Monsieur Handball wird 95: Alles Gute, Bernhard Kempa!
Monsieur Handball wird 95: Alles Gute, Bernhard Kempa!
Es ist weit mehr als nur der nach ihm benannte Trick, mit dem er zur lebenden Handball-Legende wurde: Bernhard Kempa, schon vor Jahrzehnten ehrfürchtig als „Monsieur Handball“ tituliert, feiert am Donnerstag (19. November) seinen 95. Geburtstag im engsten Familienkreis in seinem Haus in Bad Boll.
Nach einem Krankenhausaufenthalt geht es dem Jubilar wieder deutlich besser. Kempa plant, bald wieder Spiele „seines“ Vereins Frisch Auf Göppingen in der Halle zu besuchen, ansonsten ist der rüstige Rentner immer noch bestens über den aktuellen Handball informiert.
Kempa wurde am 19. November 1920 in Schlesien geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zunächst in München, arbeitete für das Rote Kreuz und entdeckte seine Leidenschaft für Feldhandball bei 1860 München, wo er bis 1947 spielte. Dann zog es ihn mit seinen Brüdern Achim und Gerhard nach Göppingen, wo er bei Frisch Auf zur Legende wurde. Als Spieler, Spielertrainer (1947 bis 1957) und Trainer (1957 bis 1961, 1966 bis 1971) feierte er mit den „Kempa-Buben“ zwei deutsche Meisterschaften auf dem Großfeld und sieben Titel sowie den Europapokalsieg 1960 in der Halle.
In 31 Länderspielen erzielte Kempa 131 Treffer, wurde mit Deutschland 1952 und 1955 Feldhandball-Weltmeister, zudem einmal Vize-Weltmeister in der Halle. 50.000 Fans feierten zum Beispiel Kempas sieben Tore im WM-Finale gegen die Schweiz (25:13) im Stadion Rote Erde in Dortmund - kurzum: der Diplom-Sportlehrer war zu seiner Zeit der weltbeste Handballer.
Und mit dem von ihm erfundenen und nach ihm benannten Trick schaffte er es in alle Lehrbücher des Handballs: Uraufführung hatte der Kempa-Trick am 24. März 1954 bei einem inoffiziellen Länderspiel Deutschland gegen Schweden (10:10) in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe. Seither gehört „der Kempa“ zum Standardrepertoire im Handball.
„Ich freue mich noch heute, wenn ich erzähle, wie der Trick zur Welt kam. Wir haben bei Frisch Auf in Göppingen im Training immer viel ausprobiert. Mal dies, mal das. Auch das Training sollte Spaß machen. Und bei solchen spaßigen Übungen erfand ich den Trick“, schreibt Kempa in seinem Buch „Ball ist Trumpf“.
„Mit dem Kempa-Trick hat sich Bernhard Kempa unsterblich gemacht. Sein Name ist in unseren Hallen noch immer bekannt“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann: „Der deutsche Handball verdankt dem Spieler und Trainer Bernhard Kempa unglaublich viel. Wir gratulieren zum 95. Geburtstag und wünschen vor allem Glück und Gesundheit.“
Diesen Glückwünschen an Kempa, der als Handball-Dozent weltweit im Einsatz war, schließt sich auch DHB-Vizepräsident Bob Hanning an: „ Bernhard Kempa hätte Welthandballer und Welttrainer sein müssen, aber diese Auszeichnungen sind erst weit nach seiner aktiven Zeit geschaffen worden. Er ist ein Idol für Generationen. Mit seiner Raffinesse hat er den Handballsport wie nur wenige andere vor und nach ihm entwickelt.“
Sehr persönliche Erinnerungen an Kempa hat DHB-Generalsekretär Mark Schober: „Als Schwabe habe ich zu Bernhard Kempa eine besondere Verbindung. Wie viele andere Buben bin auch ich mit seinem Trick groß geworden. Und wir haben gelauscht, wenn die Erwachsenen die alten Geschichten von den legendären Kempa-Buben erzählt haben.“
Aber Kempa war nicht nur aktiver Handballer, Trainer und ist noch heute Beobachter „seines“ Sports, er startete im Alter von 47 Jahren seine zweite sportliche Karriere: Tennis. Hier wurde er drei Mal Weltmeister im Doppel und im Nationen-Cup, drei Mal WM-Zweiter im Doppel und feierte insgesamt 41 Europameister- sowie 50 deutsche Meistertitel in den jeweiligen Senioren-Altersklassen.
Für seine Erfolge, aber auch seinen tadellosen Sportsgeist wurde Kempa mehrfach ausgezeichnet: Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, des Weltpionierordens für Verdienste im internationalen Handball auch hat auch zweimal das Silberne Lorbeerblatt erhalten, die höchste in Deutschland verliehene sportliche Auszeichnung.
Und 2002 wurde Kempa eine ganz besondere Ehre zuteil: Nach ihm wurde die Handball-Linie des Balinger Sportartikel-Herstellers Uhlsport benannt. 2007 wurden die deutschen Männer in Kempa-Trikots Weltmeister. Nachdem der Deutsche Handballbund schon von 2002 bis 2007 von Kempa ausgestattet wurde, ist die nach der Handballlegende benannte Marke seit 2012 wieder Partner des DHB.