie selbst sind zurzeit mehrfach gefordert und führen auch die Geschäfte der Handball Marketing Gesellschaft des Verbandes. Welche Zwischenergebnisse haben Sie hier erreicht?
Hanning: Mit dem Konzept ,Goldjungs’ haben wir eine neue Vermarktungsplattform für unsere Nationalspieler mit Blick auf die großen Ziele WM 2019 in Deutschland und Dänemark sowie die Olympischen Spiele 2020 geschaffen. Damit ergänzen wir den bestehenden Vertrag mit unserem Vermarkter Sportfive. ,Wir’ heißt, dass wir an dieser Stelle Zuwachs bekommen haben: Thorsten Storm, Manager der Rhein-Neckar Löwen, unterstützt uns mit Fachwissen und Kontakten. Wenn wir den Handball gemeinsam entwickeln wollen, müssen wir auch das Know-how seiner besten Experten nutzen. Das Konzept ,Goldjungs’, das bereits auf großes Interesse gestoßen ist, möchten wir auch auf unsere Frauen übertragen, denn die erwarten bereits 2017 eine Weltmeisterschaft in Deutschland.

Wie ist der Stand bei der Suche nach einem neuen Hauptsponsor?
Hanning: Wir befinden uns in guten Gesprächen und hoffen, für Männer und Frauen bald neue Partner vorstellen zu können. Ich möchte die Geschäftsführung der HMG gern im Sommer mit diesen dann bearbeiteten Feldern an den neuen Generalsekretär übergeben. Im übrigen bin ich froh, wenn ich dann die zusätzlichen Aufgaben in der Vermarktung abgeben kann, denn wir haben im Präsidium eine klare Trennung von Haupt- und Ehrenamt beschlossen.