ThSV zu ängstlich
ThSV zu ängstlich
ThSV Eisenach bezieht deftige 18:30-Pokal-Niederlage gegen Melsungen/ Trainer Velimir Petkovic hofft auf richtige Reaktionen seiner Schützlinge.
Die Hoffnung auf das Erreichen der 2. DHB-Pokal-Hauptrunde war beim ThSV Eisenach schon im Vorfeld ganz gering. Die 18:30 (6:16)-Niederlage in der heimischen Werner-Aßmann-Halle gegen Erstligakonkurrent MT Melsungen zum Auftakt eines der 16 bundesweiten Pokalturniere mit je 4 Teams fiel allerdings sehr deftig aus. Die mit 9 Neuzugängen gegenüber der Vorsaison personell völlig umgekrempelten Wartburgstädter vermochten den effizient auftrumpfenden Hessen, einem Spitzenteam der DKB Bundesliga mit einem dreifach höheren Etat (Saisonziel Platz 4), an diesem Abend nicht das Wasser zu reichen. Wasser in Form von Schweiß floss bei einer Lufttemperatur von über 33 Grad in der Halle freilich reichlich. Handtücher zum Abwischen waren im Dauereinsatz, ebenso die jungen Wischer-Mädels für das Hallenparkett.
„Die haben es uns aber gezeigt“, fasste Manfred Lindig, einer der ganz treuen Partner des ThSV Eisenach, seine Eindrücke zusammen. Er, die große Eisenacher Anhängerschar, Trainer Velimir Petkovic und das gesamte Team hoffen auf eine andere Eisenacher Mannschaft, wenn am Samstag, 22.08.2015 der TuS Nettelstedt-Lübbecke zum Punktspielstart in der Werner-Aßmann-Halle gastiert (Anwurf 19.00 Uhr). „Die Spieler sahen schon unmittelbar nach dem Abpfiff selbstkritisch ihren Pokal-Auftritt. Die richtigen Reaktionen sind jetzt gefragt“, so Velimir Petkovic.
Eisenacher zerschellen am Abwehrbollwerk der Hessen
„Na klar, wir spielten gegen eine Top-Mannschaft der Liga, doch wir traten zu ängstlich auf. Ich bin enttäuscht“, erklärte Eisenachs Trainer Velimir Petkovic, der nach dem Abpfiff hinter der verschlossenen Kabinentür lange mit seinen Mannen sprach. Beim Gang zu den Pausengetränken war bereits alles geklärt. „Das war eine ganz starke Abwehrleistung mit nur 6 Gegentoren“, freute sich Michael Roth, der Coach der MT Melsungen, über die 16:6-Führung seiner Crew zur Halbzeit. „Mit der Art und Weise dieses Erfolges auf dem heißen Eisenacher Pflaster bin ich sehr zufrieden“, fügte ein gut gelaunter Michael Roth hinzu. Anders natürlich die Stimmungslage bei seinem Eisenacher Kollegen. „Meine neue Mannschaft muss noch viel lernen. Dazu gehört das Umsetzen der 10 bis 12 für jede Partie festgelegten Vorlagen“, erläutert Velimir Petkovic mit dem Verweis auf taktische Disziplin und die zu verinnerlichende Spielphilosophie. Das Werfen ohne Vorbereitung in Überzahl aus dem Fernwurfbereich sei seit seinem Amtsantritt in Eisenach verboten. „Wir haben gute Leute verpflichtet“, ist sich Velimir Petkovic sicher. Einer dieser kam mit Olafur-Bjarki Ragnarsson nach 15 Spielminuten. Auf ihn als Spielgestalter ruhen große Hoffnungen. Doch er braucht offensichtlich Zeit, mit seinen Kollegen zu harmonieren, seine Stärken einzusetzen. „Wir haben zu ängstlich gespielt, uns vor eigenem Publikum blamiert“, fand Velimir Petkovic klare Worte. Er wünsche sich, dass alle so temperamentvoll bei der Sache sind wie Dusko Celica. Mit ganz viel Power wuchtete dieser zum 4. Eisenacher Treffer ein (14.). Für den von RK Zagreb gekommenen heißspornigen Rückraumspieler war die Partie nach der dritten Zeitstrafe bereits vor der Halbzeitpause beendet. „Er muss noch lernen, sich nicht provozieren zu lassen“, so Velimir Petkovic. Das Provozieren beherrschen die Hessen meisterlich, Auslöser auch eines Handgemenges vor der Eisenacher Bank (21.). Die mit Nationalspielern gespickte MT Melsungen, im Sommer ganz gezielt verstärkt (Keeper Johan Sjöstrand kam vom THW Kiel, Keeper Rene Villadsen vom ThSV Eisenach, Timm Schneider vom TBV Lemgo), imponierte mit Abwehrstabilität sowie Kreativität und Entschlossenheit im Angriff. Die Top-Außen Johannes Sellin und Michael Allendorf wurden in Szene gesetzt, versenkten an den Eisenacher Schlussleuten vorbei zusammen 9 Bälle.
Keeper Rene Villadsen: So leicht habe ich mir die Aufgabe nicht vorgestellt
So leicht habe er sich die Aufgabe nicht vorgestellt, erklärte Rene Villadsen, im Vorjahr mit dem ThSV Eisenach in das deutsche Oberhaus aufgestiegen. „Von Beginn konzentriert spielen, unsere Stärken einsetzend, das brachte uns in die Erfolgsspur“, bilanzierte der Däne, der ab der 45. Minute den Kasten der Hessen hütete. „Eisenach hat eine völlig neue Mannschaft. Die braucht Zeit. Ich denke, bereits zum Punktspiel wird sich der ThSV Eisenach vor voller Halle und damit anderem Flair ganz anders zeigen“, warf Rene Villadsen schon einmal den Blick auf den 5. September 2015, wenn sich beide Teams an gleicher Stelle um Punkte gegenüber stehen.
Die Melsunger Abwehrrecken profitierten von ihrer körperlichen Robustheit, schlossen aber auch leichtfüßig auf den Beinen alle Lücken. Nur selten, wie Nicolai Hansen (12.), vermochten die Eisenacher Lücken zu finden. Bogdan Criciotoiu, in der Vorsaison mit der TSG Friesenheim in der 1. Liga, versuchte es aus dem rechten Rückraum. Zu zaghaft 2,07-Meter-Recke Azat Valiullin aus dem linken Rückraum. Zwei Auszeiten (15./25.) von Velimir Petkovic und personelle Wechsel änderten nichts an der Dominanz der Hessen. Zwischen der 16. und 30. Mimnuten gelangen dem ThSV Eisenach nur noch ganze zwei Treffer. Nenad Vuckovic dirigierte vorzüglich das Angriffsspiel der MT Melsungen Momir Rnic (insgesamt 6 Treffer) brachte mit knallharten präzisen Würfen seine Farben rasch auf die Siegerstraße. Die Gastgeber kamen höchst selten zu Ballgewinnen und zu Tempogegenstößen (erst im Schlussgang). Mit 5 Treffern in Folge über Gegenstöße zogen die Hessen auf 16:6 (30.) davon. Die Eisenacher hingegen scheiterten mehrfach an MT-Schlussmann Johan Sjöstrand, der bei Würfen von den Außenpositionen sein Gehäuse abriegelte.
Eisenacher Fans dankbar für jede gelungene Aktion
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich nichts an der Dominanz der Hessen im Thüringischen, sehr zur Freude der mitgereisten Fans. Leicht und locker zogen sie ihr Angriffsspiel auf. Nahezu wie im Training vollendete Michael Allendorf zum 20:7 für die MT Melsungen (37.). Sorgenfalten im Eisenacher Lager, als Daniel Luther humpelnd vom Parkett musste (37.). Zwei Treffer von Bogdan Chriciotoiu (37./39.) honorierte das Eisenacher Publikum ebenso dankbar, wie jede gelungene Aktion. Dazu zählten der Tempogegenstoß-Treffer von Nick Heinemann (48.) und der nach gelungener Ballstafette vom Kreis abgeschlossene Angriffszug durch Branimr Koloper (49.). Aber es reichte nicht einmal zu einem Aufbäumen in Ansätzen. Den nach Regelwidrigkeit an Olafur Bjarki Ragnarsson durch Deutschlands Top-Schiedsrichterpaar Lars Geipel/Marcus Helbig verhängten Siebenmeter, brachte Tomas Urban nicht am Ex-Eisenacher Rene Villadsen vorbei (47.). Dirk Holzner machte es dann von gleicher Stelle besser (55.). Längst war die Spannung raus. Die Niederlage in den einstelligen Torebereich zu drücken, gelang dem ThSV Eisenach nicht, obwohl Dirk Holzner eine Steilvorlage von Keeper Jan-Steffen Reditz versenkte (59.).
Der DHB-Pokal 2015/2016 ist für den ThSV Eisenach beendet. Während die MT Melsungen ins Final Four nach Hamburg will, ist beim ThSV Eisenach über das Ausscheiden keiner so richtig böse. Der Aufsteiger will den Klassenerhalt in der DKB Handball-.Bu7ndesliga schaffen. Das ist das ganz große Ziel.
Statistik
ThSV Eisenach: Verkic, Redwitz; Wöhler, Luther, Celica (1), Ragnarsson, Hansen (1), Urban (4/2), Holzner (3/1), Heinemaqnn (1), Koloper (1), Valiullin (3), Seifert, Criciotoiu (4).
MT Melsungen: Sjöstrand, Villadsen; Maric (4), Sellin (4), Hildebrand, Danner (1), P. Müller (1), Bommhouer (4/1), Rnic (6), Schneider, Allendorf (5/1), Vuckovic (4), M. Müller (1), Schröder.
Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/3, MT Melsungen 3/2
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 6 x 2 Min., Rot für Celica nach Foulspiel (27.), MT Melsungen 4 x 2 Min.
Schiedsrichter: Geipel/Helbig
Zuschauere: 893