Rollstuhl-Fahrer in Inklusionsmannschaften: „Die Spieldynamik begeistert“
Rollstuhl-Fahrer in Inklusionsmannschaften: „Die Spieldynamik begeistert“
„Ich bin positiv überrascht.“ Dr. Frowin Fasold, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrkraft an der Deutschen Sporthochschule Köln, zieht ein positives Fazit des Besuches des Gemeinschaftstrainings der Handballgruppen von Freiwurf Hamburg, der ersten inklusiven Handball-Liga Deutschlands. Im Zuge des Evaluationsprojektes der Leuphana Universität Lüneburg und der Universität Hamburg testen die Hamburger derzeit Möglichkeiten der Beteiligung von Menschen mit Behinderungen am Spiel- und Trainingsbetrieb, die an den Rollstuhl gebunden sind. Unterstützt werden die Untersuchungen vom Deutschen Rollstuhl-Sportverband. Initiator des Forschungsprojektes ist Dr. Steffen Greve, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitseinheit Sportwissenschaft an der Leuphana Universität und als Referent für Kinder- und Schulhandball auch Mitarbeiter der Jugendkommission des Deutschen Handballbundes (DHB).
Dass Rollstuhlfahrer und so genannte Fußgänger gemeinsam Handball spielen können, davon waren Trainer und Teilnehmer der gut 90-minütigen Trainingseinheit beim AMTV Hamburg überzeugt. Martin Wild, Vorsitzender von Freiwurf Hamburg: „Wir werden unsere Gedanken noch einmal verschriftlichen – und dann an dem Projekt weiterarbeiten.“ Zweiter Vorsitzender Hermann Zumach: „Die Spieldynamik hat begeistert, der Gesamteindruck, wie wir Handball spielen, sich nicht geändert. Für uns eröffnet sich eine ganz neue Perspektive, dass auch Rollstuhlfahrer in Zukunft inklusiv Handball spielen.“
Dass Rollstuhl-Fahrer am Training der Handballgruppen von „Freiwurf“ teilnehmen, ist nicht neu. Dr. Steffen Greve: „Es geht den ‚Freiwürflern’ primär darum, wie sie die Rollstuhlfahrer am Spielbetrieb beteiligen können, um bei Bedarf auch ihnen die Teilnahme am inklusiven Handball zu ermöglichen. Auf der wissenschaftlichen Ebene ist für uns Forscher von Bedeutung, ob die Teilnahme der Rollstuhlfahrer Veränderungen in der Interaktion der Teilnehmer bewirkt.“
Getestet haben die Teilnehmer der Trainingseinheit unter Leitung von Frowin Fasold unter anderem die Einrichtung von Zonen, die während des Spiels den Rollstuhlfahrern vorbehalten bleiben könnten; etwa im Bereich der Mitte-Positionen. Martin Wild: „Gerade die Position der Außenspieler, die sonst in unserem Spiel eher vernachlässigt werden, sind dadurch gestärkt worden.“ Dr. Steffen Greve: „Wir müssen jetzt überlegen, wie wir durch kleine Regeländerungen das Spiel noch gerechter gestalten können.“
Stephanie Schultz, Trainerin beim SV Eidelstedt: „Anfängliche Befürchtungen, dass durch den Einsatz der Rollstühle das Verletzungsrisiko steigt, haben sich nicht bestätigt.“ Viel mehr habe das Training, bei dem zum Teil auch Nicht-Gehbehinderte in den Rollstühlen Platz genommen hatten, gezeigt, dass sie durch die Nutzung der Hilfsmittel eine ganz neue Perspektive bekommen. Dr. Frowin Fasold: „Die Leute wussten sofort, wie sie sich zu bewegen hatten. Das ist spannend.“
Sportrollstühle für das Gemeinschaftstraining hatte der Deutsche Roll-Stuhlsportverband zur Verfügung gestellt. Projektkoordinator Malte Wittmershaus: „Uns ist jede Initiative recht, die Rollstuhlfahrern die Teilhabe am Sport ermöglicht – und den Rollstuhl-Sport an sich bekannter macht.“