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Nach über 60 Jahren Handball: Werner Beie verabschiedet sich aus dem Ehrenamt

23.06.2013
23.06.2013 · Home, Verband, Landesverbände, HV Niedersachsen · Von: oti

Nach über 60 Jahren Handball: Werner Beie verabschiedet sich aus dem Ehrenamt

Überrascht sei er gewesen, auch erfreut. „Mir bedeutet das unheimlich viel“, sagt Werner Beie, scheidender Vorsitzender der Osnabrücker Handball-Region. Wolfgang Ullrich, Präsident des Handball-Verbandes Niedersachsen, hatte während des Verbandstages am Sonnabend in Hannover dem 75-Jährigen aus Belm die Ernennungsurkunde zum Ehrenmitglied überreicht; die zweithöchste Auszeichnung, die der Verband zu vergeben hat. Werner Beie: „Es hat kein Mensch vorher etwas gesagt, noch nicht einmal eine Andeutung gemacht.“

Die Mitglieder des Erweiterten Präsidiums des Verbandes hatten am Vorabend der Ehrung Beies in dessen Abwesenheit zugestimmt, einstimmig und im Wissen der Verdienste des gelernten Industriekaufmanns und späteren Fachdienstoffiziers der Bundeswehr; der Verdienste  um den niedersächsischen Handballsport.

Der verheiratete Vater von zwei Kindern und Großvater von drei Enkelkindern ist ehrlich: „Ich habe ja auf eine Ehrung gehofft, vielleicht auf eine Ehrennadel, auf keinen Fall aber auf die Ehrenmitgliedschaft.“ Als Präsident Ullrich während des Verbandstages den Tagungsordnungspunkt Ehrungen schloss, hatte  der sonst auf Etikette bedachte Belmer sich seines Sakkos entledigt. Beie lacht: „Und später vergessen, es wieder anzuziehen.“ Nämlich dann, als die Tagungs-Delegierten am Ende des Verbandstages Werner Beie mit stehenden Ovationen zum neuen Ehrenmitglied kürten.

Der scheidende Vorsitzende der Osnabrücker Handball-Region, der am Sonnabend den Sessel des Vorsitzenden des HVN-Verbandssportgerichtes räumte, kennt den Handballsport in allen Facetten. Schon 1952 zog er es vor, das runde Leder in die Hand zu nehmen - und nicht mit dem Fuß zu treten. Bis zum 44. Lebensjahr nahm er noch regelmäßig an Meisterschaftsspielen teil. „Das letzte Spiel habe ich mit 60 bestritten“, sagt er, „das war aber während eines Jux-Turniers.“

Ehrenamtlich engagiert sich Werner Beie seit 1955 für „seinen Sport“.  „Angefangen habe ich mit der Betreuung einer Schülermannschaft.“ Ehrenamtliche Tätigkeiten unter anderem als Schiedsrichter (ab 1956), Spielwart, Abteilungsleiter und Leiter einer Handball-Spielgemeinschaft und nicht zuletzt der Vorsitz der Osnabrücker Handball-Region sollten folgen.

Nein, nach Leitungsfunktionen habe er nie gezielt  gestrebt. Aber: „Personalentwicklung ist auch im Sport das A und O. Das ist eben meist Chefsache.“ Wichtig scheint Werner Beie auch die Sport-Gerichtsbarkeit. Nicht nur auf Verbands-, genauso auf Gliederungsebene: „Man wird da mit so vielen Dingen konfrontiert, von denen man gar nicht glaubt, dass es das gibt. Im Mittelpunkt sollte bei allen Entscheidungen der Sport und damit der Sportler stehen.“

Wenn Werner Beie über 61 Jahre Handballsport spricht, glänzen seine Augen, er verliert sich schnell in Details, in Geschichte und Geschichten. Etwa in die aus den Jahren 1969 bis 1972, als ihn der Dienstherr in die USA schickte. Selbst auf der anderen Seite des „großen Teiches“ verstand sich Beie als Botschafter des Handballsports und versuchte die Offiziere der US-Army als Trainer- und Schiedsrichter-Ausbilder zu begeistern. Dass es in den Staaten an der nötigen Infrastruktur fehlte, störte den ehemaligen Berufssoldaten weniger. „Da haben wir eben Tore selbst gebastelt. Als Tornetze mussten Tarnnetze herhalten.“   

Lobesworte findet der scheidende „Mister Handball von Osnabrück und umzu“ vor allem für Ehefrau Inge: „Meine Frau hat mir immer den Rücken frei gehalten, ohne ihre Unterstützung wäre das alles nicht gegangen.“

Am 10. August leitet der 75-Jährige das letzte Mal den Regionstag, die Jahreshauptversammlung der Osnabrücker Handball-Region. Dann zieht er sich aus dem (Handball-)Ehrenamt zurück. Ob das auf Etikette bedachte Handball-Urgestein sein Sakko während der Veranstaltung in Belm ablegen wird, ist ungewiss - wie die Delegierten des Regionstages ihren Werner Beie aus Amt und Würden verabschieden werden, auch.