Hand in Handball: Erste Inklusionsmannschaft im Kreis Segeberg begeistert
Hand in Handball: Erste Inklusionsmannschaft im Kreis Segeberg begeistert
Wenn Gabriella Nemeth über ihre Inklusionsmannschaft namens „Hand in Handball“ berichtet, geht der leidenschaftlichen Trainerin das Herz auf. 25 Jahre lang coachte die gebürtige Ungarin Jugend- und Erwachsenenteams bei der SG Todesfelde / Leezen, ehe es für sie im vergangenen Sommer in den wohlverdienten Handball-Ruhestand ging. Mit „Hand in Handball“ hat die 57-Jährige nun eine neue Aufgabe gefunden, die ihr mindestens genauso viel Spaß bereitet, wie den zahlreichen Teilnehmern und Mitstreitern.
Die Idee, im schleswig-holsteinischen Todesfelde ein Handball-Angebot für Kinder mit und ohne Handicap ins Leben zu rufen, hatte sie dabei schon vor einigen Jahren: „Ich bin ausgebildete Lehrerin und war zehn Jahre lang als Schulbegleiterin für Kinder mit einer Behinderung aktiv“, berichtet Nemeth. „Ich habe ihnen damit ermöglicht, eine Regelschule besuchen zu können. Das war damals eine schöne Geschichte für mich, die mich regelmäßig auf den Boden zurückgeholt hat.“ Schließlich gelangen ihr zur selben Zeit große Erfolge mit dem weiblichen Nachwuchs der SG Todesfelde / Leezen, die bis in das Final Four um die deutsche A-Jugend Meisterschaft vorstieß. „Ich hatte dann die Idee, die Emotionen unseres Sports mit allen zu teilen – vor allem mit gehandicapten Kindern. Eine Freundin hat mir damals das Projekt ‚Freiwurf‘ in Hamburg gezeigt, bei dem es auch um Inklusion im Handball geht. Ich war auf der Stelle begeistert und konnte nicht mehr die Finger von dem Gedanken lassen, selbst damit aktiv zu werden.“
Eine darauffolgende Anfrage Nemeths beim Handballverband Schleswig-Holstein ergab, dass das Thema Inklusion noch nicht besonders verbreitet war. „Ich habe dann meine Kontakte in Todesfelde und Umgebung bemüht und etwas Eigenes auf die Beine gestellt. Alle haben ihren Teil dazu beigetragen, Plakate aufgehängt oder Bälle gespendet.“
Anfang März 2017 war Hand in Handball ins Leben gerufen. „Der Start war trotz meiner Euphorie nicht besonders einfach. Beim ersten Training standen nur acht Kinder in der Halle. Auch Dank meiner Mitstreiter und der Unterstützung durch den HVSH kommen mittlerweile zwischen 20 und 25 Teilnehmer zusammen“, freut sich Gabriella Nemeth über den großen Zuspruch für ihre Herzensangelegenheit. „Das ist einfach wunderbar. Die Kindergehen ganz toll miteinander um und nehmen sich so wie sie sind.“
Das Training verlaufe grundsätzlich sehr harmonisch, werde aber dennoch mit einer Menge Engagement bestritten. Unterstützung erhält Nemeth von drei Mitstreitern, die ebenfalls im Todesfelder Handball verwurzelt sind und zudem eine passende Ausbildung mitbringen: „Trixi Rohlfs, Hanna Pohlmann und Torge Malterer sind ausgebildete Erzieher, was natürlich enorm Hilfreich im Umgang mit den Kids ist. Wir haben Teilnehmer im Alter zwischen sechs und 17 Jahren, von denen gut ein Drittel mit und zwei Drittel ohne Handicap leben.“
Hinzu kommen Kinder, die vor einiger Zeit aus ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet sind und Gefallen am Handballgefunden haben. „Mein Highlight war eine Situation, in der ein Flüchtling ein befreundetes deutsches Kind mit zum Training mitgebracht hat,“ erzählt Nemeth begeistert.
Großen Wert lege sie trotz aller Freude am stetig wachsenden Zuspruch darauf, ihr Projekt nicht falsch zu verstehen. „Hand in Handball ist ein offizielles Sportangebot, keine Therapie. Wir genießen die Zeit zusammen, spielen und lachen miteinander. Davon können sich noch einige etwas abschauen“, erklärt die Frau, die den Handball in Todesfelde über Jahre hingeprägt hat.
Als nächstes wolle man ein Freundschaftsspiel gegen das Team Handiball aus dem wenige Kilometer entfernten Neumünster ausrichten. „Unser Plan ist, noch vor Weihnachten bei einer Oberliga-Partie unserer 1.Damen in Todesfelde aufzulaufen und das Vorspiel zu bestreiten. Da fiebern die Kinder schon richtig drauf hin.“
Im nächsten Sommer gehe es sogar zu den Handballern des VfL Bad Schwartau, mit denen die Schützlinge von Gabriella Nemeth vor einem Zweitliga-Heimspiel einlaufen möchten.
Die Inklusions-Gruppe Hand in Handball trifft sich jede Woche am Dienstagnachmittag in der Todesfelder Sporthalle, spielt und trainiert zwischen 16 und 18 Uhr.
Neue Gesichter sind jederzeit willkommen.